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.«Ad eins: Manchmal hab ich zwanzig Stunden pro Tag hinterm Steuer gesessen, und das läppert sich dann doch.Dazu das Geld, wenn ich die Taxe verkaufe.Ich hab schon eine Anzeige aufgegeben: ‹Achtung! Absolutes Schnäppchen.›» Er machte eine kleine Pause.«Und drittens – das ist der größte Brocken –, stell dir vor: ich hab geerbt.»Seine Frau grinste.«Von Onkel Günther die Rheumadecke.?»«Nein, von Frau Lewandowski einen Teil des alten Hofs in Wildenbruch.»«Wer ist Frau Lewandowski?»Tscharntke rang ein wenig theatralisch die Hände.«Gott, die hat uns doch damals den Bauernhof verpachtet.»Katja Tscharntke konnte sich zwar an die alte Dame erinnern, war aber wieder voller Hohn und Spott.«Und die hast du noch richtiggehend glücklich gemacht.?»Tscharntke fuhr auf.«Komm, laß diese Sauereien! Ich hab sie zum Arzt gefahren, ich hab sie zu den Ämtern gefahren, ich hab sie zu ihren Verwandten gefahren, ich hab ihr die Sachen vom Supermarkt nach Hause gefahren – umsonst natürlich.» Er zog seine Aktentasche auf, holte die Abschrift ihres Testaments hervor und reichte sie seiner Frau hinüber.«Hier, bitte!»«Oh, tatsächlich.»Tscharntke bemühte sich, gelassen zu wirken.In der Tat hatte er von Vera Lewandowski einiges geerbt, alte Möbel und die Schmuckstücke, die er immer bewundert hatte.Der Rest des Testamentes war eine Fälschung, die von Catzoa sehr professionell ausgeführt worden war.Daß seine Frau da etwas merkte, war mehr als unwahrscheinlich.Um sie abzulenken, begann er auf sie einzureden.«Meinen Teil an Wildenbruch will ich verkaufen — und das ist das Grundkapital für meine neue Firma, für unsere.Knappe hunderttausend Mark, das reicht als Startkapital allemal.Im Industriepark Trebbin kriegen wir zu wahnsinnig guten Konditionen eine Fertigungsstätte.Im Oktober kann’s losgehen.Aber nur mit dir.» Er stand auf, ging zu Katja hinüber, kniete sich vor ihr auf den Boden und blickte ihr in die schwarzbraunen Augen.«Bitte, sag ja.Schon der Kinder wegen.» Als sie nicht sogleich antwortete, bettete er sein Gesicht in ihren Schoß.Katja strich ihm übers Haar und sah über ihn hinweg durch das Fenster auf die Linden hinaus, deren Blätter sich schon ganz langsam gelb färben wollten.Unten lachten die Kinder.«Komm.» Sie zog ihn zu sich hoch und zum Schlafzimmer hin.Die alten Zauberkräfte wirkten wieder.Als die Kinder mit der Oma nach oben kamen und stürmisch klingelten, war alles beschlossen.Und zwei Tage später ging Tscharntke zu seinem Notar, um den verschlossenen Brief wieder abzuholen, den er hinterlegt hatte, um sich Catzoa gegenüber abzusichern («Nach meinem Tode zu öffnen»).In ihm stand, daß er im Aufträge Catzoas die Manager Dr.Wolfram Witt, Jochen Vollstedt, Ronald O’Brien und Dr.Richard Schrotzer ermordet hatte.Niemand kannte Tag und Stunde, und er wollte verhindern, daß Katja, Marc und Maja ihr Leben lang mit dem Stempel «Angehörige eines Serienmörders» herumlaufen mußten.Es wäre das soziale Todesurteil für alle drei gewesen, und er liebte sie.Und warum sollte er Catzoa fürchten, die Sache war ja gegessen.20Mannhardt saß in der Bibliothek der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege (FHVR) in Friedrichsfelde, wo unter anderem auch die Polizei-Kommissare ausgebildet wurden, und ging alles durch, was in den letzten Jahren über die Methode des Profiling geschrieben worden war.Vielleicht fand er etwas, das ihn bei der Suche nach dem Taxifahrer weiterbrachte, der selbst ein Mörder war.Einiges war ihm ja neulich schon mal durch den Kopf gegangen: ein Single, männlich natürlich, irgendwo im Berliner Umland zu Hause, womöglich ein geschädigter Ossi, der sich rächen wollte.Nach einiger Suche fand