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.Und danach? So intensiv sie über eine geeignete Strategie nachdachten, sie kamen nicht weiter.»Was soll man machen, wenn der Erpresste aus einsichtigen Gründen nicht bereit ist, zur Polizei zu gehen?«, fragte Orlando.»Dann bleibt nichts anderes übrig, als den Erpresser umzubringen«, antwortete Mannhardt.»Aber dabei dürfte es nicht so leicht sein, einen perfekten Mord zu begehen, da der Erpresser zu Hause mit Sicherheit all seine Opfer aufgelistet hat, damit jede Mordkommission leichtes Spiel hat.«»Also ist der Erpresste machtlos, wenn er auf alle Fälle vermeiden muss, dass die Öffentlichkeit etwas von der Erpressung erfährt?« Es war ein Gedanke, der Orlando als künftigen Juristen und womöglich als zukünftigen Staatsanwalt zutiefst empörte.Mannhardt nickte.»Ja, ist er.Er kann den anderen nur zur Strecke bringen, wenn er sich selbst opfert.Nehmen wir an, einer von Narsdorfs Patienten ist Krankenpfleger und leidet unter der zwanghaften Vorstellung, einem frisch Operierten auf der Intensivstation die Schläuche kappen zu müssen, dann kann er sich, hat er seinen Erpresser auffliegen lassen, auf ein Leben als Dauerarbeitsloser einrichten.«»Wer es auch immer ist, der Narsdorf-Erpresser ist eine … unwissenschaftlich gesagt: große Drecksau und gehört in den Knast!«, rief Orlando.Mannhardt griff in eine seiner Schubladen.»Theorie der Rechtfertigungstechniken von Sykes und Matza: Er wird sagen, wie du mir so ich dir, und ich zahle dir nur zurück, was du mir angetan hast.Wobei sein Opfer auch stellvertretend für andere oder die ganze Gesellschaft stehen kann.«Orlando fasste ihre Diskussion zusammen.»Solange Narsdorf keinen anderen Beruf ergreifen will, zumindest, solange er seine Praxis nicht aufgeben will, die ja eine Goldgrube ist, kann er gegen seinen Erpresser nichts machen?«Mannhardt lachte bitter.»Nein, nur zahlen und hoffen, dass der andere bei einem Wohnungsbrand ums Leben kommt, und bei dem zusätzlich auch alle Papiere und Festplatten verbrennen.«»Das heißt, wir haben auch auf Narsdorf zu achten, dass er der Versuchung widersteht, den Brand selbst zu legen … wenn der Erpresser schläft.«»So ist es.« Damit gab sich Mannhardt seinem Mittagsschläfchen hin, während sein Enkel den Hauseingang im Auge behielt und dabei Zeitung las und das Gelesene gleichzeitig murmelnd kommentierte.»Erdbeben in China … Nur gut, dass die Olympischen Spiele noch nicht angefangen haben.Venezuela: Hugo Chávez bezeichnet Angela Merkel als Nachfahrin Adolf Hitlers … Welche Vene ist denn bei dem zu, wahrscheinlich die zum Gehirn.Mensch, da kommt er!«Mannhardt schreckte hoch.»Wer? Hugo Chávez?«»Nein, der Leon Völlenklee.Das ist er!«»Na, endlich.Dann folgen wir mal errötend seinen Spuren.«»Im Wagen oder zu Fuß?«, fragte Orlando.»Du bist der Fachmann.«»Danke, aber …« Mannhardt zögerte mit einer Entscheidung.»Wenn er mit der U-Bahn fährt, wäre es nicht sehr klug, ihm im Wagen zu folgen, es sei denn, du gehst vorher zu ihm hin und legst ihm eine elektronische Fußfessel an.«»Was man von älteren Menschen nicht alles lernen kann«, brummte Orlando.»Es sieht ganz so aus, als würde er kein Auto haben, sondern zur U-Bahn gehen, Südstern wahrscheinlich.Ihm nach.« Mannhardt hievte sich aus dem Wagen.Da Völlenklee sie beide nicht kannte, brauchten sie sich bei seiner Observation nicht sonderlich anzustrengen.Völlenklee überquerte die Urbanstraße, ging die Körtestraße Richtung Südstern hinunter und verschwand in der Tat in der Eingangshalle der U-Bahn.Sie mussten sich beeilen, um nicht den Anschluss zu verlieren.Da der Bahnhof Südstern gerade renoviert wurde und die Züge in Richtung Rathaus Spandau nicht hielten, konnte Völlenklee nur stadtauswärts fahren wollen.Es war nicht schwer, ihn zu entdecken.Während sie auf den Zug nach Rudow warteten, fragte Mannhardt seinen Enkel, ob der wüsste, welche Namen dieser Bahnhof getragen habe.»Nein.Aber ich kann ja mal raten: Hasenheide vielleicht?