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.Lachend hatte er die Arme ausgebreitet und angefangen, die Hüften vor- und zurückzubewegen:»Willste dir meinen nicht reinstecken?«Jetzt fing Maria Stella an, laut zu schreien, und die beiden Jungs machten sich blitzschnell aus dem Staub.Jeden Abend, wenn der kleine Luigi schlafen ging, setzte sich das Hausmädchen an sein Bett und erzählte ihm eine Geschichte.Am Abend dieses Ereignisses hatte sie nicht einmal Zeit, den Mund aufzumachen, als der Kleine sie schon fragte:»Was meinte der mit ›reinstecken‹?«Trotz des schwachen Lichts, das die Lampe auf dem Nachttisch abgab, konnte der kleine Luigi bemerken, daß Maria Stella schlagartig errötet war.Und sie antwortete im Dialekt: »Junger Herr, stellen Sie mir keine solchen Fragen.«»Doch, ich stell' sie dir aber.Was meinte der mit ›reinstecken‹?«Maria Stella schlug die Hände vors Gesicht, dann bekreuzigte sie sich und entschloß sich zu antworten.»Das ist etwas, das ein Mann und eine Frau machen, wenn sie verheiratet sind.«Der kleine Luigi gab sich nicht zufrieden, er bombardierte sie mit Fragen.Und Maria Stella, die inzwischen zu einer Feuerlohe geworden war und wegen ihrer Errötung fast schon mehr Licht gab als die Lampe, machte weiter mit ihren Erklärungen, so gut sie dazu in der Lage war.Irgendwann sagte der Junge, jetzt sei er müde.Das Hausmädchen gab ihm einen Kuß auf die Stirn, löschte die Lampe und ging, von dieser Pein endlich befreit, eilig aus dem Zimmer.Doch der kleine Luigi hatte gelogen, es stimmte nicht, daß er schlafen wollte, er wollte nur alleine sein, um nachzudenken, immer wieder nachzudenken über das, was er gerade eben gehört, was er gerade eben gelernt hatte.Und je öfter er in Gedanken darauf zurückkam, um so deutlicher spürte er in seiner Magengrube eine schwere Last.Nach einer Stunde, während der es ihm sehr schlecht ging, stand er hurtig auf, ging zur Toilette und übergab sich.Vielleicht waren ja die Meerbarben, die Maria Stella zum Abendessen für ihn zubereitet hatte, nicht frisch gewesen.DIE ÜBERTRETUNGAm nächsten Vormittag kam Tante Concettinas Hausmädchen und teilte mit, daß Donna Caterina wieder gesund sei und am folgenden Samstag nach Hause zurückkehren würde.Der kleine Luigi wußte nicht, ob er Freude oder Bedauern über diese Nachricht empfinden sollte: wenn die Mutter zurückkäme, würde er morgens nicht mehr mit Maria Stella zum Markt gehen, andererseits fing die Abwesenheit der Mutter an, ihn zu belasten.Er überlegte schnell: bis zur Rückkehr der Mutter würden ihm noch drei Tage einer relativen Freiheit bleiben.Während der Abwesenheit ihrer Herrin hatte Maria Stella die Gewohnheit angenommen, sich gleich nach dem Mittagessen hinzulegen und zu schlafen, und der kleine Luigi nahm diese Gelegenheit wahr, um vorsichtig die Fensterläden einen Spalt breit zu öffnen und zu beobachten, was auf der Straße vor sich ging.Freitagmorgen gingen sie frühzeitig zum Markt, wo das Hausmädchen, angesichts der Rückkehr von Donna Caterina und den anderen Kindern, mehr als sonst einkaufte.Nachdem sie wieder zurück waren, sagte Maria Stella, Luigino solle in seinem Zimmer bleiben: sie müsse gründlich sauber machen, die Möbel abstauben und den Fußboden aufwischen.Sie wollte, daß ihre Herrin bei ihrer Rückkehr das Haus blitzblank vorfand.Luigino gehorchte, und als er hörte, daß das Hausmädchen im Wohnzimmer