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.Seine gewaltigen Kräfte, die sich in Lucien erschöpften, spielten nur noch für Lucien; er freute sich seiner Fortschritte, seiner Liebeshändel, seines Ehrgeizes.Für ihn war Lucien seine sichtbar gewordene Seele.Betrüg-den-Tod dinierte durch einen Stellvertreter bei den Grandlieus, er schlich in die Boudoirs der großen Damen, er liebte Esther, Kurz, er sah in Lucien einen schönen, jungen, vornehmen Jakob Collin, der nach der Stellung eines Gesandten griff.Betrüg-den-Tod hatte den deutschen Aberglauben vom Doppelgänger verwirklicht, und zwar vermöge einer Art moralischer Vaterschaft, wie sie Frauen verstehen werden, die in ihrem Leben einmal wirklich geliebt haben; sie haben gefühlt, wie ihre Seele ln die des Geliebten überströmte, sie haben sein Leben gelebt, sei es nun edel oder ehrlos gewesen, glücklich oder unglücklich, ruhmlos oder glorreich,» trotz der Trennung haben sie Schmerzen in ihrem Bein gespürt, wenn er sich an dem seinen eine Wunde zuzog; sie haben gefühlt, daß er sich im Duell schlug, und um alles in einem Wort zu sagen, so brauchten sie nicht erst von einer Untreue zu hören, um ihrer gewiß zu sein.Als Jakob Collin in seine Zelle zurückgeführt wurde, sagte er sich: ›Man verhört den Kleinen!‹ Und ihn schauderte; er, der tötete, wie ein Arbeiter trinkt.›Hat er seine Geliebten sehen können?‹ fragte er sich.›Hat meine Tante diese verdammten Weibchen finden können? Haben sich diese Herzoginnen, diese Gräfinnen aufjagen lassen, und haben sie das Verhör verhindert?.Hat Lucien meine Anweisungen erhalten?.Und wenn das Verhängnis will, daß er verhört wird, wie wird er sich halten?.Der arme Kleine, ich habe ihn dahin gebracht! Dieser Räuber Paccard und dieser Marder Europa sind schuld an dem ganzen Krakeel, weil sie die siebenhundertfünfzigtausend Franken gestohlen haben, die Nucingen Esther gegeben hatte.Diese beiden Schelme haben uns beim letzten Schritt zum Straucheln gebracht; aber sie sollen mir den Possen teuer bezahlen! Noch ein Tag, und Lucien war reich! Er hätte seine Klotilde von Grandlieu geheiratet.Ich hätte Esther nicht mehr auf dem Hals gehabt.Lucien liebte dieses Mädchen zu sehr, während er diese Rettungsplanke, diese Klotilde, niemals geliebt hätte.Ah, dann hätte der Kleine ganz mir gehört! Und wenn man bedenkt, daß unser Schicksal von einem Blick, von einem Erröten Luciens vor diesem Camusot abhängt, der alles sieht, dem es nicht an der Schlauheit der Richter fehlt! Denn als er mir die Briefe zeigte, haben wir einen Blick gewechselt, in dem wir uns gegenseitig sondierten, und er hat erraten, daß ich Luciens Geliebte kirre machen kann!‹Dieser Monolog dauerte drei Stunden.Die Angst war so groß, daß sie diese Konstitution aus Eisen und Vitriol besiegte: Jakob Collin, dessen Gehirn vor Wahnsinn fast in Flammen stand, spürte so verzehrenden Durst, daß er, ohne es zu merken, alles Wasser aus dem einen der beiden Kübel austrank, die mit dem Bett das ganze Mobiliar einer Einzelhaftzelle bilden.›Wenn er den Kopf verliert, was soll da aus ihm werden? Denn dieses teure Kind hat nicht Theodors Kraft!.