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.»Ich wußte, daß du zurückkommen würdest«, hörte ich Elias sagen.»Ich habe es immer gewußt…«Ich wandte mich von meinem Vater ab und sah Elias’ Gesicht, vom Mondschein matt erhellt.Eine Weile sah ich ihn regungslos an; dann neigte ich mich zu ihm und küßte ihn.»Wie konntest du es wissen?«»Ich habe es in meinem Herzen gefühlt.«Seine Lippen waren kalt; doch sein Mund war warm – warm wie das Leben.»Trau mir nicht zuviel zu, Elias.Ich bin unzuverlässig.«»Ich warte auf dich.Ich habe Zeit.Ich werde bei Zara wohnen und auf dich warten.«»Das ist sehr töricht.«Er kniff leicht spöttisch die Augen zu.219»Meine Gefühle für dich sind sehr töricht, ich weiß.«Ich sagte:»Also, jetzt hör zu.Ich werde dir keine Nachricht geben, bevor ich nicht etwas Endgültiges entschieden habe, so oder so.«»Eine Frau tut immer, was sie will.«»Elias, du strapazierst mich!«Der Mond glitt durch die Sternenschleier.Die Dunkelheit war heller als zuvor.Diese nächtliche Helligkeit ließ auf der Oberfläche des Sandes ein Flimmern von silberweißen Wellen spielen.Ich blinzelte verschlafen.Die Wüste lag im Sterben, aber ich mußte die Bilder von früher bewahren.Es mochte ein großer Trost sein, wenn ich diese Bilder nicht als Verlust, sondern als Hoffnung sah.In diesem Fall, und auch sonst, konnte ich es mir wohl leisten, Gefühle zu zeigen.22022.KapitelÜber Paris lagen Nebelfelder.Das Flugzeug landete, von Windstößen geschüttelt, mit fast einer Stunde Verspätung.Gereizt und übernächtigt warteten wir vor dem Fließband.Unsere Lider waren geschwollen, die Kleider staubig und zerknittert.Das Gepäck kam; wir sortierten es ungeduldig.Draußen vor dem Flughafen war es windig und kalt.Die Reise war gut verlaufen, aber wir hatten genug.Wir waren schon zu lange zusammen, zu sehr aufeinander angewiesen wie eine beengt wohnende Familie, jeder kannte den anderen allzu gut; jetzt brauchten wir Freiraum.In den letzten Tagen hatten wir alle Gesprächsthemen erschöpft, wir hatten keine Lust mehr auf Geplänkel oder Witze.Darüber hinaus hatte Rocco Adil auf dem Gewissen, der mit zwei gebrochenen Rippen wieder arbeitslos war.Immerhin war die Abfindung großzügig gewesen, dafür hatte ich gesorgt; und am Ende war Adil zufrieden gewesen.Zum Zeichen dafür, daß er Rocco nichts nachtrug, hatte er ihm eine Sandrose geschenkt, nahezu ein Museumsstück und schwer wie ein Backstein.Rocco hatte sie murrend eingepackt.Was sollte er damit? Wir hatten gelacht, was er uns übelgenommen hatte.So war das eben mit Rocco.Nun dachte jeder an seine eigenen Angelegenheiten.Wir würden uns ein paarmal im Schneideraum treffen, aber das war Routine.So trennten wir uns, winkten einander zu, und jeder nahm ein Taxi in eine andere Richtung.Es hatte geregnet, die Straßen waren naß, die Schieferdächer glänzten.Cafes und Restaurants waren voller Leute, die Schaufenster waren schon erleuchtet, der Verkehr brauste, staute sich vor den Ampeln.Mein Taxifahrer war ein Raucher, der Wagen roch nach kaltem Qualm.Ich wünschte nur, daß er schnell fuhr.Nicht die Fahrt war deprimierend; es war deprimierend, daß ich müde war, aus der Sonne kam, aus der Weite, dem Licht.Die dunklen Wolken verdichteten sich; es würde bald wieder regnen.Meine Wohnung in der Rue Verdaine war still, oberflächlich aufgeräumt, angenehm.Ich stellte Tasche und Rucksack in den Gang, machte Licht.Es roch nach abgestandener Luft.Ich öffnete die