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.Die Bluse war schlicht und bis zum Hals zugeknöpft.Das Haar hatte sie aus der Stirn gekämmt; es hing ihr auf die Schultern.Die Wangen waren von der Eiseskälte gerötet, über dem Arm trug sie einen Mantel.Zusammen setzten sie sich an den Tisch der Verteidigung.Diskret zog sich Samuel zurück.»Gleich ist es soweit, Kate.«»Ich weiß.«»Hör zu, Kate, ich hab’s dir schon am Telefon gesagt: Es ist nicht so, dass er dich nicht sehen will.Er hat Angst.Angst um dich.Der Mann liebt dich über alles.«»Jack, du weißt, was passiert, wenn er nicht bald mit der Sprache rausrückt.«»Vielleicht, aber ich habe ein paar Hinweise, denen ich nachgehen muss.Der Fall der Staatsanwaltschaft ist nicht ganz so bombensicher, wie jeder glaubt.«»Woher weißt du das?«»Vertrau mir einfach.Hast du den Präsidenten draußen gesehen?«»Wie könnte man ihn übersehen? Aber das passt mir ganz gut.Niemand hat mich beim Hereingehen auch nur im geringsten beachtet.«»Neben ihm wirkt einfach jeder wie ein Mauerblümchen.«»Ist Luther schon da?«»Bald.«Kate öffnete die Handtasche und kramte nach einem Kaugummi.Lächelnd schob Jack ihre zitternden Finger beiseite und holte die Packung für sie heraus.»Kann ich nicht wenigstens am Telefon mit ihm sprechen?«»Ich werde sehen, was ich tun kann.«Die beiden saßen nebeneinander da und warteten.Jack legte seine Hand auf Kates Hand.Sie schauten hinauf zu der gewaltigen Richterbank, vor der in wenigen Minuten alles beginnen sollte.Im Augenblick aber warteten sie nur.Zusammen.Der weiße Kastenwagen bog um die Ecke, rollte an dem Halbkreis der Polizisten vorbei und kam nur wenige Schritte von der Tür entfernt zum Halten.Seth Frank hielt sein Auto unmittelbar hinter dem Wagen an und stieg aus, das Funkgerät in der Hand.Zwei Beamte stiegen aus dem Transporter und überprüften die Umgebung.Es sah gut aus.Die gesamte Menschenmenge drängte sich vor dem Gebäude, um den Präsidenten zu begaffen.Der Einsatzleiter wandte sich um und nickte einem weiteren Mann im Kastenwagen zu.Wenige Sekunden später stieg Luther Whitney aus.An Armen und Beinen war er gefesselt, über dem Anzug trug er einen dunklen Regenmantel.Seine Füße berührten den Boden, und von zwei Beamten flankiert begann er den Weg ins Gerichtsgebäude.In diesem Augenblick kam die Menschenmenge an die Ecke.Sie folgte dem Präsidenten, der zielstrebig den Gehsteig entlang auf seine Limousine zuschritt.Als er an der Ecke des Gerichtsgebäudes vorbeimarschierte, blickte er herüber.Auch Luther, dessen Augen bis dahin stur zu Boden blickten, schaute hinüber, als hätte er Richmonds Anwesenheit gefühlt.Einen entsetzlichen Augenblick lang trafen sich die Blicke der beiden Männer.Noch bevor er wusste, was geschah, drangen die Worte über Luthers Lippen.»Mieser Scheißkerl.« Er murmelte es leise, doch beide Beamten vernahmen etwas, denn auch sie fuhren herum, als der Präsident kaum dreißig Meter entfernt vorbeiging.Sie waren überrascht.Dann beherrschte nur noch eines ihre Gedanken.Luthers Beine knickten ein.Zunächst glaubten die beiden Polizisten, er wollte ihnen die Arbeit erschweren; dann erst erblickten sie das Blut, das ihm übers Gesicht lief.Einer der beiden fluchte laut und packte Luthers Arm.Der andere zog die Waffe und schwang sie in weitem Bogen in die Richtung, aus der er den Schuss vermutete.Die meisten der Anwesenden sollten sich später nur noch verschwommen an die Ereignisse der nächsten Minuten erinnern.Der Schuss war durch den Lärm der Menschenmenge nicht eindeutig vernehmbar gewesen.Die Secret-Service-Agenten hatten ihn dennoch gehört.Burton hatte Richmond im Handumdrehen zu Boden geworfen.Zwanzig Männer in schwarzen Anzügen und mit automatischen Waffen bildeten einen menschlichen Schutzwall um sie herum.Seth Frank beobachtete, wie der Wagen des Secret Service aus der