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.Ich glaube, für die Kirche selber war es sehr wichtig, gerade nach einer großen Aktivität dann die Lektion der Passion zu haben und zu sehen, dass die Kirche auch durch Passion geleitet werden kann, und dass sie gerade durch die Passion reif wird und lebt.Diese Passion schien das kieloben schwimmende Schiff Kirche nachgerade umdrehen zu können.Wie über Nacht tauchte eine Generation junger, frommer Menschen auf, die zuvor kaum jemand wahrgenommen hatte.Das Mitleid war gewaltig.Man konnte sehen, dass die Lektion des leidenden Papstes ein Lehramt war, das über das Lehramt des sprechenden Papstes noch hinausging.Das Mitleiden, die Erschütterung, die Begegnung in gewisser Weise mit dem Leiden Christi, hatte die Menschen tiefer ins Herz getroffen als das, was er in der Aktivität tun konnte.Es hatte wirklich einen neuen Aufbruch, auch eine neue Liebe zu diesem Papst entfaltet.Ich würde nicht sagen, dass sich dadurch eine totale Wende in der Kirche vollzogen hat.Es sind ja in der Weltgeschichte so viele Akteure und Aktionen wirksam.Aber es war ein Akzent, in dem plötzlich die Macht des Kreuzes sichtbar wurde.Ihre Wahl zum 265.Oberhaupt der universalen Kirche wurde von niemandem stärker begrüßt als von jüdischen Organisationen.Joseph Ratzinger habe bereits in seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation die Untermauerung für die Annäherung der beiden Weltreligionen geliefert, so Israel Singer, damals Vorsitzender des Jüdischen Weltkongresses; er habe im Positiven "die zweitausendjährige Geschichte der Beziehungen zwischen Judentum und Christentum verändert".Als erster Papst luden Sie einen Rabbiner ein, vor der Bischofssynode zu sprechen.Sie stoppten den Seligsprechungsprozess für einen französischen Priester, dem antisemitische Reden vorgehalten wurden.Sie haben mehr Synagogen besucht als alle Päpste vor Ihnen.Die "Süddeutsche Zeitung" vermeldete damals: "Er bekennt sich zur jüdischen Genese des Christentums, wie sie noch keinem Papst aus der Feder floss."Gleich Ihre erste Amtshandlung als Nachfolger Petri bestand in einem Brief an die jüdische Gemeinde von Rom.Sollte diese Symbolik einen Grundtenor des Pontifikates verdeutlichen?Auf jeden Fall.Ich muss sagen, dass mir vom ersten Tag meines Theologiestudiums an die innere Einheit von Altem und Neuem Bund, der beiden Teile unserer Heiligen Schrift, irgendwie sofort klar war.Mir war aufgegangen, dass wir das Neue Testament nur zusammen mit dem Vorangegangenen lesen können, ansonsten würden wir es gar nicht verstehen.Dann hat natürlich uns als Deutsche getroffen, was im Dritten Reich geschehen war, und uns erst recht angehalten, mit Demut und Scham und mit Liebe auf das Volk Israel zu schauen.Diese Dinge haben sich, wie gesagt, bereits in meiner theologischen Ausbildung miteinander verbunden und meinen Weg im theologischen Denken geformt.Deshalb war es für mich klar - auch hier in voller Kontinuität mit Papst Johannes Paul II.-, dass dieses neue, liebende, verstehende Ineinander von Israel und Kirche im jeweiligen Respekt für das Sein des anderen und seine eigene Sendung wesentlich sein muss für meine Verkündigung des christlichen Glaubens.Ihr Vorgänger nannte die Juden "unsere älteren Brüder", Sie sprechen von "Vätern im Glauben".Das Wort "der ältere Bruder", das schon Johannes XXIII.gebrauchte, wird von den Juden nicht so gerne gehört.Und zwar deshalb, weil in der jüdischen Tradition der "ältere Bruder" - Esau - auch der verworfene Bruder ist.Man kann es trotzdem gebrauchen, weil es