[ Pobierz całość w formacie PDF ]
.Ich wagte es nicht, mir vorzustellen, dass dieses Zimmer einmal meins sein könnte und wie ich darin wohnen würde.Die Studentin, die normalerweise hier wohnte, hatte sämtliche Privatgegenstände beseitigt, bis auf die kleinen Leuchtsternchen, die überall an der Decke klebten und die ich erst bemerkte, als ich das Licht ausschaltete.Mein erstes Gespräch fand am nächsten Vormittag um zehn Uhr statt, und wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich wahrscheinlich das Frühstück sausen lassen, aber das Mädchen von nebenan klopfte um acht an meine Tür und fragte, ob ich mit ihr frühstücken kommen wolle.Sie brauchte moralische Unterstützung, behauptete sie, obwohl sie die ganze Zeit plapperte, als wäre sie schon viele Male hier gewesen, und sich ganz selbstverständlich hier bewegte.Für Geschichte hatte sie sich beworben.Sie hatte ein rundes Gesicht mit Sommersprossen, aber an ihren Namen kann ich mich nicht mehr erinnern.Sie wurde nicht angenommen, trotz ihres Selbstvertrauens.Ich redete nicht viel und versuchte, auf dem Weg vom Gartenhaus zur Mensa so viel wie möglich in mich aufzunehmen; und in der Mensa war ich für Unterhaltungen viel zu beschäftigt damit, mir die Eichentäfelung anzuschauen, die großen, goldgerahmten Porträts an den Wänden und die langen, schweren Tische.Hunderte von Leuten saßen auf den Bänken an den Tischen und unterhielten sich lautstark, obwohl mir auffiel, dass ein beträchtlicher Teil von ihnen vor lauter Aufregung ganz schweigsam war.Ich würgte etwas Toast und lauwarmen Tee hinunter, während ich … nennen wir sie einfach Joan, da ich mich beim besten Willen nicht an ihren Namen erinnern kann … während ich Joan zuhörte, die mich über all ihre Freundinnen und Hobbys aufklärte und darüber, dass sie sich kaum vorstellen konnte, in Oxford zu studieren, weil es eben doch ziemlich arbeitsintensiv war und ihre Kumpels alle bloß darüber gelacht hatten, dass sie sich überhaupt beworben hatte.Nach dem Frühstück hatte ich es geschafft, Joan mit der Begründung abzuschütteln, dass ich mich auf mein Gespräch vorbereiten musste, und so schlenderte ich durch das College.Ich schaute mir alles genau an, angefangen bei den mit Kreide über den Türen vermerkten Ruder-Ergebnissen im zweiten Innenhof bis hin zum Geruch von Messingpolitur vor der College-Kapelle.Es war ein klarer, kalter Tag, der Himmel strahlte hell und blau über mir, und die Farben waren unglaublich intensiv.Ich hatte mich schon auf fast schmerzhafte Weise in den Ort verliebt und ging zu meinem Gespräch mit einem Gefühl wachsender Panik.Sie konnten mich doch nicht hierher einladen, mir den – in meinen Augen – Himmel auf Erden vor die Nase halten und mir das alles dann wieder wegnehmen … Rückblickend muss ich jedoch sagen, dass sie es mir wirklich leicht machten.Keine von diesen Fragen, bei denen einem die Spucke wegbleibt und mit denen sich andere Bewerber herumschlagen mussten, wie beispielsweise: »Definieren Sie Vernunft.« Das Letzte, was die Jura-Tutoren von mir wissen wollten, bevor sie mich vorerst entließen, war schlicht und ergreifend, warum ich am Latimer studieren wollte.Ich sah aus dem Bleiglasfenster auf die goldgelben Schornsteine, die sich gegen den blauen Himmel so scharf abzeichneten wie Scherenschnitte.Ich brauchte eine Antwort, die sie überzeugte und die weder banal noch bettelnd klang.Aber was ich schließlich sagte, war die Wahrheit:»Ich wusste gar nicht, dass ein Ort wie dieser hier existiert, aber geträumt habe ich davon schon immer.