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.»Picco! Wer war hier? Sag’s mir, Picco, wer hat hier herumgestöbert?«Den Kopf schräg geneigt, hielt Picco inne, und für eine Sekunde erlag ich der Illusion, dass es möglich war, mit ihm ein ernsthaftes Gespräch zu führen.Dann machte er sich mit neu erwachtem Eifer über die Schublade her, zerrte, riss, kreischte dabei: »Zieh d’ Latschn aus!« Und wie immer begriff er mit seinem Vogelhirn nicht, dass es unmöglich war, gleichzeitig zu reden und etwas festzuhalten, jedenfalls dann, wenn man für beide Tätigkeiten nur einen einzigen Schnabel zur Verfügung hatte.Empört flatterte er auf, als etwas aus seinem Schnabel fiel, direkt vor meine Füße.Etwas Glitzerndes.Bevor er es sich wieder schnappen konnte, riss ich es an mich.Eine paillettenbesetzte Mütze.Kreisrund, innen aus dünnem Seidenstoff.Zwei Stunden später, nach einigen rauhen Auseinandersetzungen mit Bruce, entstieg ein mystisches Wesen dem Bus der Lachschmiede.Ich hatte lange vor dem Badezimmerspiegel gestanden, fassungslos immer wieder die hartgesprühte Innenrolle betrachtet, die Silberkappe erst nur probehalber aufgesetzt.Sie veränderte mein Gesicht, schmaler wirkte es, ernster, beinahe elfenhaft, besonders, als ich nachhalf: mit silbernem Lidschatten, Kajal, Wimperntusche und schimmerndem Lipgloss.Ein zartes Wesen blickte mir entgegen, geheimnisvoll lächelnd.Eine Beinahe-Elfe, die ich der Welt nicht vorenthalten wollte.Jetzt schwebte ich über den Waldparkplatz des Lokals, von dem der Massige geredet hatte, vorbei an Männern, die auf Holzbänken saßen und mich anglotzten, als wäre ich eine Erscheinung aus einem Traum: eine Elfe mit tollen Bommeln, Hupen oder Kazongas.Einen Moment wünschte ich mir, doch nicht das enge Top angezogen zu haben, aber dafür war es jetzt zu spät.Biafuizl.Bühne und Bar, stand auf dem leuchtenden Schild über dem Eingang der Hütte, Inhaber: Nat Wildmoser.Drinnen war es dämmrig.Lämpchen an ledergepolsterten Wänden zuckten im Takt zu einem Gitarrensolo, das aus den Boxen kreischte.Es roch nach Bier, nach Jahrzehnten des Zapfens, Verschüttens, Aufwischens.Von der Theke her winkte Nat Wildmoser mir zu, und alle Männer auf den Barhockern, zwischen ihnen eine massige Frau, drehten sich um.Gerade, als ich zwei der Männer erkannte und mich fragte, ob die Frau tatsächlich ein Schlauchkleid anhatte, bedruckt mit weißblauen Rauten, erloschen die Lämpchen an den Wänden mit einem Schlag.Die Musik hatte aufgehört, und für zwei Sekunden war es dunkel im Raum, dann fing das nächste Stück an, eine Ballade, und die Lämpchen zuckten wieder, trüber als vorher.Aber noch hell genug, um zu erkennen, dass es sich bei dem, was den üppigen Körper der Frau umspannte, wirklich um ein Bayerische-Rauten-Schlauchkleid handelte.Offenbar aus sehr dehnbarem Stretch.Ärmellos.Nur um die Schultern waren die Rauten richtige Rauten, weiter zur Körpermitte hin wurden sie zu Karos, um den Bauch herum zu etwas, das entfernt Brummkreiseln oder Ufos ähnelte.Der Barhocker wirkte unter ihrer weißblauen Gewichtigkeit klein, seine Beine wie Zahnstocher.»Wuist a Passfoto?« Sie hob herausfordernd das Kinn.Unter dem sich ein zweites Kinn befand, ein Ersatzkinn gewissermaßen.Ich versuchte ein elfenhaftes Lächeln.»Äh … Grüß Gott?«Daraufhin herrschte für etwa drei Sekunden eine etwas ratlose Stille.In Quirins Gesicht zuckte es amüsiert.»Nur zu deiner Information, Gina: Franzi hat dich gefragt, ob du ein Passfoto von ihr willst.Franzi, das ist Gina.Sie arbeitet in Mirls Haus.«Verlegen rückte ich meine Elfenkappe zurecht.Erst jetzt wurde mir klar, dass ich Franzi angestarrt haben musste wie ein Schaubudenwunder auf dem Jahrmarkt.Und ich konnte auch jetzt kaum damit aufhören.War dies die Franzi, die vuizdua hatte? Und war vuizdua vielleicht ein beschönigender Begriff für über Stuhlränder quellende Üppigkeit?»Entschuldigen Sie.« Zögernd ging ich ein, zwei Schritte auf sie zu.Gesellschaftliche Fauxpas, hatte Christiane mir gepredigt, könne man durch besondere Liebenswürdigkeit schnell wieder ausbügeln.»Ich finde Ihr Kleid wirklich interessant.«»So?« Sie musterte mich.Und mit ihr musterten mich alle Männer an der Bar.»Konnst ruhig du sogn, hosd mi? Hoi amoi an Hocka, Quirl.« Jetzt klang sie beinahe afrikanisch.Ich sah Quirin hilflos an.»Ihre Hoheit meint, du darfst sie duzen.« Wieder das amüsierte Zucken in seinen Mundwinkeln.»Und mein Vater soll einen Hocker holen.«»Das hats ned gsagt, aber was soll’s.« Der Bergführertyp – wie hatte ihn Strobl vorgestellt? Chef der Tauchschule? – stand auf und ging an den anderen Biertrinkern vorbei.Schweigend sahen alle zu, wie er einen Barhocker vom schummrigen Ende der Theke holte, ihn zwischen Franzi und seinem Sohn platzierte.Während ich versuchte, ihn möglichst elfenhaft zu erklimmen, sagte Franzi wieder etwas, diesmal zu Nat, etwas, das ich erst im Nachhinein als »Mach uns halt zwoa Mass« verstand und das Quirin mit: »Sie haben hier übrigens zwanzig Sorten Bier, auch in kleinen Gläsern« übersetzte.Aber schon schob mir Nat Wildmoser ein gewaltiges Glas über den Tresen, das mindestens fünf Kölsch gefasst hätte.Die mächtige Schaumkrone wirkte wie festbetoniert.»Prost«, sagte Franzi.Alle sahen mich an, als ob sie etwas von mir erwarteten.Franzi, ein ebensolches Glasungetüm mit einschüchternder Schaumkrone vor sich, hatte ihre gut gepolsterte, aber erstaunlich kleine Hand unter den Henkel geschoben.Ihr Daumen umschloss ihn von oben, während sich ihre Finger in die rautenähnlichen Vertiefungen des Glases krallten, ich musste an einen Film über Kletterer denken, die an Griffen im Fels ihr gesamtes Körpergewicht hochzogen.Was bei Franzi nicht ganz einfach gewesen wäre
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