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.Eines gab es, das sie sagen konnte, ohne gegen die Regeln der Beginen zu verstoßen.»Ich würde gerne all die Bücher lesen, die in der Truhe der Magistra liegen.Auch würde es mir gefallen, den Schwestern zu helfen, die die Mädchen unterrichten, deren Eltern sie in den Beginenhof schicken, damit sie bei uns Lesen, Schreiben und Rechnen lernen.«Simon ließ sich gleichermaßen Zeit mit seiner Antwort.Er wusste nicht, was er erwartet hatte.Vielleicht die üblichen Weiberwünsche nach schönen Kleidern, einem bequemeren Leben, Bewunderung und Luxus.Aber beileibe keine Sehnsucht nach Wissen! Welch seltsame Flausen den Frauen in der Beginengemeinschaft doch in den Kopf gesetzt wurden.»Es ist nicht die Sache der Frauen, zu lehren und zu wissen«, sagte er vor lauter Verblüffung strenger, als er eigentlich wollte.»Schon in der Bibel steht: ›Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie über den Mann Herr sei, sondern sie sei still.‹«Ysée gewann den Eindruck, dass Pater Simon die Bibel einseitig zitierte.Von wem hatte sie ihren Wunsch nach Wissen, wenn nicht vom Schöpfer, der ihr Leben und Verstand gegeben hatte? Sollte sie die Gaben Gottes verschwenden, indem sie ihre Talente gering schätzte?»Du hörst das nicht gerne.« Simon deutete ihr Schweigen als Ablehnung.»Aber glaube mir, solche Vorschriften schützen dich.Die Frau ist nicht dafür geschaffen, komplizierte Zusammenhänge zu begreifen.Du würdest nur durcheinander kommen und vielleicht sogar den rechten Weg aus den Augen verlieren.Es ist zu deinem Besten, wenn du deinen Kopf nicht mit Betrachtungen belastest, die in Büchern stehen.«»Zu meinem Besten…«Ysée hätte am liebsten zornig mit dem Fuß aufgestampft, aber sie ahnte, dass sie dem Mönch damit nur den Beweis für die weibliche Schwäche liefern würde, die er ohnehin kritisierte.»Woher nehmt Ihr das Recht zu bestimmen, was zu meinem Besten ist? Ich kenne Euch doch gar nicht.«»Aber ich kenne dich.« Ehe sie auch dies hinterfragen konnte, sprach Simon schnell weiter.»Vertraue mir, es liegt mir am Herzen, dass es dir wohl ergeht und dass du deinen Frieden findest.«Die Eindringlichkeit seiner Worte entwaffnete Ysée.Im Schutze der Rockfalten löste sie die heimlich geballten Fäuste und gab ihren angehaltenen Atem mit einem Seufzer frei.»Dann müsst Ihr Schwester Alaina aber auch sagen, dass ich zu spät komme, weil Ihr mich aufgehalten habt.Andernfalls wird sie mich strafen.«»Du könntest diese Strafe als Buße für deine unbilligen Wünsche auf dich nehmen.«»Warum soll immer nur ich büßen?«Ysée hörte sich protestieren und wusste im selben Atemzug, dass sie kein Recht dazu hatte.Wenn Bruder Simon auch nur die kleinste Ahnung von ihrem Leben und ihren Lügen gehabt hätte, wäre er noch viel strenger mit ihr ins Gericht gegangen.Sie hatte den Tod ihrer Halbschwester verschuldet, verheimlichte ihre Herkunft und gab Berthe als ihre Mutter aus.»Du weißt nicht, was du sagst«, hörte sie Pater Simon antworten und fühlte seine Hand auf ihrer Schulter.Von ihr ging eine wohltuende Wärme aus.Sie hob den gesenkten Kopf, um seinem Blick zu begegnen.Das Verständnis in den blauen Augen war mehr, als sie ertragen konnte.Sie wirbelte herum und lief grußlos zum Gärtnerhaus.Keiner von beiden sah Schwester Alaina, die an eines der Fenster getreten war, um nach Ysée Ausschau zu halten.Sie hatte das Gespräch zwar nicht gehört, aber die Berührung und das betroffene Gesicht des Zisterziensermönchs gesehen, und beides gab ihr zu denken.BRUDER SIMONBrügge, Pfarrhaus an der Beginenbrücke,18.November 1309»Ich würde mir Eure Hilfe etwas kosten lassen, ehrwürdiger Vater.Was haltet Ihr von einem neuen Kamin für das Pfarrhaus? Einen, bei dem der Regen nicht das Feuer löscht und die Kälte ins Haus trägt.In unserer Stadt braucht man im Winter einen guten Kamin, sonst friert man im eigenen Bett fest.« Die Stimme klang selbstbewusst und herrisch.Sie drang bis auf den Gang hinaus, wo Simon soeben seine Sandalen vom Straßenschlamm Brügges säuberte.Es schüttete seit den frühen Morgenstunden wie aus Kübeln, und obwohl der Regen den Unrat in die Kanäle schwemmte, verwandelte er zuvor Gassen und Straßen in Morast.Der Weg zur Basilika des Heiligen Blutes war hin und zurück eine unerfreuliche nasse Rutschpartie gewesen.In der Kirche wurde die kostbare Reliquie des Heiligen Blutes aufbewahrt, die Graf Dirk von Elzas vom zweiten Kreuzzug mitgebracht und der Stadt Brügge gestiftet hatte.Nur ein einziges Mal im Jahr, am Himmelfahrtstag, wurde die Phiole mit dem Blut Christi – und daher eine unersetzlich kostbare Flüssigkeit – in der Prozession des Heiligen Blutes durch Brügge getragen.Simon nahm an, dass er bis dahin längst wieder in Avignon sein würde, und er verspürte jähes Bedauern darüber.Er hätte das fromme Spektakel gern mit eigenen Augen gesehen.Stattdessen hatte er sich damit begnügen müssen, seine Gebete vor einem Schrein zu verrichten, der vor Gold und Edelsteinen glitzerte.Er hatte seine ganze Hoffnung darauf gesetzt, dass die spirituelle Macht dieser besonderen Reliquie die Zweifel verdrängen würde, die seinen Glauben in diesen Tagen bedrängten.Solange er seine Seele in Gott geborgen wusste, konnte ihm nichts geschehen.Stand nicht schon in der Bibel: »Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen.«?Simon richtete sich wieder auf und strich die nasse Kapuze seiner Kukulle vom Kopf.In einem Anflug von grimmigem Humor sagte er sich, dass ihn der Himmel an diesem Tage wohl von Neuem getauft hatte.Drinnen, in der Wohnstube, antwortete Pater Felix soeben seinem Besucher.»Sosehr sich meine alten Knochen über einen solchen Kamin freuen würden, Meister Cornelis, ich wüsste nicht, wie ich Euch behilflich sein könnte.« Der Mönch stutzte.Piet Cornelis.Deswegen war ihm die Stimme bekannt vorgekommen.Was trieb den reichen Tuchhändler, dem Pfarrhof an der Beginenbrücke einen neuen Kamin spenden zu wollen? Er hatte nicht den Eindruck eines Mannes von ihm gewonnen, der fromme Werke tat
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