Mannhardt das FBI-Modell zur Erstellung psychologischer Täterprofile und versuchte es als Raster für seinen Fall zu nehmen:1.Art des Mordes und des MordstilsEin «Mass-Murderer» war sein Taxifahrer nicht, «Amok-Killing» lag nicht vor.Ebenso lag kein «Spree-Killing» vor, wo der Täter eine größere Anzahl Opfer erst an einem Ort und einige Zeit später noch einmal an einem anderen Ort tötete.Hier kam ihm die deutsche Übersetzung «Mörder auf Vergnügungstour» sehr makaber vor.Auch «Mercy-Killing» war auszuschließen, etwas, das zum Beispiel Krankenschwestern mit Menschen taten, die ihnen hilflos ausgeliefert waren («auf Gnade oder Ungnade»).Strenggenommen war sein Taxifahrer nicht einmal ein «Serienmörder», denn Serienmord war definiert als die Tötung von drei oder mehr verschiedenen Opfern durch ein und denselben Täter, wobei zwischen den Morden jeweils eine längere Periode der «Abkühlung» des Täters erfolgte.Solche Täter – Psychopathen allesamt – gingen entweder planmäßig (organisiert) oder nicht planend (unorganisiert) vor.Sein «Klient» ging zwar auch sehr planmäßig vor, aber er schien ihm eher in die Kategorie des «Contract-Killing» zu fallen als in die des geisteskranken «Serienmörders» vom Schlage des Fritz Haarmann, Paul Ogorzow, Jeffrey Dahmer oder Richard Trenton Chase, des «Vampirs von Sacramento», der das Blut seiner Opfer getrunken hatte, um zu verhindern – so sein Wahn –, daß sein eigenes Blut zu Pulver wurde.2.Primäre Absicht des MördersWahrscheinlich Geld / Bereicherung, aber auch fanatische Rache.3.Risiko des OpfersNun, Manager liefen generell Gefahr, erpreßt oder entführt zu werden, aber in einer Taxe durften sie sich eigentlich sehr sicher fühlen.4.Risiko des TätersSicherlich gering, wenn er auf einer stillen Vorstadtstraße anhielt und seinen Fahrgast mit Hilfe eines Schalldämpfers erschoß.Allerdings war die Frage, was er dann mit dem Toten machte: Ließ er ihn weiterhin auf dem Rücksitz, oder steckte er ihn bald in den Kofferraum? Beides war gefährlich.Es war also anzunehmen, daß er seinen Fahrgast erst kurz vor seiner «Entsorgungsstätte» erschoß.Mannhardt notierte sich: Taxifahrer ausfindig machen, die weit draußen wohnen.5.Steigerung der TatWar nicht zu konstatieren.6.ZeitfaktorenSicherlich nachts, und unter einer halben Stunde war es nicht zu machen, einen Fahrgast zu töten und ihn in ein «Zwischenlager» zu bringen.7.OrtsfaktorenWechselnde Tatorte, wahrscheinlich in Berliner Vorstädten oder Vororten.Mannhardt schlug die Bücher wieder zu und setzte sich in die Cafeteria.Ohne das Arrangement des Tatortes, die Rekonstruktion der Tat und den forensischen Befund des Opfers zu kennen, brachte einem das Profiling herzlich wenig.Er schätzte aber, daß sein Täter höchstens 35 Jahre zählte – in höherem Lebensalter wäre seine kriminelle Energie kaum noch hoch genug gewesen –, weit draußen wohnte, als Single lebte, selber Besitzer eines Taxis war – als Angestellter wäre das alles nicht gegangen – und zur Kategorie der Linkshänder gehörte.Das war nicht viel, aber immerhin besser als nichts.Er sah auf die breite Ausfallstraße hinaus, auf der die Autos dahinflitzen wie Atome im Beschleuniger.Auch Taxen waren dabei.Er begann zu träumen.Wenn dies ein Kriminalroman gewesen wäre und nicht die Wirklichkeit, dann hätte es nur einen Schluß gegeben: Mirko Fischer steigt in den Wagen des selber mordenden Taxifahrers und gibt ein Fahrtziel weit draußen an.Hoppegarten beispielsweise.Viele Kilometer lang sind sie beisammen, die Spannung steigt.Wer wird als erster zuschlagen? Mirko Fischer wahrscheinlich, denn der andere hat es ja nur auf die Westmanager abgesehen, die die Ossis reinlegen wollen
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