‹ fragte er sich, indem er sich auf das Feldbett legte, das dem in einer Wachtstube ähnlich war.Ein Wort über diesen Theodor, dessen Jakob Collin sich in dieser entscheidenden Stunde entsann.Theodor Calvi, ein junger Korse, der im Alter von achtzehn Jahren wegen elffachen Mordes zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurteilt wurde, war von 1819 bis 1820 dank gewisser Gönnerschaften, die mit Gold erkauft worden waren, Jakob Collins Kettengenosse gewesen.Jakob Collins letzter Ausbruch, einer seiner besten Streiche – er war als Gendarm verkleidet fortgegangen und führte Theodor Calvi als Sträfling neben sich her, als würde er zum Kommissar geführt –, erfolgte im Hafen von Rochefort, wo die Sträflinge häufig sterben und wo man auch diese beiden gefährlichen Persönlichkeiten sterben zu sehen hoffte.Nach ihrem gemeinsamen Ausbruch hatten die Zufälle der Flucht sie gezwungen, sich zu trennen.Theodor wurde wieder ergriffen und ins Bagno zurückgeschickt.Nachdem Jakob Collin sich nach Spanien begeben und dort die Verwandlung in Carlos Herrera vollzogen hatte, wollte er seinen Korsen in Rochefort abholen, als er an den Ufern der Charente Lucien begegnete.Der Held der Banditen und korsischen Wildnisse wurde diesem neuen Idol natürlich geopfert.Das Leben mit Lucien, einem von aller Verderbnis noch unberührten Burschen, der sich nichts vorzuwerfen hatte als kleine Vergehungen, stand zudem schön und herrlich vor ihm da wie die Sonne eines Sommertages.Im Bunde mit Theodor dagegen sah Jakob Collin keinen andern Ausgang vor sich, als nach einer unausbleiblichen Reihe von Verbrechen das Schafott.Der Gedanke, daß die Schwäche Luciens, der in der Abgeschlossenheit der Einzelhaft den Kopf verlieren mußte, ein Unglück anrichten könnte, nahm in Jakob Collins Vorstellung ungeheure Dimensionen an; und als er die Möglichkeit einer Katastrophe sah, fühlte dieser Unglückliche, wie ihm die Augen von Tränen feucht wurden: eine Erscheinung, die sich bei ihm seit seiner Kindheit nicht ein einziges Mal eingestellt hatte.›Ich muß ein Roßfieber haben,‹ sagte er bei sich selber; ›vielleicht würde mich der Arzt, wenn ich ihn kommen lasse und ihm eine große Summe anbiete, mit Lucien in Verbindung bringen.‹In diesem Augenblick brachte der Aufseher dem Untersuchungsgefangenen die Mittagsmahlzeit.»Das ist überflüssig, mein Bursche, ich kann nicht essen.Sagen Sie dem Herrn Direktor dieses Gefängnisses, er möchte mir den Arzt schicken; ich befinde mich so schlecht, daß ich glaube, meine letzte Stunde ist gekommen.«Als der Aufseher die röchelnden Gutturallaute hörte, mit denen der Sträfling seine Worte begleitete, neigte er den Kopf und ging hinaus.Jakob Collin klammerte sich wütend an diese eine Hoffnung; aber als er den Doktor von dem Direktor begleitet in seine Zelle eintreten sah, hielt er seinen Versuch schon für mißlungen, und er wartete kühl das Ergebnis des Besuches ab, indem er dem Arzt seinen Puls hinhielt.»Der Herr hat Fieber,« sagte der Doktor zu Herrn Gault; »aber es ist das Fieber, das wir bei allen Untersuchungsgefangenen wiederfinden und das«, flüsterte er dem falschen Spanier ins Ohr, »für mich stets der Beweis irgendeines Verbrechens ist.«In diesem Augenblick ließ der Direktor, dem der Oberstaatsanwalt Luciens Brief an Jakob Collin gegeben hatte, damit er ihn ihm übermittelte, den Doktor und den Gefangenen unter der Aufsicht des Wächters allein, um diesen Brief zu holen.»Herr Doktor,« sagte Jakob Collin, als er nur den Aufseher an der Tür stehen sah, ohne sich die Abwesenheit des Direktors erklären zu können, »ich würde nicht auf dreißigtausend Franken sehen, wenn ich Lucien von Rubempré fünf Zellen zukommen lassen könnte.« »Ich will Ihnen Ihr Geld nicht stehlen,« sagte der Doktor Lebrun; »mit ihm kann sich niemand in der Welt mehr in Verbindung setzen.« »Niemand?« sagte Jakob Collin verblüfft, »und weshalb nicht?« »Nun, er hat sich erhängt
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