Fenster, ließ die Abendluft herein, und sofort füllte sich die Wohnung mit Lärm.Meine Putzfrau hatte den Papierkorb geleert, die Pflanzen gegossen.Ich zog die verschwitzten Kleider aus; zuerst 221eine Dusche.Ich regulierte das aus der Brause strömende Wasser, bis es fast heiß war, drehte und wand mich unter dem starken Strahl.Ich wusch mich von Kopf bis Fuß, auch die Haare.Dampf füllte das Bad.Ich trocknete mich ab, schlüpfte in meinen abgetragenen weißen Frotteemantel.Barfuß, mit nassem Haar, ging ich in die Küche, setzte Teewasser auf.Auf dem Anrufbeantworter ein paar Nachrichten; keine dringende Botschaft, nichts, was nicht warten konnte.Es war bekannt, daß ich im Ausland war.Ich trank Tee, Earl Grey, den ich am liebsten mochte, sortierte gleichgültig die Post.Das meiste landete im Papierkorb.Der Regen prasselte an die Scheiben; Neonlichter blinkten.Die Müdigkeit wuchs, ich sehnte mich schmerzlich nach Elias.Wo war er? Gab es ihn wirklich? Hatte ich ihn erträumt? Es war alles zu kurz gewesen, zu flüchtig und provisorisch.Ich atmete schnell, fühlte mein Herz an die Rippen klopfen.Die Erinnerungen waren in mir; sie würden zurückkommen, farbig, blutwarm.Ich mußte Geduld haben, sie mit dem Ort, an dem ich mich befand, in Übereinstimmung bringen.Ich trank den Tee aus, schaltete den Computer ein.Wenn ich mich jetzt ins Bett legte, würde ich mitten in der Nacht aufwachen, mit Kopfschmerzen und völlig überdreht.Eine Schlaftablette nehmen? Ja, das war besser.Und bloß nicht an Elias denken.Wie sollte ich mich sonst hier wieder zurechtfinden?Die Reise war zu Ende.Ich hatte die ganze post production am Hals.Wenn wir das Datum für den Filmstart schaffen wollten, mußte ich es in zwei Monaten schaffen.Immerhin arbeitete ich nicht schlecht unter Zeitdruck; das war ein Trost.Im allgemeinen schaffte ich die Termine.Aber dafür mußte ich Elias aus meinen Gedanken verbannen.Und dieser Film war nicht gerade geeignet dazu.Ich merkte das einen Tag später, im Schneideraum.Ich hatte mich mit einer Praktikantin durch die langweilige Aufgabe gequält, die Randnummern aufzuschreiben; das Schneiden selbst ging elektronisch.Wichtig war das Tempo.Jede Klebestelle im Film verändert den Blickwinkel.Ich dachte an Olivia, an ihre Geigenstunden, und sah jeden Schnitt wie den Schlag eines visuellen Metronoms.Das Gefühl der Harmonie hat man, oder man hat es nicht.Manchmal war eine Sequenz so bedeutungsvoll oder schön, daß selbst ich von der Darstellung gefangen war.Irgendwie war ich in diesen Bildern drin, das passierte immer wieder.Enrique und Thuy kamen ein paarmal, und wir arbeiteten zusammen.Es stellten 222sich die unterschiedlichsten Assoziationen ein, so daß ich den Durchbruch meiner Gefühle ständig kontrollieren mußte.Die Art, wie sich Elias bewegte, wie er auf seinem Mehari ritt, durch den Sand schlurfte (die Tuareg heben kaum die Füße vom Boden, sondern benutzen ihre Sandalen fast wie ein Rutschbrett), wühlte mich auf.Ich hatte zwei sehr lange Einstellungen von ihm: Die erste war, als er uns zum ersten Mal auf seinem Mehari entgegenritt.Am Anfang war nur ein ferner dunkler Strich am Horizont zu erkennen.Der Strich wogte auf und ab, trennte und vereinigte sich wieder in den Luftspiegelungen, bis der Reiter in Sicht kam, sich der Kamera näherte.Es war ein wunderbares Stimmungsbild; ich wollte, daß der Film mit dieser Einstellung begann
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