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.»Der widerliche Schrei des Vogels, den du gehört, sagte Albertus, das war der Widerhall aus deinem Herzen, das leicht in Zorn und Unmuth entbrennt.– Weil ihr nun aber, fuhr der Mann fort, eure Fehler aufrichtig gestanden habt, und in der guten Meinung, daß ihr euch vorgenommen, eure Unarten zu bessern, so mögt ihr es nochmal versuchen, und die Christgeschenke prüfen; ich hoffe, daß sie euren Sinnen nun besser behagen werden.«Hugo wagte es zuerst, sein Ohr an den Vogel zu legen – und seine Stimme erklang so lieblich, und wechselte in so vielerlei Weisen, daß es nicht zu beschreiben ist.Dann versuchte auch Lorchen ihre Frucht – und wie sie dieselbe nur an die Lippe brachte, quoll aus ihr ein Wohlgeschmack, der mit nichts zu vergleichen war, und je mehr sie sog, desto süßer schmeckte die Frucht.Endlich unterstand sich auch Theodor in seine Blume zu schauen – und es war ihm, als sähe er in ein belebtes Farbenmeer, wo die einzelnen Wellen wechselweise sich hoben und senkten, und immer zu neuen Gebilden sich wundersam gestalteten.Die Kinder standen wie verzaubert und gebannt, und konnten sich nicht satt schauen und schmecken und hören.Endlich sagte Hugo zu Lorchen: Schwester, wir wollen nun abwechseln; höre du dem Vogel zu, und ich will deine Frucht schmecken.Aber Albertus sagte: »Das geht nicht an; sondern das Werk dienet nur, dem es gegeben ist.Es hat aber ein jedes genug an dem Einen, und es wird keinem je verleiden, so oft er es auch erfahren mag.Nur, wie gesagt, nahet euch jedes Mal mit reinem Herzen und schuldlos; widrigen Falls wird das Böse, das euer Herz birgt, euch jederzeit an den Sinnen bestrafen.«Das merkten – und erfuhren auch die Kinder.Täglich prüften sie ihre Christgeschenke; aber so oft Theodor Neid gezeigt, so sah er wiederum die scheußliche Kröte in seiner Blume; so oft Lorchen eine Lüge gesagt, so schmeckte sie an ihrer Frucht die abscheuliche Galle; und so oft Hugo sich vom Zorn hat hinreißen lassen, hörte er, wenn er den Vogel prüfte, sein gellendes, widerliches Geschrei.Wollten sie denn also von Tag zu Tag das Vergnügen haben, das ihnen der Alte bereitet, so mußten sie sich wohl in Acht nehmen vor den Fehlern, die sie sonst so leicht begingen.Nach und nach, in wenigen Wochen, gewöhnten sie sich dieselben ganz ab, und Theodor wurde theilnehmend und wohlthätig, Lorchen wahrhaft und aufrichtig, und Hugo sanftmüthig und gehorsam.Noch vor Ablauf des Jahrs war Albertus aus dem Hause des Hofkammerraths ausgezogen; man wußte nicht, wohin.Die Christgeschenke verblieben aber den Kindern, und erprobten fortan ihre geheime Kraft.Man weiß aber nicht, wo sie in spätern Zeiten hingekommen.Doch man kann sie auch entbehren; denn jeder Neid, jede Lüge, jeder Zorn bestraft sich meistens von selbst; und Liebe und Wahrhaftigkeit und Sanftmuth und Gehorsam finden ihr Lob und ihren Lohn vor Gott und den Menschen.* * *Röschen.Es wurde nun zuletzt Malchen aufgefordert, ihre Geschichte vorzutragen.Sie erzählte, wie folgt:Ein Vater hatte drei Töchter, die wuchsen auf, und wurden groß und schön, so daß jedermann seine Freude an ihnen hatte.Einsmals mußte der Vater fort auf Reisen.Da sagte die ältere Tochter: Vater, bringt mir ein schönes Kleid mit.Und die mittlere sagte: Vater, bringt mir einen schönen Schmuck mit.Die jüngste aber, welche Rosa geheißen, schwieg, und verlangte nichts.Da fragte sie der Vater: Und was soll ich denn dir mitbringen, liebe Rosa? Hierauf sagte sie: Lieber Vater, wenn Ihr wollt, so bringt mir eine weiße Rose mit.Der Vater versprach einer jeden, was sie verlangt, mitzubringen, und reisete sodann ab.Es vergingen viele Wochen, bis er seine Geschäfte abgethan hatte.Nachdem endlich alles verrichtet war, so dachte er an die Rückkehr nach Hause, und an die Geschenke, die er seinen Töchtern mitzubringen versprochen hatte.Er kaufte daher der ältern ein schönes Kleid von Sammt und Seide, und der mittlern einen kostbaren Schmuck von Gold und Edelgestein.Aber eine weiße Rose für seine liebe Rosa konnte er nirgends erfragen und auftreiben; und er hätte doch gern das Doppelte drum gegeben, was Kleid und Schmuck für die beiden andern gekostet.Da dachte er: Auf dem Heimweg werde ich wohl noch eine weiße Rose auftreiben können; und er fragte auch überall bei allen Menschen nach, ob keine weiße Rose zu haben sey; aber niemand wußte etwas von einer solchen Blume, und viele lachten ihn wohl gar darüber aus.Als er nicht mehr fern von seiner Heimath war, kam er eines Tags durch einen großen dichten Wald, und er war recht traurig, daß er nun seinem Röschen nicht die versprochene weiße Rose mitbringen könnte.Da stand er plötzlich vor einem schönen, großen Garten; und im Garten erhob sich ein großer, schöner Palast; nirgends aber war ein Mensch drinn zu sehen.Er wagte es daher, und ging in den Garten, der offen stand; und wie er zwischen Blumenbüschen hin und her wandelte, sieh! da bemerkte er einen Busch voll der schönsten weißen Rosen.Sogleich pflückte er die schönste ab, und dachte: wie wird sich Röschen darüber freuen! Aber, indem er nun weg und fort wollte, da trat ihm ein großer schwarzer Zottelbär in den Weg; der brummte: »Du hast mir die schönste Rose aus dem Garten genommen, dafür will ich dir deine Rose aus dem Hause holen.« Drauf trollte sich das Thier seitwärts ab, und der Reisende ritt weiter gen Haus zu, indem er bei sich dachte: Mit dem Holen hat's Zeit; zu Hause bin ich Herr.Als er heimgekommen, so war sein erstes, seinem lieben Röschen die weiße Rose zu reichen.Die hatte große Freude darüber, und sie setzte die Blume sogleich in frisches Wasser, und trug sie in ihr Kämmerlein, um sie sorgsam zu pflegen.Auch die beiden andern Schwestern freuten sich sehr über die reichen Geschenke; und sie legten sogleich Kleid und Schmuck an, und besahen sich im Spiegel, und gingen drauf zu den Nachbarsleuten, um sich sehen zu lassen
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