angefangen hatte zu singen, öffnete er die Fensterläden ein ganz klein wenig und schaute hinaus.Er sah einen alten Mann vorübergehen, der hinkte und eine Ziege hinter sich herzog, die ebenfalls hinkte, einen Karren mit einem Lenker, der auf einem Auge blind war, einen armen Mann, dem ein Arm fehlte, und einen Hund, der, abgesehen von seiner Räude, der einzige zu sein schien, an dem alles vorhanden war.Dann sah er eine Art von Prozession, die näherkam.Zwei Männer trugen eine Bahre, auf der, in ein schwarzes Laken gewickelt, eine menschliche Gestalt lag.Dahinter ging einer, der eine Uniform trug.Vor der Türe des Turms blieb die Wache stehen, zog einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete.Alle verschwanden dort hinein.Kurze Zeit später kamen die Männer wieder heraus, sie hatten die Bahre bei sich und das Laken.Doch die Wache verschloß die Türe nicht, nachdem er ihre Flügel zugezogen hatte, vielleicht weil er von einem der Bahrenträger abgelenkt wurde, der ihm etwas sagte.Dann gingen sie weg.Der kleine Luigi spürte, wie sein Herz zu pochen anfing.In dem Turm lag ein Toter.Und er mußte ihn sehen, er mußte wissen, wie ein Toter aussieht.Diese Gelegenheit durfte er sich nicht entgehen lassen.Er hatte gelernt, vom Sonnenstand über dem Kirchturm die Uhrzeit abzuschätzen: jetzt war es mehr oder weniger zehn Uhr vormittags.Die einzige Möglichkeit, auf die Straße zu gehen und sich den Toten im Turm anzuschauen, bestand für ihn nach dem Mittagessen, wenn Maria Stella sich hinlegte, von zwei bis drei.Wie sollte er diese vier Stunden bis dahin nur verbringen? Und wenn sie vorher wiederkämen und den Toten forttrügen, um ihn zu beerdigen? Besser nicht daran denken.Er versuchte, die Hausaufgaben zu machen, die der Hauslehrer ihm gegeben hatte, aber er hatte überhaupt keine Lust, er war nicht bei der Sache.Gegen zwölf Uhr ließ er es bleiben, was sollte es schon, wenn der Lehrer ihm eine Standpauke hielt.Angezogen wie er war, warf er sich auf's Bett.Die, die auf schlimme Weise sterben, hatte ihm Maria Stella erklärt, verwandelten sich fast immer in eine arme Seele, einen Geist.Und der, der da im Turm lag, war ganz sicher auf schlimme Weise gestorben.Der kleine Luigi wünschte sich, daß er ihn genau in dem Augenblick sehen könnte, in dem er sich aus einem Toten in einen Geist verwandelte.Würde er rechtzeitig da sein?Von dem Essen rührte er nichts an, obwohl das Hausmädchen ihm Pasta mit geriebenem Käse und frittierten Gamberi zubereitet hatte, Dinge, die er sehr mochte.Maria Stella war besorgt: ausgerechnet jetzt, wo Donna Caterina heimkehrte, sollte der Kleine krank werden?»Signorino, geht es Ihnen nicht gut?«Kaum hatte Maria Stella sich hingelegt, war Luigino auch schon auf der Straße.Alleine war er erst einige Male dort gewesen, und die Male konnte man an den Fingern einer Hand abzählen, und dann auch nur, um den Weg vom Haus zur Kirche zurückzulegen, wobei ihn die Mutter vom Balkon aus beobachtete.Ein bißchen mulmig war ihm schon zumute, aber das war nur ein Augenblick.Er mußte den Toten von Angesicht zu Angesicht sehen, etwas anderes kam nicht in Frage.Die Straße war zu dieser Zeit menschenleer, er überquerte sie und stand vor dem kleinen Tor zum Turm.Er hatte richtig gesehen: die Türe sah verschlossen aus, war es aber nicht, die Türflügel waren nur beigezogen
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