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.Gar nicht so dumm, überlegte Stahmer.Heydrich hat Witz … Der Einbrecher als sein eigener Verfolger! Und gar nichts dahinter, bloß ein paar gestohlene Akten.Wenn Stahmer geahnt hätte, daß jede Folie in Blut getaucht werden würde, wäre sein Spaß an der Situation auf der Stelle verflogen.»Und dann?« fragte er.»Geht Sie nichts an … Zunächst nicht«, entgegnete der Standartenführer.»Wir benutzen das Zeug, um einen Schriftwechsel zu präparieren«, erklärte er dann doch.Er trat ans Fenster, zündete sich eine Zigarette an, drehte sich langsam um und fragte geheimnisvoll: »Können Sie eigentlich reiten, Stahmer?«»Ja, sicher«, erwiderte der Agent, »… warum?«»Zunächst erledigen Sie die Geschichte mit dem Heeresarchiv … Es ist wohl klar, daß der Täter nicht gefaßt wird … Am besten nehmen Sie einen Unschuldigen fest und sperren ihn eine Zeitlang ein, bis Gras über die Geschichte gewachsen ist … Dann ruhen Sie sich aus.«»Bin nicht müde«, brummte Stahmer.»Um so besser! Mensch, Sie sind doch ein Kerl, der auf Weiber wirkt … Sie melden sich in der privaten Reitschule Rudolphi an … da reitet jeden Tag die Tochter des früheren russischen Generals Denikin.An die machen Sie sich 'ran.« Der Standartenführer lächelte schräg.»Sehen Sie zu, daß Sie nicht vom Gaul fallen … und bei ihr vorwärtskommen, mit allen Mitteln … so schnell wie möglich … Wir brauchen die Dame für unsere Pläne.«»Gut, Standartenführer«, erwiderte Stahmer.Er verabschiedete sich gleichgültig.Er dachte an seine neue Aufgabe im Heeresarchiv und lächelte.Das war etwas nach seinem Geschmack.Reiten, auch nicht schlecht! Und am Abend Margot.Alles war in Ordnung.Die leichtsinnige Rechnung schien aufzugehen.Das Bild des toten Formis verschwamm im Hintergrund.Gelegentliche Gedanken daran ließ er nicht hochkommen.Georg, der Mörder, saß in Dachau.Das Verbrechen war, wenn man so wollte, gesühnt.Und ich bin noch nicht in Ungnade bei Heydrich, dachte Stahmer.Was kostet die Welt, wenn der Teufel allmächtig ist …35Kriminalkommissar Wendland, ein junger, ehrgeiziger Beamter, hatte sich im Gebäude des Heeresarchivs eingenistet.Er wollte Werner Stahmer mit fachkundiger Umständlichkeit das Ergebnis seiner Untersuchung erklären, aber der Beauftragte des RSHA winkte kühl ab, nahm ihm einfach die Protokolle aus der Hand.»Es tut mir leid«, sagte er, »aber Sie wissen ja, daß wir jetzt die Geschichte weiterbearbeiten.«»Halten Sie das für richtig?« fragte der Kommissar unwillig.»Ich stelle keine Fragen«, antwortete der Agent, »ich führe nur Befehle aus … Sie übrigens auch.«Der Kriminalbeamte zuckte die Schultern.Es war nicht das erstemal, daß er sich über den Eingriff einer Behörde ärgerte, die seiner Ansicht nach aus Dilettanten und Glücksrittern bestand.Aber die Prinz-Albrecht-Straße hatte die Macht, und wer sich noch nicht duckte, würde es bald lernen.Zunächst vernahm Stahmer den Wachhabenden.Der Agent kannte ihn, es war der Feldwebel, der ihn in der Nacht nach dem Einbrecher gefragt hatte.»Der Kerl hat sich für den Heizer ausgegeben …«, sagte er, »leider haben wir es zu spät gemerkt.«»Leider …«, erwiderte Stahmer mit zufriedener Unzufriedenheit, »Sie Armleuchter.Und wie ist er aus dem Haus gekommen?«»Das wissen wir noch nicht«, entgegnete der Feldwebel stramm.»Hoffentlich wißt ihr, was eure Schlamperei für Folgen hat«, drohte der Agent.Während sein Gesicht Zurechtweisung ausdrückte, arbeiteten seine Gedanken schnell und sicher.Der Posten an der Tür hat den Mund gehalten … Die einzige Gefahr! Bei gutem Personengedächtnis hätte ihn der Gefreite trotz des rußgeschwärzten Gesichts wiedererkennen können.Auf einmal gab sich Stahmers Untersuchung zwanglos bis heiter.»Haben Sie sich wenigstens den falschen Heizer genau angeguckt?« fragte er den Feldwebel.»Nein … das heißt …«»Ja oder nein?«»Nur einen kurzen Augenblick«, wich der Wachhabende aus, »und das Licht da unten taugt keine Mark, das kann ich Ihnen sagen.«»Schraubt 'ne andere Birne ein«, erwiderte Stahmer gut gelaunt, »… und wie hat der Kerl ausgesehen … Sie Würstchen?«»Groß, schlank, breite Schultern … so'n Sportstyp.« Die Hände des Feldwebels versuchten die Konturen des Einbrechers zu modellieren.»Eigentlich … wie Sie.«»Wie ich?« fragte Stahmer belustigt.Er trat an den Wachhabenden heran und musterte ihn durchdringend.Der Teufel ritt ihn, wie er bald für den Teufel reiten würde.»Na«, sagte er ironisch, »reißen Sie Ihre Glotzaugen auf …«Nach zwei Stunden hatte Stahmer alle Beteiligten gesprochen.Er verarbeitete zielstrebig Papier zu Protokollen, diktierte kunterbunt durcheinander, schwächte Aussagen ab, die ihm gefährlich werden konnten, und hob die falschen Beobachtungen hervor.Seine Fälschung war so geschickt, daß sie auch Kommissar Wendland nicht auffiel, der sich nur darüber wunderte, daß das RSHA die Verfolgung des Einbrechers so schnell aufsteckte.Werner Stahmer verabschiedete sich herzlich von ihm.»Seien Sie froh«, sagte er, »daß Sie mit der Sache nichts zu tun haben … Ich beziehe jetzt meinen Anpfiff direkt in der Prinz-Albrecht-Straße.«»Viel Vergnügen«, erwiderte der Kommissar schadenfroh, »aber wir könnten doch noch …«»Unsinn«, wehrte der Agent ab, »je weniger wir unternehmen, desto schneller vergessen sie die Geschichte in der Zentrale … Wer soll sich schon für den geklauten Plunder interessieren?«Werner Stahmer hatte die zweite Etappe seines Befehls ausgeführt.Jetzt rollte der Fall weiter wie ein Kriminalfilm.Zug um Zug.Abenteuerlich.Phantastisch.Unheimlich.Eine verrückte Idee, wie sie nur die Handgranaten-Logik Heydrichs ausdenken konnte … und die doch fünftausend Menschen das Leben kosten würde
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