«»Richtig! Der Kandidat hat 100 Punkte.Aber nicht nur Hasenheide, sondern auch noch Kaiser-Friedrich-Platz und Gardepionierplatz.Südstern ist der vierte Name.«Der Zug kam, und sie schafften es, im selben Wagen wie Völlenklee Platz zu finden.Er fuhr das ganze ewige Ende bis Rudow und stieg dort in den Bus zum Flughafen Schönefeld um.»Vielleicht hat er schon irgendwo kräftig abkassiert und will sich nun in die äußere Mongolei absetzen«, sagte Mannhardt.Völlenklee machte jedoch nirgendwo Anstalten, einzuchecken, er streifte nur durch die Hallen und hielt Ausschau nach … Ja, wonach? Mannhardt und Orlando kamen nicht darauf.Wollte er jemanden abholen? Nein, da wäre er an einem ganz bestimmten Ausgang stehen geblieben.Einmal folgte er einer Gruppe von Stewardessen, musste allerdings zurückbleiben, als die im Personalbereich verschwanden.»Er wird doch nicht etwa auch eine Stewardess erpressen wollen«, sagte Mannhardt.»Was soll bei einer Serviererin der Lüfte schon zu holen sein?«Orlando verlor langsam die Lust an der Sache.»Vielleicht ist er gar nicht deswegen hier, vielleicht ist er gar nicht der, der es auf Narsdorf abgesehen hat?«Völlenklee war inzwischen vor der großen Tafel stehen geblieben, auf der die ankommenden Flüge angezeigt wurden.Lange studierte er das, was da an Zeiten, Flugzielen und Airlines zu finden war, dann nahm er seine Wanderung durch die Terminals wieder auf.Die nächste halbe Stunde verging, ohne dass etwas Besonderes geschah.»Üben wir weiter«, sagte Mannhardt.Sein Enkel konnte ihm nicht folgen.»Was sollen wir üben?«»Na, uns in Geduld.«Nach weiteren zehn Minuten schienen sie belohnt zu werden, denn Völlenklee verstellte zwei Piloten, die gerade ihren Dienst antreten wollten, den Weg, um sie etwas zu fragen.Die beiden schüttelten jedoch nur den Kopf und gingen weiter.»Geh du hinter Völlenklee her«, sagte Mannhardt zu seinem Enkel.»Ich folge den beiden Piloten und frage sie, was Völlenklee von ihnen wissen wollte.« Schnell hatte er die beiden Männer eingeholt und suchte, sie für einen Moment aufzuhalten.»Pardon, kann ich Sie mal kurz fragen, was der Herr eben …?«Die Piloten gingen weiter, als sei er Luft für sie.Möglicherweise verstanden sie kein Deutsch.Er versuchte es auf Englisch, doch auch da reagierten sie nicht.»Arschlöcher«, murmelte Mannhardt und musste all seine Impulskontrolle bemühen, um den beiden nicht in den Hintern zu treten.Was blieb ihm, als umzukehren und nach Orlando Ausschau zu halten.Da stand er, am Zeitungskiosk.»Na, Opa?«»Nichts.« Mannhardt fluchte noch einmal.»Aber die Tatsache, dass er die beiden angesprochen hat, könnte darauf hindeuten, dass er auf der Suche nach einem Piloten ist, von dem er zwar den Namen, den Beruf und die Krankengeschichte hat, aber keine Adresse.«Orlando nickte.»Ja, das sehe ich auch so.Was bleibt ihm anderes übrig, als die Leute live zu erwischen.«Während sie diese Worte wechselten, war Völlenklee zur Bushaltestelle gegangen und in den 171er gestiegen.»Wenn wir auch einsteigen, wird er uns bemerken und Verdacht schöpfen«, sagte Mannhardt.»Am besten, wir setzen uns in eine Taxe und lassen uns zum U-Bahnhof Rudow fahren.Vermutlich wird er da in den Zug umsteigen.Wenn nicht, haben wir Pech gehabt.«Sie hatten Glück und folgten Völlenklee hinunter in die U-Bahn.Hier war so viel Betrieb, dass sie keine Angst haben mussten, ihm irgendwie aufzufallen
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