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.Später, nachdem er das Dach auf seine Hütte gehievt und am halben Berghang das Gestrüpp abgehackt hatte, um es darüberzubreiten und so ihr Obdach vor neugierigen Augen zu schützen, schlief er ein.Es war ein tiefer Schlaf der vollständigen Entkräftung, aber es war kein traumloser Schlaf.Besonders nicht gegen Ende, als die Nacht hereingebrochen war und er ein halbes dutzendmal aufwachte und wieder wegdämmerte.Da träumte er die Träume eines Gehetzten - sie jagten ihn, gesichtslose Horden mit hellem irischem Haar und zupackenden Händen, und er lief und lief, bis sie ihn in einer kleinen Holzkiste an einem Berghang in die Enge trieben.Davon erwachte er, im sanften Schein der Lampe, an seiner Seite schliefen América und das Baby.Es roch nach Obst - der Duft war so stark, daß er einen Moment lang glaubte, er sei wieder fünfzehn und arbeite mit der Saftpresse am Stand auf dem mercado.Er riß sich zusammen, nach der Plackerei tat ihm alles weh, aber er stützte sich auf den Ellenbogen auf und sah sich in der kleinen Hütte um, in seinem neuen Heim, seiner Zufluchtsstätte, seinem Versteck.In einer Ecke lag ein Haufen Schalen, Kerne und Fruchtfleisch, leergekaut und wieder ausgespuckt, ein gewaltiger Haufen, und dann sah er auf die schlafende América, auf ihre rissigen Lippen und das saftverschmierte Kinn.Das war keine gute Idee.So würde sie Durchfall bekommen, wenn sie ihn nicht schon hatte.Schließlich stillte sie, zum Donnerwetter - da brauchte sie Fleisch, Milch, Eier, Käse.Aber wie sollte er das heranschaffen? Sich in dem Laden blicken zu lassen, wagte er nicht, und selbst wenn er sich traute, steckte sein ganzes Geld bis auf sechzehn Dollar unten in dem brandgeschwärzten Cañon, kühlte gerade ab unter einem brandgeschwärzten Stein.Fleisch, sie brauchten Fleisch für einen Eintopf - und beim Gedanken daran, an Eintopf, spürte er, wie sich seine Speicheldrüsen zusammenzogen.Genau in diesem Augenblick, als wäre es vorherbestimmt, tauchte die Katze wieder auf, elegant und fordernd, einen grauen Fuß auf die Schwelle gesetzt.»Miau«, machte die Katze.»Miez, Miez«, sagte Cándido.»Komm her, Miez.«5Es sah nicht gut aus.Zu beiden Seiten der Straße war alles schwarz, die Hartlaubsträucher waren verschwunden, die Bäume verbrannt.Kyra fuhr aus der normalen Welt hinein in eine Todeszone, wo das Unterholz so vollständig vernichtet worden war, daß man hätte meinen können, ein Bulldozer hätte alles plattgewalzt, wenn nicht da und dort ein krebsartiges Gewirr von verkohlten Strünken aufgeragt hätte und überall diese blaßgraue Asche gewesen wäre, die alles überzog und auch jetzt noch, zwei Tage später, Hitze abstrahlte.Die Bäume, die überlebt hatten - Eichen zumeist -, waren bis hinauf in ihre entlaubten Kronen versengt, und die Bäume an den Rändern der Feuerschneise waren auf der einen Seite schwarz und auf der anderen noch grün.Kyra hielt den Atem an, als sie um die letzte Kurve fuhr und einen ersten Blick auf die verbogenen Überreste des Da-Ros-Tors warf.Sie trug Jeans und Turnschuhe, auch an Arbeitshandschuhe hatte sie gedacht, und nun stieg sie aus dem Wagen, um nachzusehen, ob sich das Tor mit der Hand öffnen ließ.Aber was davon übrig war, bewegte sich keinen Zentimeter.Sie sah, daß das Feuer die Einfahrt hinaufgefegt war, die Erde ausgeglüht und die Bäume niedergemäht hatte und daß das Tor mit seinen geschmiedeten Ornamenten und den Eisenspitzen ihm keinerlei Einhalt geboten hatte.Das Tor war schief und verbogen, der Lack war geschmolzen, und die Räder waren in den Bodenschienen festgeklemmt.Mit dem Wagen kam sie unmöglich auf das Grundstück: sie würde zu Fuß gehen müssen.Mehr als alles andere - mehr als der beißende Geruch in der Luft und der Anblick der zu Asche gewordenen vollendeten Gartengestaltung - erschreckte sie die Stille rings herum.Sie war das einzige Lebewesen unter der Sonne, jeder ihrer Schritte hinterließ einen Abdruck, als stapfte sie durch