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.«»Haben Sie eine Waffe bei sich?« fragte er ängstlich.Ich konnte ihn beruhigen, daß ich waffenlos sei.Er überlegte, ob er die Tür hinter mir zusperren sollte, während er zum Podesta ging, um den ungewöhnlichen Besuch zu melden.Und wieder beruhigte ich ihn, daß es nicht in meiner Absicht läge, auszureißen, da ich mich ja freiwillig gestellt hätte.Das schien ihm einzuleuchten.Er verschwand im nächsten Zimmer und kehrte bald darauf hinter dem Podestà zurück, bei dessen Anblick man tatsächlich das Gefühl hatte, der ungeheure Umfang des Bauches presse die Luft im Raum dichter zusammen.Er schien gerade beim Frühstück gestört worden zu sein, denn er kaute noch mit vollen Backen, und der schwarz gefärbte Schnurrbart war feucht vom Milchkaffee.»Was machen Sie mir am frühen Morgen für Umstände!« fuhr er mich bitterböse an.Ich sagte ihm, daß ich es gern vermieden hätte, ihm diese Umstände zu bereiten, aber mein Bein mache es mir leider unmöglich, weiterzugehen und mich erst in Tremosine oder in Riva zu melden.Er fragte mich ungnädig nach meinen Papieren.Ich antwortete ihm, daß ich sie leider verloren hätte und nannte ihm meinen Namen und was ich sonst für wichtig hielt.»Die Geschichte wird immer merkwürdiger«, knurrte er, »mit diesem Namen und mit Ihrem Italienisch behaupten Sie, ein deutscher Soldat zu sein?«»Ich würde es doch wohl nicht behaupten, wenn ich es nicht wäre.«»Sagen Sie das nicht! Mancher Faschist wäre froh, wenn er jetzt für eine Weile in einem Gefangenenlager untertauchen könnte.«»Daran habe ich allerdings nicht gedacht.«, murmelte ich und sah sehr unangenehme Verwicklungen am Horizont auftauchen.»Wie kommen Sie zu Ihrem Italienisch? Erklären Sie mir das!«Und ich erklärte, vor dem Kriege Angestellter eines Reisebüros gewesen zu sein und eben aufgrund meiner Sprachkenntnisse zahllose Züge und Omnibusse nach Italien begleitet zu haben.Oft auch an den Gardasee.Aber leider immer nur nach Riva, Torbole, Limone, Gardone, Malcesine und Sirmione, gerade so, als ob Gargnano überhaupt nicht vorhanden sei.Und dabei habe mich doch schon der kurze Aufenthalt tief beeindruckt und zu der Frage veranlaßt, weshalb dieses herrlich gelegene Gargnano nie auf dem Programm meiner Reisen gestanden habe.Die gereizte Atmosphäre entspannte sich wie durch ein Zauberwort.»Hören Sie es, Signor Fumagalli?« rief der Podestà und schlug dem Schreiber mit dem Handrücken so kräftig gegen die flache Brust, daß es den kleinen Mann fast umgeworfen hätte, »Sie wollten es auch nicht glauben, und wenn ich es Ihnen tausendmal gepredigt habe, daß Gargnano eine Zukunft hat! Jetzt hören Sie es selber aus dem Mund eines Mannes, der schließlich etwas davon verstehen muß!«Ich wagte bescheiden einzuwerfen, daß natürlich die Hotels und Gasthöfe ein wenig modernisiert werden müßten, besonders in den hygienischen Einrichtungen.nun, er verstehe wohl, was ich damit sagen wolle.»Das predige ich diesen Wirten jeden Tag!« schrie er, »und ich bringe sie hin, wo ich sie haben will, verlassen Sie sich darauf, amico! Diese verdammten Abtritte! Sie sind eine Kulturschande! Ein gutes Klosett ist die Visitenkarte eines guten Hotels, das ist mein Wahlspruch.Aber Sie glauben nicht, Signore, wie hart man sich gegen diese Dummköpfe durchsetzen muß.Ja, wenn es nur Männer wären, die es in die Sonne Italiens zieht, das ginge eventuell noch hin.Aber die fremden Damen sind in diesen Dingen besonders empfindlich, und überhaupt sind unsere Abtritte für die weibliche Natur, die gewissermaßen ziellos ist, völlig ungeeignet.Habe ich recht oder habe ich unrecht, amico?