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.Mit dem kurzgeschnittenen Haar, das scheinbar allmählich ergraute, würde die Natur wohl länger zu tun haben– als man es ihm geschoren und das dicke, schlammartige Gebräu über die gesamte Kopfhaut geschmiert hatte, ahnte er, wie jemandem zumute sein mußte, der geteert und gefedert wurde.Augenblicke später stand er unter der warmen Dusche und rieb das Haar bis zu den Wurzeln gründlich mit den Fingern durch.Schwarzes, klebriges Wasser lief ihm wie Sirup über Gesicht und Körper und verschwand schließlich im Abfluß.Es brauchte eine halbe Flasche Schampun, bis das Haar wieder seine natürliche Farbe angenommen hatte, aber es wurde ihm klar, daß es um einiges länger dauern würde, bis er mit seinem kurzgeschnittenen Haar nicht mehr wie ein Sergeant der US-Marine aussah.In einer Ecke des Zimmers lagen der lange, ausgebeulte Mantel, der abgetragene, formlose Anzug, der schwarze Schlips, das abgetragene, nicht mehr ganz weiße Hemd, die Wollfäustlinge und der israelische Paß: Stunden der Vorbereitung, abgetan in wenigen Minuten.Mit Wonne hätte er alles verbrannt, statt dessen ließ er die Sachen auf einem Haufen liegen.Er kehrte ins Zimmer zurück, streckte sich auf dem Bett aus und gähnte wie eine Katze.Ihm schmerzte der Rücken von all dem Bücken und Krümmen.Er stand daher wieder auf, beugte den Rumpf, griff nach den Zehen und warf die Arme hoch über den Kopf.Er wiederholte die Übung fünfzigmal, ruhte sich eine Minute aus und absolvierte noch fünfzig Liegestütze.Hierauf ging er erneut ins Badezimmer und duschte noch einmal – diesmal kalt.Allmählich begann er sich wieder wie ein menschliches Wesen zu fühlen.Erleichtert zog er schließlich ein frisch gebügeltes, cremefarbenes Seidenhemd und einen neuen doppelreihigen Anzug an.Bevor er seine Anrufe tätigte – einen nach London, zwei nach Moskau –, bestellte er sich das Abendessen aufs Zimmer; er hatte keine Lust zu erklären, wieso der Mann, der sich an der Rezeption angemeldet hatte, um dreißig Jahre älter war als jener, der jetzt allein in seinem Zimmer aß.Wie ein hungriges Tier riß er an seinem Steak, verschlang es und stürzte den Wein hinunter.Lange starrte er die bunte Plastiktüte an, aber er verspürte nicht den geringsten Wunsch, sein Mahl mit Schweizer Likörpralinen zu beschließen.Und wieder stieg die Wut in ihm hoch bei dem Gedanken, daß der Engländer ihn übertölpelt hatte.Dann blieb sein Blick an dem kleinen Lederkoffer haften, der neben dem Bett auf dem Boden lag.Er öffnete ihn und nahm die Kopie der Ikone heraus, die er auf Zaborskis Wunsch immer bei sich trug, damit jeder Zweifel ausgeschlossen war, sobald er auf das Original des heiligen Georg mit dem Drachen stieß.Kurz nach elf schaltete er den Fernseher ein uns sah sich die Spätnachrichten an.Offensichtlich stand noch kein Foto des Verdächtigen zur Verfügung, wohl aber ein Bild dieses vertrottelten Taxifahrers, der so langsam gefahren war, daß es ihm das Leben kosten mußte, diesem Idioten; und ein Foto der hübschen kleinen Deutschen, die versucht hatte, sich zu wehren.Es war wirklich rührend gewesen – ein einziger harter, sauberer Schlag, und ihr Hals war gebrochen.Der Fernsehsprecher berichtete, daß die Polizei nach einem Engländer sucht, dessen Namen nicht bekannt sei.Romanow lächelte bei dem Gedanken, daß die Polizei überall nach Scott fahndete, während er selbst in einem Luxushotel saß und ein Steak verzehrte.Im Gegensatz zur Schweizer Polizei benötigte Romanow keine Fotografie des Mörders.Der Mann hatte ein Gesicht, das er nie vergessen würde.Und außerdem hatte ihm sein Kontaktmann in England in einem einzigen Telefongespräch weit mehr über Captain Scott erzählt, als die Schweizer in einer ganzen Woche herauszufinden hoffen konnten.Angesichts der Details aus Scotts Militärkarriere und seiner Tapferkeitsauszeichnungen rieb sich Romanow bei dem Gedanken, einen solchen Mann zur Strecke zu bringen, vor Vergnügen die Hände.Adam lag reglos auf einem schäbigen schmalen Bett und versuchte, all den Teilchen, aus denen sich dieses unheimliche Puzzle zusammensetzte, irgendeinen Sinn zu entnehmen.Wenn Göring die Ikone seinem Vater vermacht hatte und Görings Deckname Emmanuel Rosenbaum gewesen war, dann gab es keinen lebenden Emmanuel Rosenbaum, jedenfalls keinen echten.Aber es gab einen Rosenbaum! Er hatte bei dem Versuch, die Zaren-Ikone in seinen Besitz zu bringen, sogar zwei Morde begangen.Adam beugte sich hinüber, drehte die Lampe auf dem Nachttischchen an, zog das Päckchen aus der Manteltasche, wickelte es vorsichtig aus und hielt die Ikone unter das Licht.Der heilige Georg starrte ihn an – er sah gar nicht mehr großartig aus, wie Adam fand, eher vorwurfsvoll.Adam hätte die Ikone Rosenbaum ohne Zögern ausgehändigt, wenn er damit Heidis Leben hätte retten können.Um Mitternacht wußte Adam, was getan werden mußte, aber er wartete bis kurz nach drei, ließ sich dann leise aus dem Bett gleiten, öffnete die Tür, blickte prüfend über den Korridor und sperrte die Tür geräuschlos hinter sich zu, bevor er die Treppe hinabschlich.Auf der untersten Stufe blieb er stehen und lauschte.Der Nachtportier war vor dem Fernseher, der nur noch ein schwaches, monotones Summen von sich gab, eingenickt; in der Mitte des Bildschirms leuchtete ein silberner Punkt.Adam brauchte fast zwei Minuten bis zum Ausgang.Einmal trat er auf eine knarrende Bohle, doch der Portier schnarchte so laut, daß das Knarren übertönt wurde.Draußen auf der Straße ließ sich nirgends auch nur die leiseste Bewegung erkennen.Da er nicht weit wollte, hielt er sich im Dunkel des Straßenrands und bewegte sich in einem für ihn ungewöhnlich langsamen Tempo vorwärts, bis er am Ende der Straße etwa hundert Meter entfernt entdeckte, wonach er suchte
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