Schnee, und sie hörte das leise Knarren der Sohlen unter ihren Füßen.Keine Eidechse, kein Eichhörnchen huschte über den Weg, kein Vogel belebte die Stille.Sie stählte sich für das, was kommen mußte.Es war nicht ihr Haus, nicht wirklich, sagte sie sich immer wieder, und sie würde nicht die einzige sein, die mit dem Verlust fertigwerden mußte.Am späten Abend, wenn es in Italien Morgen war, würde sie Patricia Da Ros anrufen und ihr mitteilen, was passiert war.Selbst wenn der Brand das Haus wie durch ein Wunder verschont hatte - so etwas geschah durchaus, diese Buschfeuer waren so launisch wie die Winde, die sie anfachten: ein Haus brannte völlig ab, und das daneben blieb unversehrt -, würde es schwer zu verkaufen sein.Schon drei Kunden hatten angerufen, um sich aus bereits abgeschlossenen Kaufverträgen für Häuser in den Hügeln wieder herauszuwinden, und sie wußte, daß für mindestens sechs Monate niemand mehr Lust haben würde, sich hier oben etwas anzusehen - die Leute hatten ein kurzes Gedächtnis, das ja, aber im nächsten halben Jahr wäre jedes Immobiliengeschäft in dieser Gegend, und sei es nur ein Stellplatz für einen Pferdeanhänger, ungefähr so populär wie Zähneziehen.Aber wenn es das Haus nicht allzu schlimm erwischt hatte, mußte sie die Versicherung der Da Ros dazu bringen, umgehend für eine Neugestaltung der Landschaft zu sorgen, und vielleicht ließe sich das Feuer auch als Verkaufsargument verwenden - in diesem Leben würde es hier bestimmt nicht mehr brennen, und das war ja auch eine Art Versicherung.Und dann erreichte sie die Kuppe des Hügels und die Senke, wo die Garage gewesen war, und sie sah die hohen Kamine des Hauses nackt vor den kahlen Bergen und dem Krater des Meeres aufragen: der Rest war weg.Die ledergebundenen Bücher, die Stilmöbel, die Gemälde und die Teppiche, der Marmor, der Whirlpool und die achteinhalb Badezimmer - weg, alles weg.Selbst die Steinmauern waren unter der Last des einstürzenden Daches zerbröckelt, der Schutt lag so weit verstreut, daß es aussah, als wäre das Haus in die Luft gesprengt worden.Sie war darauf vorbereitet gewesen - sie hatte so etwas früher schon gesehen -, trotzdem war es ein Schock.Die ganze Schönheit und Perfektion, all der erlesene Geschmack, was war das jetzt wert? Sie brachte es nicht übers Herz, näher zu gehen - und wozu auch? Wollte sie wirklich sehen, wie die Kristallüster jetzt zu einem schmutzigen Klumpen Quarz geschmolzen waren, oder unter einem halbverkohlten Balken das Bruchstück einer Skulptur entdecken? Sie wandte sich ab - sollten sich die Versicherungsgutachter darum kümmern, es war deren Sache - und ging den langen Weg zum Tor zurück, ohne sich noch einmal umzusehen.Ihr zweites Objekt hier oben, ein Bau im zeitgenössisch mediterranen Stil auf einem Hektar Grund mit Pferdestall und Koppel, war völlig unversehrt, keine einzige Schindel fehlte.Warum war nicht statt dessen dieses Haus verbrannt? Es war ein exzellenter Besitz, an einer Privatstraße gelegen und mit herrlicher Aussicht in alle Richtungen, aber nichts Besonderes, nichts Einmaliges und Unersetzliches wie das Da-Ros-Haus.Was für eine Vergeudung, dachte sie und stieß wütend den Schuh in die Asche, verbittert, erzürnt, zum Kotzen war das alles.Das hatten diese Mexikaner angerichtet.Illegale.Rüpel, die ihre Mützen verkehrt herum auf dem Kopf trugen.Schlichen sich über die Grenze, machten die Schulen kaputt, raubten Eigenheime aus und bedienten sich gratis bei der Wohlfahrt, und als wäre ihnen das noch nicht genug, brannten sie jetzt alles nieder.Sie waren wie die Barbaren vor den Toren Roms, nur daß sie schon drinnen waren, den Bach verdreckten und in die Wälder schissen, Leute bedrohten und alles mit Graffiti vollsprühten - wo sollte das bloß enden?Sie hatten die zwei Mexikaner wegen des Feuers verhört - dieselben, die diese Haßparole hier auf die Mauer gesprayt hatten -, sie aber aus Mangel an Beweisen freilassen müssen
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