etwas Wichtiges aussagt.Aber richtig ist, dass sie auch unsere "Väter im Glauben" sind.Und vielleicht veranschaulicht dieses Wort noch deutlicher, wie wir zueinander stehen.Nach Ihrem Amtsantritt wird der neue Stil des Hauses schnell deutlich.Es gibt keinen "eiligen Vater" mehr, der von Event zu Event jettet.Keine ausufernden Audienzen, die nun um die Hälfte reduziert werden.Sie schaffen den Handkuss ab - was allerdings niemand befolgt.Als Nächstes verschwindet die Tiara aus dem päpstlichen Wappen, Symbol des Papsttums auch für weltliche Macht.Noch etwas ändert sich: Ihr Vorgänger hatte sich angewöhnt, in der Einzelperson zu sprechen; Benedikt XVI.führt nach dem "Ich" wieder das päpstliche "Wir" ein.Was war der Grund hierfür?Ich möchte nur auf zwei Punkte eingehen.Die Tiara hatte schon Paul VI.abgelegt.und verkauft, um das Geld den Armen zu geben.Sie war allerdings noch im päpstlichen Wappen, und da ist sie jetzt auch verschwunden.Ich habe das "Ich" nicht einfach gestrichen, sondern es gibt nun beides, das "Ich" und das "Wir".Denn in ganz vielen Dingen sage ich ja nicht einfach bloß, was Joseph Ratzinger eingefallen ist, sondern rede aus der Gemeinschaftlichkeit der Kirche heraus.Ich spreche dann gewissermaßen im inneren Miteinander mit den Mitglaubenden - und drücke aus, was wir gemeinsam sind und gemeinsam glauben können.Insofern hat das "Wir" nicht als Majestätsplural, sondern als Realität des Kommens von den anderen her, des Redens durch die anderen und mit den anderen, seinen berechtigten Stellenwert.Wo man aber als "Ich" etwas Persönliches sagt, muss dann auch das "Ich" auftreten.Es gibt also beides, das "Ich" und das "Wir".Ihre erste Bischofsynode, im Oktober 2005, kürzen Sie von vier auf drei Wochen.Dazu wird die freie Debatte eingeführt und eine höhere Zahl von "brüderlichen Delegierten" anderer Kirchen eingeladen.Gleichzeitig führen Sie wieder die regelmäßigen Besprechungen mit allen Dikasterienchefs ein, um den gegenseitigen Austausch in der Kurie zu fördern.Personalentscheidungen allerdings gelten, besonders wenn es um das engste Umfeld des Papstes geht, gelegentlich als problematisch.Ist das Ihre Schwachstelle?Die Kürzung der Synode war, glaube ich, im Sinne aller Beteiligten.Denn wenn ein Bischof vier Wochen von seiner Diözese abwesend ist, ist das einfach zu viel.Ein Bischof nimmt gerade auch dadurch an der Regierung der Gesamtkirche teil, dass er seine Ortskirche richtig regiert und sie im Inneren zusammenhält.Wie sich gezeigt hat, lässt sich eine Straffung ohne weiteres durchführen.Wichtig war mir tatsächlich, dass nicht nur lauter vorbereitete Reden vorgelesen werden, die dann niemals einen Dialog ergeben, sondern dass es Gelegenheit gibt, wo man frei aus dem Herzen spricht und dann auch ein echter Dialog entsteht.Personalentscheidungen sind schwierig, weil niemand in das Herz des anderen hineinschauen kann und niemand vor Täuschungen sicher ist.Deswegen bin ich da vorsichtiger, ängstlicher, und nur nach vielfältiger Beratung fälle ich hier Entscheidungen.Und ich glaube, dass in den vergangenen Jahren doch auch eine ganze Reihe wirklich guter Personalentscheidungen geglückt sind; auch im deutschen Episkopat.Beobachter registrieren, dass in der römischen Kurie zunehmend Ordensleute verantwortliche Positionen übernehmen.Die Tageszeitung "Il Foglio" sprach gar schon von einer "kopernikanischen Wende" in der Personalpolitik des Vatikans.Kritiker, umgekehrt, würden allzu gerne eine " Unterwanderung durch Fundamentalisten" nachweisen
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