«Anschließend verließ ich die Räumlichkeiten der Jura-Tutoren wieder, ging die kleine Holztreppe hinunter, vorbei am nächsten Bewerber, einem Jungen im Anzug, der auf mein zaghaftes Lächeln hin einfach durch mich hindurchsah.Da wusste ich, dass ich nicht gut genug gewesen war, um angenommen zu werden.Den Rest der Gespräche absolvierte ich nur noch mechanisch, ich nickte und lächelte, bis mir die Wangen wehtaten.Die Fragen der Tutoren beantwortete ich so leise, dass sie sich öfter nach vorn beugten und mich baten, meine Antwort zu wiederholen.»Aussichtslos, aussichtslos, aussichtslos«, hämmerte es in meinem Kopf, als ich am Morgen des dritten Tages meine Sachen packte und nach einem letzten Blick aus dem Fenster dem kleinen Zimmer schweren Herzens den Rücken kehrte.Zu Hause war danach alles noch grauer, hässlicher und unerträglicher als vorher.Und weißt du, was dann passiert ist? Allen Erwartungen zum Trotz und wahrscheinlich nur, weil ich in die richtige Statistik passte, boten sie mir doch tatsächlich einen Studienplatz an.Als der Brief ankam, schloss ich mich erst einmal im Bad ein und starrte auf den Umschlag.Ich wusste nur, dass ich als Nächstes entweder vor Freude ganz außer mir oder absolut niedergeschmettert sein würde.Mein Schicksal war bereits entschieden, allein ich kannte es noch nicht.Ich erinnere mich noch sehr genau, wie mein Herz flatterte und mein Blick sich fokussierte, während ich den Umschlag ganz langsam öffnete und den zusammengefalteten Brief herausnahm.Es wäre wohl besser gewesen, wenn man mich nie in Oxford angenommen hätte – wenn ich nie über den Coop-Supermarkt hinausgekommen wäre, in dem ich nebenbei jobbte.Aber ich bekam den Studienplatz und obendrein ein derart großzügiges Stipendium, dass ich mich kein bisschen um Studiengebühren, Büchergeld oder die Finanzierung von Talar, Doktorhut und dem ganzen anderen Oxford-Zubehör sorgen musste.Mir wurde allerdings sehr schnell klar, dass ich dennoch Geld brauchte – und zwar mehr, als ich zur Verfügung hatte –, um mir alles andere anzuschaffen, wie beispielsweise Kleidung, in der ich nicht weiter auffiel.Ich hatte gesehen, was die Studentinnen so trugen, als ich dort war.Oxford war zwar ganz sicher nicht der schickste Ort der Welt, aber trotzdem sahen sie anders aus als ich.Es war nicht viel, worum ich Oma bat.Ich wusste, dass sie nicht arm war – schließlich hatte ich ihr Sparbuch gesehen.Ich sagte, dass ich ein Darlehen bräuchte, jedoch nicht, wofür.Aber sie interessierte sich auch gar nicht für den Zweck, sondern lehnte sofort ab.»Du kriegst Geld von mir, wenn ich tot bin und keine Minute früher.«Eigentlich hat sie mich also selbst auf die Idee gebracht, und so war es auch ein bisschen ihre eigene Schuld, findest du nicht?Beruhige dich, das sollte nur ein Scherz sein.Dass es ihre Schuld war, meine ich.Aber mir gegenüber rechtfertigte ich meine Idee mit der Begründung, dass sie ständig unter starken Schmerzen litt, dass sie außerdem schon ganz mondgesichtig war von den ganzen Steroiden und durch die Wohnung schlurfte wie ein kleiner grauhaariger Troll und alle Welt angiftete.Ich brauchte nicht allzu lange, um den Entschluss zu fassen.Es war noch ein paar Monate hin, bis ich das Geld brauchte, und so beschäftigte ich mich weiter damit, Medikamente zu horten
[ Pobierz całość w formacie PDF ]
Darmowy hosting zapewnia PRV.PL