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.»Ist es wahr?«, zischte sie eindringlich.»Ist es wahr, was man von Schwester Gudrun sagt?«»Ist was wahr?«»Dass sie … zu Tode gepeitscht wurde.«»Wie kommen Sie denn darauf?«»Florences Bruder ist mit der Schwester von einem der Krankenwagenfahrer befreundet.«Mwangi seufzte.Die Buschtrommeln in Mombasa funktionierten derart zuverlässig, dass es ihn nicht überrascht hätte, wenn schon ganz Kenia von Schwester Gudruns Geißelung gewusst hätte.»Ist es wahr?«»Ja«, bestätigte Mwangi, »es ist wahr.«Die beiden Nonnen bekreuzigten sich.»Sie müssen sich aber keine Sorgen machen.Ihnen kann nichts passieren.«Constance starrte ihn an.»Sie haben mich nicht ganz verstanden«, meinte sie.»Ich habe Geschichten von Nonnen gehört, die ich in anderen Missionsstationen kennengelernt habe.Wie Gudrun sie für ihre Sünden bestraft hat, wie auch Jesus bestraft worden war.Sie haben erzählt, dass sie eine Rute aus Niembaum-Zweigen benutzt hat, weil die Rinde weich ist und ihre medizinische Wirkung die Schmerzen lindert – aber das war nur einer ihrer kranken Scherze, denn sie hat jedes Mal neununddreißig Hiebe verabreicht, genau so oft, wie die römischen Soldaten Jesus geschlagen haben.«Neununddreißig, dachte Mwangi.Genauso viele Striemen hatte auch Christie auf dem gegeißelten Rücken der alten Nonne gefunden.Sie waren von der Kantine in die abgeschiedene Kapelle gegangen.»Ich hab es nie so richtig geglaubt«, fuhr Constance fort.Neben ihr zitterte Florence fast schon vor lauter Angst.»Ich dachte, sie wollten mir alle nur bange machen – Sie wissen schon, die naive Neue, die gerade erst in Kenia gelandet ist, so was in der Richtung.Aber ich hab mich trotzdem vor ihr gefürchtet.Jeder hat sich vor ihr gefürchtet, sogar Bruder Willem.«»Hat Sie sie jemals geschlagen?«, wollte Mwangi wissen.»Nein.«»Dann haben Sie vielleicht recht.Vielleicht waren das alles bloß Märchen.«»Das waren keine Märchen, Detective Mwangi.« Sie warf Florence einen Blick zu.»Bevor Florence Nonne wurde, war sie in dem kirchlichen Waisenhaus, das Schwester Gudrun in Majimboni leitete, in der Nähe der Grenze zu Tansania.Zeig es ihm.«Florence senkte verschämt den Kopf, als sie sich die schwere Baumwollkutte hinten aufknöpfte.Während sie den Stoff etwas nach unten zog, drehte sie sich um, so dass Mwangi die hässlichen Narben betrachten konnte, die sich auf der schokoladenbraunen Haut ihres Rückens erhoben.»Neununddreißig Hiebe«, stellte Constance fest und strich dem Mädchen zärtlich über die Schwielen.»Vielleicht möchten Sie ja selbst nachzählen, Detective Mwangi?«Mwangi merkte, wie es ihm in den Augen stach, gleichermaßen aus Wut und aus Mitgefühl für das Mädchen.»Warum haben Sie mir das nicht schon früher erzählt?«, fragte er.»Weil sie nicht tot war!«, rief Florence.»Weil es genauso gut möglich gewesen wäre, dass sie wieder zurückkommt!«69Der vereinbarte Treffpunkt war ein Parkplatz oberhalb des Strandes von Black Cliff Point, fünfzehn Kilometer südlich vom Likoni-Ukunda-Highway.Walker hatte ausrichten lassen, dass er am Mittag dort sein würde.Wegen der Hühnerbescherung auf der Autobahn hatten sie es nur mit knapper Not geschafft.»Und, was jetzt?«, fragte Jouma.Jake zuckte mit den Schultern.»Jetzt warten wir.«Nach einer halben Stunde fuhr ein olivgrüner Jeep auf den Parkplatz.Ein großer Afrikaner in Safari-Kleidung stieg aus und näherte sich vorsichtig.Er hätte fünfzig sein können, aber genauso gut auch siebzig mit dem weißen Haar über einem Gesicht, das aussah wie ein vom Wind zurechtgeschliffener Sandstein.»Sind Sie Mr.Moore?«Jake nickte.»Und das ist Inspector Jouma von der Kriminalpolizei Mombasa.Wie gewünscht.«Nach einer weiteren Pause nickte der Afrikaner.»Ich bin Malachi«, erklärte er.»Lassen Sie Ihr Auto hier stehen und kommen Sie mit.