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.»Jedenfalls nichts Richtiges.«»Das muss sich ändern.Eher schlafe ich nicht mit dir.«Ich übernachtete draußen auf der Plattform.Carla schlief in meinem Bett.Am nächsten Tag begann ich mit der Arbeit, während Carla malte.Arbeit konnte man es eigentlich nicht nennen.Es hatte etwas mit Rückkehr zu tun.Mit einer Geburt nach innen.Und was mir bisher unmöglich schien, wurde mit einem Mal ganz leicht.Ich brauchte nur Luigis Rat zu folgen und wie ein Strandläufer aufzusammeln, was von den Wellen der Erinnerung aus der Tiefe der Vergangenheit angespült wurde.Kapitel 22Wie sie so dasitzt im Garten und redet, kommt sie einem nicht wie ein Mensch vor.Sie sitzt in ihrem Stuhl in dicken Kissen und redet.Sie trägt ihre Kleider nicht, sie hockt in ihnen, nackt und uralt, und redet pausenlos, ohne Sinn und Verstand.Der Sohn duckt sich unter ihren Sätzen.Er hält sich schlecht, weil ihn eine unsichtbare Last niederdrückt.Die Mutter sitzt vor einer halbgefüllten Tasse Tee und einem Teller mit einem angebissenen Erdbeertörtchen darauf und redet pausenlos.Eigentlich redet sie nicht.Sie bellt.Ihre trüben Greisinnenaugen sehen nicht, was um sie herum ist.Sie sehen nicht die Bäume, die Blumen, das Haus.Auch nicht den Sohn, der sich in seinem Korbsessel duckt.Sie sehen nur die innere Dunkelheit, als habe man ihre Augen herumgedreht, so dass die Pupillen nach innen zeigen.Sie sieht tief in sich hinein in eine Kinderdunkelheit, die tiefer ist als jede Nacht.Es ist die Dunkelheit unter dem Bett, die Dunkelheit zwischen Wand und Vorhang, die Dunkelheit im Treppenhaus, nachdem das Dreiminutenlicht unvermutet ausgegangen ist.Es ist eine panische Dunkelheit voll von Dieben, Mördern und Fallgruben, es ist die Dunkelheit im Sack des schwarzen Mannes.Verzweifelt bellt sie an gegen die Angst.So hoffnungslos bellen nur Kettenhunde, die die Kette von den Beinen reißt, wenn sie einen Eindringling anspringen.Ein Kettenhund weiß, dass er ohnmächtig ist außerhalb des Kreises, dessen Radius die Kette ist.Darum kläfft er so wütend, denn er ist nicht wütend auf den Menschen, der sich ihm nähert, sondern er ist wütend auf seine eigene Lage, die ihn lächerlich macht.Der Sohn aber fühlt sich gescholten bei allem, was die Mutter sagt.Seine Angst ist genauso groß wie die der Mutter, aber es ist nicht die Angst vor der Dunkelheit, sondern vor dem Licht, in dem alles viel zu genau sichtbar wird.Auch wenn die Mutter über Dinge redet, über Nachbarn, die sie schlecht macht, oder über den eigenen Mann, immer fühlt sich der Sohn dabei gescholten, als sei er schuld an allem.»Es ist schön hier im Garten«, sagt sie und lehnt sich zurück, atmet die Luft genießerisch ein.Der Sohn aber glaubt, eine Kritik herauszuhören, die da lautet: »Du hilfst nicht genug im Garten, du hast keinen Sinn für Blumen, du hast selber keinen Garten, du hast überhaupt nichts, dir ist einfach nicht zu helfen.«Als eine Wolke kurz die Sonne bedeckt und ihr Schatten auf sie beide fällt, sagt die Mutter: »Ach, ist das herrlich, diese Kühle.Es tut gut, einen Augenblick im Schatten zu sitzen, wenn die Sonne so brennt.« Der Sohn aber hört: »Du konntest schon als kleines Kind keine Sonne vertragen.Immer hattest du gleich Sonnenbrand.Du hast dich den ganzen Sommer über gepellt wie eine Pellkartoffel.Gibt es überhaupt etwas, das du vertragen kannst außer Alkohol?«Als die Sonne wieder hervorkommt, scheint sich der Sohn zu freuen.Er hält das Gesicht in die Sonnenstrahlen, als versuche er, braun zu werden, und er sitzt nicht mehr so verkrümmt im Sessel.»Willst du nicht den Platz mit mir tauschen«, sagt die Mutter.»So wie du jetzt sitzt, bekommst du bestimmt von der Sonne eine rote Nase.«O ja, er liebt seine Mutter, aber es ist eine Liebe im schlotternden Gewand des Hasses.Auch die Mutter liebt ihn, und sie verspürt ebenfalls so etwas wie Abneigung dabei.Beide ahnen, dass ihre Gefühle füreinander sich vollkommen gleichen.Man kann sie ineinander stecken, um sie gegenseitig auszulöschen.Der Sohn weiß nur nicht, ob es besser ist, die Liebe in den Hass zu stecken oder den Hass in die Liebe.Vielleicht ist es auch gleichgültig, was man in was hineinsteckt.Verschwinden muss es immer dabei.Aber dunkel spürt er, dass die Liebe etwas größer ist als der Hass, der dafür ein wenig stärker ist.Also ist es vielleicht doch ratsam, den Hass in die Liebe zu stecken.»Entsinnst du dich noch, als der Krieg zu Ende war?«, fragt die Mutter und beißt in das Erdbeertörtchen.»Da ging es uns nicht gut.Da hatte sich alles gegen uns verschworen.Wie schwer war es, dich zu ernähren, mein Sohn.Wie bin ich herumgerannt für ein bisschen Brot und Wasser.«Der Sohn nickt.Innerlich übersetzt er die Worte der Mutter so: »Du bist mir immer zur Last gefallen.Schon als Baby konntest du nie genug von allem bekommen.«»Du hörst mir wieder mal überhaupt nicht zu«, sagt die Mutter, während sie sich den Rest des Erdbeertörtchens in den Mund schiebt.Sie hat ihr Gebiss herausgenommen, und der Sohn sieht, wie eine farblose Zunge die glasierten Früchte zerdrückt.Es ist die Zunge einer Katze.Das Gebiss liegt neben dem Teller und sieht aus wie der einzige sichtbare Teil eines sonst unsichtbaren Totenschädels
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