«»Recht, Signor Podestà, völlig recht!«»Was wollen Sie nun mit diesem Mann machen, Signor Zanella?« wagte der Schreiber einzuwerfen.»Ja, was machen wir mit Ihnen? Wie haben Sie sich das gedacht, was mit Ihnen geschehen soll, Signor Bonaventura?«Ich hatte mir gedacht, er würde mich ins nächste Lager überweisen, damit ich erst einmal in ärztliche Behandlung käme.»Sie machen mir viel Mühe, Signore«, sagte er, »aber Sie sollen Gargnano und seinen Bürgermeister nicht in schlechtem Andenken behalten.Kommen Sie in mein Zimmer.Während ich mit den Karabinieri telefoniere, können Sie mir erzählen, wie man einen Ort am besten propagiert.Sie sind Fachmann und müssen es schließlich wissen.— Der Krieg ist zu Ende, und wenn Deutschland zur Zeit auch am Boden liegt, die Deutschen sind zäh und werden sich wieder hochrappeln und zu Wohlstand kommen und auch wieder reisen.Und ich will, daß Gargnano auch einen Teil von dem Rahm abschöpft, den früher nur die anderen Orte geschluckt haben.Also schießen Sie los!«Ich hielt ihm einen längeren Vortrag über billige Preise bei gutem Essen und tadellosen Toiletten und behauptete kühn, das seien drei Dinge, die sich in der Welt von selber herumsprächen.Zwei Stunden später schieden wir als die besten Freunde voneinander.Ich kletterte in den Jeep, der vor dem Haus hielt, und wurde wenige Stunden später in der Nähe von Verona in einem Durchgangslager abgeliefert.Kurz darauf wurde ich nach der ärztlichen Untersuchung in ein Lazarett nach Padua gebracht, wo die Wunde sondiert wurde und sich nach Entfernung der Stoffetzen rasch schloß.Von Padua kam ich nach Rimini und wurde von dort nach Deutschland entlassen.Meine Versuche, von Rimini aus über Don Serafino mit Gina Verbindung aufzunehmen, schlugen alle fehl.Entweder gingen meine Briefe oder die Antworten verloren.Es dauerte noch ein halbes Jahr, ehe ich die erste und einzige Nachricht über Ginas Schicksal erhielt.Der Brief kam von Don Serafino über einen Schweizer Bekannten.Die Schrift, kaum leserlich, war mit der linken Hand geschrieben.Ein Schlaganfall hatte Don Serafinos rechte Seite gelähmt.— Es war Signor Berra nicht gelungen, Gina nach Genua in Sicherheit zu bringen.Einen Tag nach meiner Flucht umstellten Partisanen das Haus und holten Gina aus dem Kastell heraus, in dem sie sich lang verteidigte.Sie wurde erst nach Stunden gefunden.Kahl geschoren und von zahllosen Kugeln durchbohrt.Man fand ihren Leichnam auf der Lichtung, auf der wir uns so oft getroffen hatten.ElisabethDer Tag konnte nicht mehr fern sein, denn die ersten Hähne krähten auf den Bergen, und der Haushahn des »Albergo Trota« erwiderte den Weckruf.Im nahen Porto vecchio warf ein Fischer den Motor seines Bootes an und tuckerte auf den See hinaus, um die am Vorabend ausgeworfenen Netze einzuholen.Die Sterne begannen zu verblassen, und durch die schräg gestellten Bleche der Jalousie sickerte rosiges Grau.Die Möbel des Zimmers, Schrank und Wäschekommode, nahmen Form und Farbe an, und die Elfengestalten auf dem Bild mit dem vergoldeten Gipsrahmen kehrten in ihren duftigen Schleiergewändern zaghaft auf die blumenbesäte Waldwiese zum Reigen zurück.Die rosafarbene Alabasterampel schwebte nicht mehr entgegen allen Naturgesetzen frei im Raum, sondern hing wieder ordentlich an der weißen Litze des Zugpendels.Elisabeth lag flach unter der leichten Decke, die Arme über der Brust gekreuzt
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