«Sie fuhren dreißig Kilometer weiter Richtung Süden.Bei Mwabungu bog Malachi ins Binnenland ab, ins bewaldete Hochland des Shimba-Hills-Naturschutzgebietes.Die Straße wurde immer schmaler und schlechter, bis sie nur noch als staubiger, roter Pfad am südlichen Rand des Reservats verlief.Abgesehen von den Wildhütern benutzte kaum jemand diese Strecke, die von den tiefen, bewaldeten Tälern der westlichen Gebirgsausläufer in die offene Grassavanne der Ebene führte.»Ich gehe mal davon aus, dass Mr.Walker es nicht zurück nach Glasgow geschafft hat«, sagte Jouma.Malachi schwieg und ließ erkennen, dass er nicht in der Stimmung für eine Unterhaltung war.Die beiden Passagiere des Jeeps begnügten sich also mit dieser Privatsafari und starrten fasziniert auf die wilden Tiere, die fast zum Greifen nah schienen.Jake verdiente seinen Lebensunterhalt auf dem Meer und schämte sich fast, dass er sich nie die Mühe gemacht hatte, einmal ins Binnenland zu fahren.In Dokumentarfilmen hatte er schon jede Menge Geparden, Löwen und Leoparden gesehen, aber in freier Wildbahn noch nie.In der stetig zunehmenden Hitze des Nachmittags lagen die prächtigen Raubtiere schläfrig im Schatten der Wundersträucher und der Akazien mit ihren flachen breiten Baumkronen.Der vorbeiratternde Jeep hätte ihnen kaum gleichgültiger sein können.Auf Jouma, der am Fuß des Mount Kenya aufgewachsen war, wirkte diese Landschaft wesentlich vertrauter.Doch es war schon lange her, dass er anderes zu sehen bekommen hatte als den Beton und Stahl der Stadt und etwas anderes gerochen hatte als Benzindämpfe und Fäulnis.Ihr Ziel war ein Lager im Windschatten eines niedrigen Hügels, der sich leicht über die Ebene erhob.Es bestand aus mehreren Zelten, die sich um eine kreisförmige, mit Steinen eingefasste Feuerstelle gruppierten, sowie aus einem Campingtisch unter einem Sonnenschutz aus Stroh.Als Malachi den Motor abstellte, tauschten Jake und Jouma einen Blick – hier waren sie wirklich mitten im absoluten Niemandsland.Fünfzehn Kilometer weiter östlich erhoben sich die Shimba Hills, aber in den anderen Richtungen erstreckte sich das Flachland bis zum Horizont.Jake sah sich um.»Wo ist Walker?«, fragte er.70Am Morgen war noch eine kühle Brise über die Ebene hinweggestrichen.Doch mittlerweile lastete nur noch dicke, einschläfernde Hitze auf dem Land.Es war die Stunde des Jägers.Dort.Im Schatten eines Wunderstrauches erstarrte ein Riedbock in der Bewegung und hob den Kopf, wobei er die Ohren aufstellte wie Antennen.In dreihundert Meter Entfernung blickte Frank Walker durch das Zielfernrohr seines Interceptor-Jagdgewehrs, und für einen Moment sah er das Tier wie auf einer Fotografie.Er legte eine.300-Winchester-Magnum-Patrone ein und entsicherte das Gewehr.Jetzt schön vorsichtig …Die riesigen, glänzenden Augen des Riedbocks blickten ihn nun direkt an, doch Walker wusste, das Tier konnte ihn nicht sehen.Malachi hatte ihn gut unterwiesen.Gegen den Wind stellen.Mit der Umgebung verschmelzen.Er drückte den Gewehrkolben fest gegen die Schultern und legte den Finger auf den Abzug.Jetzt schön vorsichtig …Bevor Walker im Alter von zwanzig Jahren auf der Spurling-Ranch ankam, mit nichts weiter als den Kleidern, die er am Leib trug, und der Bereitschaft, hart zu arbeiten, war er nie über Nordeuropa hinausgekommen.Nachdem er ein Jahr lang Zaunpfähle in den Boden gehämmert hatte, wurde er zum Wildhüter befördert und lernte sein Handwerk von Malachi.Innerhalb von nur fünf Jahren war er zum Stellvertreter des alten Massai aufgestiegen.Sein Leben hätte gar nicht besser sein können.Wenn er nie etwas anderes getan hätte, als in der Weite des Reservats zu leben und zu arbeiten, wäre Frank als glücklicher Mann gestorben.Doch Clay Spurling hatte andere Pläne mit ihm gehabt
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