Gasse schoss und den Präsidenten gegen die mittlerweile hysterische Menschenmasse abschirmte.Aus dem Wagen sprang ein Agent, mit der Maschinenpistole im Anschlag.Prüfend ließ er den Blick über die Straße schweifen, während er in ein Funkgerät bellte.Frank befahl seiner Truppe, jeden Quadratzentimeter des Areals zu überprüfen; sämtliche Straßenkreuzungen sollten abgeriegelt, jedes einzelne Gebäude durchsucht werden.In Kürze würden ganze Wagenladungen von Beamten eintreffen, doch irgendwie wusste Frank, dass es zu spät war.Einen Augenblick danach war Frank bei Luther.Ungläubig starrte er auf das Blut, das den Schnee tränkte und ihn zu einer schauerlich roten Pfütze schmolz.Eine Ambulanz wurde gerufen, die binnen weniger Minuten eintreffen würde.Doch Frank wusste, dass es auch dafür bereits zu spät war.Luthers Gesicht war bleich; die Augen starrten blicklos ins Leere, die Finger waren zusammengekrampft.Luther Whitneys Kopf wies zwei neue Öffnungen auf; die verdammte Kugel hatte sogar noch ein Loch in den Kastenwagen geschlagen, nachdem sie ihr Opfer durchdrungen hatte.Irgendjemand hatte kein Risiko eingehen wollen.Frank schloss die Augen, danach sah er sich um.Der Präsident war wieder auf den Beinen und wurde in die Limousine gedrängt.Sekunden später waren Limousine und Begleitfahrzeuge verschwunden.Reporter stürmten in Scharen an den Schauplatz des Mordes, doch Frank gab seinen Leuten einen Wink, und die Journalisten stießen auf eine Mauer zorniger und gereizter Polizisten, die ihre Schlagstöcke zur Schau stellten und nur darauf warteten, dass jemand versuchte, an ihnen vorbeizukommen.Seth Frank blickte auf die Leiche hinab.Trotz der Kälte zog er das Jackett aus und bedeckte damit Luthers Körper und Gesicht.Sekunden, nachdem die ersten Schreie ertönt waren, war Jack bereits zum Fenster gestürzt.Sein Puls raste, die Stirn war mit einem Mal schweißüberströmt.»Bleib hier, Kate.« Er sah sie an.Sie stand wie erstarrt, ihr Gesicht widerspiegelte eine Ahnung, von der er hoffte, sie möge nicht zutreffen, so unwahrscheinlich das auch war.Samuel stürzte aus den heiligen Hallen des Gerichts.»Was ist passiert?«»Samuel, bitte, behalten Sie sie im Auge.«Samuel nickte, Jack stürmte zur Tür hinaus.Draußen waren mehr bewaffnete Männer, als Jack jemals außerhalb eines Hollywood-Kriegsfilms gesehen hatte.Er rannte zum Seiteneingang des Gebäudes; ein über hundert Kilo schwerer, schlagstockschwingender Polizist wollte ihm gerade den Schädel einschlagen, als Frank noch rechtzeitig dazwischenbrüllte.Vorsichtig trat Jack näher.Jeder Schritt im harschen Schnee dauerte eine Ewigkeit.Alle Blicke schienen sich auf ihn zu heften.Unter einem Mantel lag eine zusammengekrümmte Gestalt.Blut sickerte in den einst blütenweißen Schnee.In Seth Franks Gesicht stand Bestürzung geschrieben.An all das sollte Jack sich noch in vielen schlaflosen Nächten erinnern, vielleicht sogar für den Rest seines Lebens.Schließlich kniete er sich neben seinen Freund.Eben wollte er das Jackett wegziehen, als er unvermittelt innehielt.Er fuhr herum und schaute in die Richtung, aus der er gekommen war.Das Meer der Journalisten hatte sich geteilt.Sogar die Mauer der Polizisten war einen Schritt auseinandergetreten, um sie durchzulassen.Ohne Mantel stand Kate eine Minute lang da, zitternd im eisigen Wind, der sich wie in einem Trichter zwischen den Gebäuden fing.Sie starrte geradeaus; ihre Augen blickten so intensiv, dass sie gleichzeitig nichts und doch alles zu erfassen schienen.Jack wollte aufstehen, auf sie zugehen, doch die Beine versagten ihm den Dienst.Noch kurz zuvor war er energiegeladen und kampfbereit gewesen, außerdem fuchsteufelswild auf seinen störrischen Mandanten; nun war ihm selbst das letzte Quentchen Kraft urplötzlich abhanden gekommen
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