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.Zweimal hatte er die Hand gehoben und nach der Flüssigkeit getastet, die ihm aus den Augenwinkeln rann, aus Furcht, es könnte Blut sein.Heftiger Schmerz stach in Schüben zwischen seinen Schläfen, noch schlimmer als der, der ihn all die Monate gequält hatte.Er fühlte sich krank, wie bei einer schweren Grippe, und das Denken wurde zu einer echten Anstrengung.Warum wandte sich Krystek mit einer Warnung an Anna?, fragte er sich.Hätte er sie nicht einfach seinem Willen unterwerfen können?Er spürte Annas Blick im Nacken, als er wieder nach vorn sah, und er glaubte sogar, ihre Gedanken zu hören: Wir müssen etwas unternehmen, Bastian.Die Polizisten dort vorn … Vielleicht sind sie unsere letzte Chance.»Sie würden sterben«, sagte Krystek.Mehrere Wagen hielten vor ihnen, und ein Polizist wandte sich kurz an die Fahrer, während einige andere in der Nähe standen und die Fahrzeuge im Auge behielten.Auf dieser Seite der Autobahn herrschte kaum Verkehr, ganz im Gegensatz zur anderen: Ein endloser Strom von Lichtern reichte über die A5 zurück bis nach Paris und staute sich an der Mautstelle.»Die Menschen verlassen die Stadt«, sagte Krystek.»Aber es nützt ihnen nichts.Es gibt keinen Ort, an dem sie sicher wären.«Der Wagen vor ihnen passierte den Kontrollpunkt.Krystek gab ein wenig Gas, ließ die Limousine nach vorn rollen und hielt, als der Polizist die Hand hob.Krystek fuhr das Seitenfenster herunter, und der Beamte blickte in den Wagen.Anna beugte sich vor.Dunst wogte plötzlich durchs Innere der Limousine, so dicht, dass Sebastian Anna und Krystek kaum mehr sah.Der Polizist, das Blaulicht der Streifenwagen, der auf der anderen Autobahnseite vor der Mautstation gestaute Verkehr … Das alles verschwand in dem Nebel.Sebastian hob die rechte Hand, wie um sich zu vergewissern, dass er noch sehen konnte, und beobachtete, wie kleine Schneeflocken auf sie fielen und schmolzen.»Dort«, sagt der Mann mit dem mehrmals geflickten Mantel.Er zeigt nach oben, zu einem Spalt zwischen hoch aufragenden Felsen.»Vielleicht haben sie in der Klamm Zuflucht gesucht.«Sebastian spürt keine Übelkeit mehr, und auch die Kopfschmerzen sind verschwunden.Er schaut über den Hang in die Richtung, aus der sie gekommen sind, und sieht weiter unten das kleine Dorf, in dem er nach dem gescheiterten Kreuzzug sein Leben verbracht hat.Nein, verbessert er sich.Nicht sein Leben.Nikolaus hat dort gelebt, viele Jahre, und jetzt sind sie beide weiter oben im Gebirge unterwegs, auf der Suche nach einigen entlaufenen Schafen und Ziegen.Der Wettersturz macht die Suche nach ihnen schwierig; die Temperatur ist gefallen, und die Flocken kündigen einen Schneesturm an.Es ist Januar, die kälteste Zeit des Jahres.Sie erreichen den Zugang zur Klamm, als erste Böen fauchen, und Sebastian duckt sich dankbar durch den Spalt, denn die hohen Felswände zu beiden Seiten schützen vor dem Wind.Es ist kalt, aber der Mantel mit dem hochgeschlagenen Kragen und die Mütze halten ihn warm, und ein Mähen und Meckern ein Stück voraus verrät ihnen, dass sie die verirrten Tiere gefunden haben.Sie stehen dicht an dicht in einer kleinen Höhle, und die beiden Männer gesellen sich ihnen hinzu.Auf Steinblöcken nehmen sie Platz, schauen in die Klamm hinunter, lauschen dem Plätschern eines Wildbachs und beobachten die fallenden Flocken.Angenehme Ruhe erfüllt Sebastian.Dies ist eine fremde Welt, in der Zeit verloren, aber sie hat etwas, das sich nach zu Hause anfühlt.»Du wolltest mir etwas sagen«, beendet er schließlich das Schweigen.»Wollte ich das?«, fragt Nikolaus.So wie er da sitzt, am Eingang der Höhle, und ein Schaf am Hals krault, ist er weder alt noch jung: ein Mann in den besten Jahren.Drei Söhne warten daheim auf ihn, und eine Frau, die ihn seit dem Kreuzzug liebt.»Als wir uns das letzte Mal trafen, beim … Grab.« Fast hätte Sebastian »an deinem Grab« gesagt.Draußen legt sich der Wind, und der Schnee fällt ruhig und gleichmäßig.»Wie friedlich die Welt sein kann«, sagt Nikolaus und blickt hinaus.»Wie ruhig, einfach und überschaubar.Der junge Nikolaus, der in Köln aufwuchs … Er sehnte sich nach Abenteuern und wollte die Welt sehen.Das nutzte jener aus, den er für den Gekreuzigten hielt.«»Er war einer von ihnen, nicht wahr?«, fragt Sebastian.»Einer der Sechs.«»Ja.Und er war noch mehr.Er …«»Was ist mit dem Mann los?« Der Polizist leuchtete mit einer Taschenlampe in den Wagen.»Geht es ihm nicht gut?«Sebastian zitterte und hielt den Mund geschlossen - er fürchtete, sich übergeben zu müssen, wenn er ihn öffnete.Er fühlte den kalten Schweiß in seinem Gesicht, und das Licht der Taschenlampe schmerzte in den Augen.»Wir sind auf dem Weg zum Krankenhaus«, erwiderte Krystek, und Sebastian spürte, wie er diesen Worten mit projizierten Gedanken Nachdruck verlieh - er weckte im Polizisten den Wunsch, ihm zu glauben.»Er ist vor einigen Tagen aus Afrika zurückgekehrt, und wir befürchten, dass er sich dort mit irgendetwas angesteckt hat.«»Afrika?« Der Uniformierte zog seinen Kopf zurück.»Na schön.Sie können weiterfahren.«Sebastian drehte den Kopf, sah zu Anna im Fond und bemerkte einen anderen Polizisten, der hinter den Wagen getreten war und jetzt zu seinen Kollegen zurückkehrte.Krystek gab Gas, und der Kontrollpunkt blieb hinter ihnen zurück.Anna sackte in sich zusammen, enttäuscht und verzagt
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