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.Darum mögen wir uns wohl freuen, dass Christus, unser Bruder, aus eigener Kraft über alle Chöre der Engel aufgefahren ist und zur rechten Hand des Vaters sitzt.Der Meister spricht wahr.Aber was hülfe es mir, hätte ich einen Bruder, der ein reicher Mann wäre, aber ich bliebe darüber ein armer Mann? Was hülfe es mir, hätte ich einen Bruder, der ein weiser Mann wäre, aber ich bliebe darüber ein Tor?«Wilhelm geriet in Eifer.»Ich sage anderes und was darüber hinaus geht: Gott ist nicht allein Mensch geworden, sondern mehr: Er hat menschliche Natur angenommen.«Er hielt inne.So weit, so gut.Das hatte er ja so oder so ähnlich vom Meister selbst vernommen.Wie sollte er nun den Zusammenhang knüpfen, um seine Aufgabe zu erfüllen? »Aber ich sage wahrheitsgetreu.« Indem er die Formulierung niederschrieb, die der Meister so gern gebrauchte, fühlte sich Wilhelm stark.Er schrieb: »Wenn Er unsere Natur angenommen hat, müssen wir seine Natur annehmen, um nicht arm und töricht zu bleiben, sondern wie Er reich und weise zu werden.Und das wisst ihr mit großer Bestimmtheit, dass Er wie auch seine selige Mutter Maria sein ganzes Leben als Mensch über in Keuschheit und Gehorsamkeit seinem Vater gegenüber verbracht hat.«Wilhelm sah sich in die Fußstapfen des Meisters treten und schrieb wieder, wie er es so oft beim Meister gehört hatte: »Ich sage anderes und Schwierigeres.«Die Gedanken flogen ihm mit großer Leichtigkeit zu.»Wenn wir also unkeusch werden, so verleugnen wir Gottes Natur, die die Natur des Menschen geworden ist.Die Natur aber zu verlieren, bedeutet den Tod.Ihr habt richtig gehört: den Tod.Ihr alle vernehmt die tödliche Kälte, die Gott da draußen gegen uns wüten lässt, weil wir erlauben, wie in unserer Mitte die Keuschheit mit Füßen getreten wird.Das aber sind, wie kein Zweifel aufkommen kann, die kupplerischen und schwatzhaften Beginen, die sich anheischig machen, zu leben wie die Nonnen, es aber nicht sind.Was meint ihr, was herauskommt, wenn der Löwe wollte wie eine Taube sein? Wenn der Wolf meinte, ein Lamm zu sein? So aber halten sie es …«Wilhelm war zufrieden.Er schrieb und schrieb und vergaß alles um sich herum.Er verfasste eine Predigt, die ihm wie der brennende Busch selbst vorkam, wie das Donnergrollen des Rächergottes.Er sah das Volk vor sich, wie es andächtig den Worten von Bruder Hermann lauschen und sich erheben würde, um das Unrecht aus ihrer Mitte zu tilgen und dem Frühling zu erlauben, zu kommen und die Kälte abzulösen.*Köln, vor St.Ursula, am frühen Vormittag des 3.2.1327Als der reich gekleidete Mann aus der Kirche St.Ursula, gleich hinter dem Predigerkloster, trat und einige Pfennige aus seinem Beutel nahm, streckte Angela rasch ihre frostgeplagten Hände aus und fing geschickt die Münzen auf, die wohl eigentlich für den Lahmen bestimmt waren, der vor Kälte bibbernd im Schnee hockte und dumpf vor sich hin stierte.»Für eine heilige Jungfrau gebe ich gern.Bitte, betet nur fleißig für unser Seelenheil«, sagte der Mann.»Das tun wir mit Inbrunst«, beteuerte Angela fröhlich.»Und wir müssen es, da die Pfennigspfaffen es versäumen.«Der Mann wendete sich an sein Weib.»Ja.Kommt es dir nicht auch oft so vor, dass unser Pfarrer Franz auf dem Ohr Gottes ziemlich taub ist?«»Du sagst es«, bestätigte sie.»Geht doch wie wir zu den Predigern«, hakte Angela schnell ein.»Sie haben immer ein offenes Ohr.«»Und einen offenen Geldbeutel«, murmelte der Lahme.Der reich gekleidete Mann hatte es anscheinend nicht gehört oder beachtete es nicht, jedenfalls sagte er zu seinem Weibe: »Wir werden es gnädig erwägen.« Dann gingen die beiden.Angela aber spürte, es sei doch wohl ein Unrecht, dass sie, die zwei starke und gesunde Hände hatte, um damit zu arbeiten, den anderen Bettlern, den Lahmen, den Blinden und den Kranken, die Almosen vor der Nase wegschnappte.Sie reichte die Pfennige weiter an den Lahmen.»Vergelt’s Euch Gott«, sagte er und lächelte selig.Darauf achtete Angela nicht, denn sie sah einen jungen Burschen, den sie vor dieser Kirche schon öfter getroffen hatte.Er hatte sich ihr stets genähert, um ihr und niemand anderem ein paar Pfennige zu geben.Sie verfolgte ihn mit den Augen.Doch heute machte er einen weiten Bogen um sie herum.Sie spürte einen Stich im Herzen
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