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.Ich glaube, die eine Schachtel haben sie mir per Post zugeschickt, nachdem sie nach unserer Abreise noch einmal in der Ferienwohnung gewesen waren.Soweit ich mich erinnere, habe ich sie nie geöffnet, sondern einfach in das hinterste Regal im Keller gestellt.Ich habe keine Ahnung, was sich darin befindet.“„Meinst du, wir können die Kisten heute holen?“Erstaunt zog Verena eine Augenbraue hoch.„Dein Tatendrang in Ehren, aber möchtest du nicht erst einmal ein bisschen schlafen?“ Das vehemente Kopfschütteln kannte Verena nur zu gut, weshalb sie gar nicht erst weiterbohrte.„Also gut, dann werden wir heute dem alten Haus einen kleinen Besuch abstatten.Eigentlich trifft es sich ganz gut, ich war schon viel zu lange nicht mehr dort.“„Ja, es ist auch schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal da gewesen bin.Ist immer noch das nette Ehepaar dort? Wie hiessen sie doch gleich? Die, die eine Abenteuerranch aufbauen wollten?“„Das Ehepaar Graber.Und ja, sie haben den Hof nach wie vor.Abenteuerranch ist zuviel gesagt, aber sie haben tatsächlich ein nettes Familienziel aus dem Hof machen können.Es war schon ein Segen, dass die beiden nach dem Tod deiner Grosseltern mit dieser Idee und dem Wunsch, den Hof nur zu mieten, bei uns aufgetaucht sind.Sonst hätte ich den Hof wohl verkauft.Den kleinen Kellerraum als Lager zur Eigennützung zu behalten, war ebenfalls eine meiner besseren Ideen.“Leonie musste Lächeln.Diese ganz normalen Mutter-Tochter Momente waren ihr nur selten vergönnt und allzu schnell auch wieder vorbei, das wusste sie, daher machte sie sich schon lange keine falschen Hoffnungen mehr.Dennoch, oder eben deswegen, genoss sie die Augenblicke umso mehr.Während Verena im Badezimmer verschwand, warf Leonie einen kurzen Blick in den Spiegel neben der kleinen Garderobe und erschrak ein wenig vor sich selbst.Entschlossen, nach ihrer Mutter im Bad zu verschwinden und ihrem Aussehen die nötige erste Hilfe zukommen zu lassen, nahm sie sich die Zeitung, die neben den Croissants und Brötchen auf dem Tablett lag und setzte sich zurück aufs Bett.Da es sich um das lokale Blatt handelte, erwartete Leonie nicht gerade viel, zur Zeitüberbrückung würde es aber allemal reichen.Doch bereits beim Anblick der Schlagzeile, wurde sie eines Besseren belehrt.In grossen, schwarzen Lettern prangte die Schlagzeile:‚Grächen im Blutrausch?’Grausiger Fund in Gletscherspalte: Wer hat die beiden Männer ermordet?Interessiert begann Leonie zu lesen.Als Verena aus dem Badezimmer trat und sie ansprach, schaute sie nicht einmal auf.„Wenn du schon nicht ans Schlafen denkst, vielleicht möchtest du dich ein wenig frisch machen?“Ungeduldig winkte Leonie ab, las noch die Zeile, nicht aber den Artikel fertig, warf die Zeitung achtlos aufs Bett und verschwand ebenfalls in dem kleinen Badezimmer.Wie beiläufig schielte Verena auf den Artikel, in den Leonie eben noch so vertieft gewesen war.Beim Anblick der Schlagzeile biss sie sich auf die Lippen.„Sag mal, dieser Zeitungsartikel muss ja mächtig interessant gewesen sein.Was stand denn da drin?“Ihr langes Haar mit der Bürste quälend, trat Leonie aus dem Badezimmer, um besser gehört zu werden.„Offenbar hat der Riedgletscher zwei männliche Leichen freigegeben, die eine unglückliche Begegnung mit einem Messer hatten.Gruselig, nicht wahr?“ Ein breites Grinsen zierte Leonies Gesicht.Verena hingegen erbleichte, was allerdings nicht weiter auffiel, da sie dank des Make-ups sowieso stets denselben Teint hatte.Der kurze Besuch auf dem ehemaligen Hof ihrer Grosseltern war zu einer überraschend entspannenden Abwechslung geworden.Das war nicht zuletzt der frischen Apfelwähe von Frau Graber und den jungen Katzen zu verdanken.So liess sich auch der Stich, den Verena verspürte, als Leonie die beiden Kisten mit den übriggebliebenen Habseligkeiten ihres Vaters unter jeweils einen Arm packte, etwas besser wegstecken.Zurück in Grächen hatte sich Verena vor ihrem Hotel aus Ovalium geschält und Leonie verkroch sich nun mit den beiden Schachteln in ihrer eigenen Unterkunft.Als erstes nahm sie sich den Karton vor, in dem die Dinge waren, die ihre Mutter hineingepackt hatte.Sie hoffte, wenigstens ein bisschen von der Persönlichkeit ihres Vaters fassen zu können, bevor sie sich über die trockenen Fakten, die sie in der anderen Kiste vermutete, hermachte.Schon beim Abheben des Deckels grinste ihr ein derart freundliches und irgendwie vertrautes Augenpaar entgegen, dass sie schwer schlucken musste, bevor sie die nötige Ruhe zum Weitermachen zurückgewonnen hatte.Unter dem Foto kamen einige Schriftstücke zum Vorschein, die sich als Briefe von allerlei Menschen entpuppten, Postkarten, Urkunden, Abzeichen, und schliesslich tauchten zwischen einer Pfeife und einem Amethysten in Form eines Elefanten noch mehr Fotos und auch Kinderzeichnungen auf.Die mühsam bewahrte Beherrschung begann nach und nach zu bröckeln, als sie die glücklichen Gesichter auf all den Fotos wiedererkannte.Vollständig von einem Tränenschleier weggeschwemmt wurde sie bei genauer Betrachtung eines Polaroids, das einen gutaussehenden Mann, eine gestylte Blondine und ein frech grinsendes Mädchen in Skianzügen zeigte.Die Ski steckten neben ihnen im Schnee und im Hintergrund konnte Leonie deutlich die Station der Hannigalpbahn erkennen.Das plötzliche Klingeln des Hoteltelefons riss sie derart abrupt aus ihren Gedanken, dass sie zusammenzuckte.Sich unwirsch über die Wangen wischend, um die unerwünschten Tränen zu trocknen, raffte sie sich auf und hob den Hörer von der Gabel.„Leonie?“, fragte die freundliche Stimme der österreichischen Rezeptionistin, mit der sie sich bald nach ihrer Ankunft angefreundet hatte.„Ein ziemlich gutaussehender Typ hat nach dir gefragt.Er erwartet dich im Restaurant
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