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.»Wo ist neidlose Anerkennung wahren Verdienstes,« der Wunderknabe warf das Adonishaupt in den Nacken, »wo Ehrfurcht vor allem Großen, Heiligen und Schönen, wo Charakter, Manneswürde!«»Sehr richtig!«Jener aber übte sich rüstig fort in deklamatorischer Rhetorik:»Wer vermag in diesem bodenlosen Sumpf des Egoismus festen Fuß zu fassen! Wer noch einen Funken Moral und Ehre im Leibe hat, wendet entrüstet sich ab von diesem Bilde schamloser Herzens- und Gemüthsverrohung, verzweifelnd an allen idealen Instinkten.Ja, man müßte die Leier des Gesanges zu allen Teufeln werfen –«»Warum thun Sie es denn nicht?« unterbrach ihn plötzlich im betäubendsten Wortschwall die boshafte Zwischenfrage.Sie kam aus dem Munde Leonharts, der ihn seit geraumer Zeit mit festen Blicken maß, als ob er an ihm etwas studiren wolle.Annesley verstummte und biß sich auf die Lippe, während ein tückisches Blinzeln in seinem Auge verrieth, daß er Leonharts Meinung sehr wohl verstanden habe.»Meine Lieder,« hob er wieder an, »sind sturmbewegte Trauerflöre, tiefste Herzensseufzer.Durch die Berührung mit der All Natur entsteht jenes Stimmungs Fluidum, welches der brünstigen Sehnsucht nach dem Ur Schooß entspringt.Ja, meine Herren, die Musik – sie ist die höchste der Künste, vergeistigte Materie, die vom Rohstofflichen bis auf den kleinstmöglichsten Erdenrest sich losgelöst.Die in der Stunde der Gnade empfangene Melodie der Seele, der individuelle Stimmungsduft der Empfängniß, die krystallklare Spiegelung der dämonischen Regungen der Seelenorgane in der ganzen Skala der Affekte vom höchsten Jubel bis zum tiefsten Leid.« er wollte noch einige Phrasen hinzufügen, verhaspelte sich jedoch und verschlang rasch eine Auster.»Kannst Du Dir den Bauch halten vor Lachen? Ich platze!« raunte Schmoller wieder seinem Freunde zu, der mürrisch vor sich hinstarrte.»Sehr, sehr schön gesagt, mein lieber Herr Francis Henry Annesley,« sagte er laut mit tiefem Brustton der Ueberzeugung.»Grade auf Ihre Prachtausgabe bin ich ungemein gespannt.Haben Sie schon einen Verleger?!«Diese ominöse Frage schien bei dem neuen Mozart eine mißtönende Seite zu berühren.Denn er runzelte die Stirn und zog dann aus seiner Brusttasche einen gedruckten Prospekt, welchen er der andächtig lauschenden Gemeinde mit hochtrabend näselndem Tone verlas.In demselben wurde versichert: Ralf der Schöne (in Klammer: Pseudonym für Henry Francis Annesley) sei nach dem Urtheil aller Autoritäten »absolut genial« zu nennen.Beigefügt waren einige Recensionen des »berühmten Musikreferenten Eugen Düstergang« und des »bekannten Kunstkenners Harald Theopol Mokamaute«, wonach die »Pantheistischen Lieder unseres Henry Francis Annesley zweifellos vom Hauch der Unsterblichkeit umweht« seien.Diese Musik schwebe gleichsam in der mondblauen Luft zu märchenblasser Sternenpracht empor.»Ikarus, Ikarus, Jammer genug!« warnte Leonhart halblaut.»Sagen Sie – Mokamaute?« forschte Schmoller mit unnatürlichem Ernst.»Würde Mokka-Schaute nicht besser klingen? Wer ist eigentlich dieser Herr? Habe noch nie davon gehört.«»Ich wohl – nämlich von Ihren zwanzig Pseudonymen, Herr Annesley.« Leonhart stieß ein kurzes hartes Gelächter aus.»Ach, so lassen wir doch den Quatsch!« Der Wunderknabe schoß aus ihn einen wüthenden Blick, in dem eine unheimliche Tücke schillerte.»Sprechen wir endlich von interessanten Dingen.Wie denken Sie über Rußland? Ich meine, die neuen Attentatversuche der Nihilisten, meine Herren.« Aber Schmoller hielt ihm mit komischen Schrecken den Mund zu:»Raus! Will der Spitzbube hier gelehrte Gespräche mimen.– Ne, schwatzen wir man ganz gemüthlich weiter!«(»Klatschen und schimpfen!« dachte Rother.)»Ja, mein lieber Mister Annesley, ich freue mich lebhaft, in Ihnen einen Nachfolger der Schumann und Schubert, sozusagen den Letzten Lyriker, kennen zu lernen.Fahren Sie auf diesem löblichen Wege nur so fort, dann wird Ihnen der Lorbeer (halblaut zu Leonhart: ›und Zelle Nr.1 in Dalldorf‹) nicht entgehen
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