[ Pobierz całość w formacie PDF ]
.»Ich denke, Euer Gatte müsste darauf zu erkennen sein.« Er reichte Anna das Blatt.Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit hatte Albrecht Dürer das Bild diesmal nicht signiert.Der Meister hatte die ihr so vertrauten Züge mit Zeichenkohle auf das Papier gebannt und ihren Gemahl wahrlich gut getroffen.Ihr Herz krampfte sich zusammen.Sie bedankte sich sehr herzlich bei dem Maler.»Das habe ich gern getan, Frau Dietl«, erwiderte er.»Hoffen wir, dass die Zeichnung Euch dazu verhilft, Euren Korbinian zu finden.«»Am liebsten würde ich gleich morgen mit der Suche beginnen, Frau Dürer«, bat Anna, nachdem sich der Maler verabschiedet hatte.»Aber natürlich, meine Liebe.Marianne und Susanne kommen schon allein zurecht.Nehmt Euch so viel Zeit, wie Ihr benötigt.«Anna erhob sich, rollte die kleine Zeichnung zusammen und schob sie in ihren Beutel.»Geht mit Gott«, sagte Agnes Dürer warm, »meine Gebete werden Euch begleiten.Bringt die Kleine zu Susanne, damit Ihr Zeit und Muße habt.Bitte meldet Euch sofort bei uns, wenn Ihr etwas herausgefunden habt.«»Das mache ich.Habt vielen Dank für Euer Verständnis.Ich muss jetzt heim zu meinem Kind.«Sebastian erbleichte, als Anna ihm kurz darauf erzählte, was sich an diesem Tag alles zugetragen hatte.»Morgen werde ich jedenfalls mit der Suche nach Korbinian beginnen«, sagte sie entschlossen.»Ich werde dich begleiten.«KAPITEL 45Nach dem Frühmahl brachte Anna die Kleine zu Susanne.Dann begaben sich die Geschwister zum Spittlertor.Zwar meinte einer der Wächter, dem sie Dürers Kohlezeichnung zeigte, Korbinian wiederzuerkennen, doch half ihr das nicht weiter.Dass ihr Mann in Richtung Ansbach gereist und dort angekommen war, hatte Tobias Brandl ihr längst bestätigt.Was war während seiner Rückreise geschehen? Leider konnte sich der Torwächter nicht erinnern, ob er Korbinian beim Verlassen oder Zurückkehren in die Stadt gesehen hatte.Der nächste Ort, den Anna und Sebastian aufsuchten, war ein Spital in einem Dorf unweit von Schwabach.Das schlichte Gebäude lag in einen hübschen Garten eingebettet im Sonnenlicht vor ihnen.Über dem ausladenden Portal prangte der Name des Spitals in goldenen Lettern.»Soll ich dich begleiten, Liebes?«»Nein danke, Sebastian.Bleib du lieber beim Wagen«, erwiderte Anna mit tonloser Stimme.Sie küsste ihn auf die Wange und wollte eben das Gebäude betreten, als eine junge, mit einem Berg Wäsche schwer beladene Schwester das Spital verließ.»Grüß Gott.Kann ich Euch helfen?«Anna stellte sich unter eine alte Kastanie, deren tief hängende Äste ihr einen willkommenen Schattenplatz boten, denn ihr war heiß und sie fühlte sich matt.Dann schilderte sie der Schwester ihr Anliegen.»Das Beste wird sein, Ihr fragt bei unserem Spitalmeister nach.Geht durch die Tür und haltet Euch links.Am Ende des Ganges findet Ihr seine Schreibstube.Ich habe ihn allerdings heute noch nicht gesehen.«Anna bedankte sich und schlüpfte ins Innere.Wenig später stand sie vor einem Mann mit einem spärlichen Haarschopf und wiederholte ihr Gesuch.»Mein Gatte ist seit dem letzten November unauffindbar«, beendete sie ihre Ausführungen.»Wie lautet sein Name?«, fragte der Spitalmeister.»Dietl.Korbinian Dietl.«»Bitte wartet einen Moment.« Er machte sich an einem hohen Regal zu schaffen, suchte eine lange Reihe ab und zog schließlich einen Stapel Pergamente hervor, um sie auf seinem Schreibtisch auszubreiten.Einer Schublade entnahm er eine Lupe und griff nach dem obersten Pergament.Anna sah zu, wie der Spitalmeister ein Dokument nach dem anderen zur Hand nahm und prüfte.Endlich legte er das Vergrößerungsglas beiseite und hob den Kopf.»Bedaure, wir haben keinen Mann diesen Namens in unserem Haus aufgenommen.«»Seid Ihr sicher? Ich meine, habt Ihr auch alles …?« Anna kam es vor, als würde sich eine dunkle Wolke über ihr zusammenbrauen.Ihr Herz pochte dumpf gegen die Rippen.»Wollt Ihr meine Kompetenz anzweifeln, Frau Dietl?«»Nein, natürlich nicht.Entschuldigt.« Sie erhob sich rasch, murmelte einen Dank und wandte sich zum Gehen.Dann drehte sie sich noch einmal um, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.»Könnte es vielleicht auch sein, dass Ihr Verletzte versorgt habt, deren Namen Euch nicht bekannt waren? Bitte, ich muss es wissen.«Der Spitalmeister beugte sich erneut über den Stapel.»Tut mir leid, weder im November noch im Dezember vergangenen Jahres.Ich kann Euch leider nicht helfen.«Ohne ein weiteres Wort stolperte Anna hinaus ins Freie.Sie registrierte noch Sebastians fragenden Blick, dann schmiegte sie sich in seine Arme und weinte.So verging Tag um Tag.In allen Ortschaften, an denen die Straße nach Ansbach vorbeiführte, fragte Anna in den folgenden Tagen nach, ob jemand den Mann wiedererkannte, den die Kohlezeichnung darstellte.Ihre Bemühungen blieben jedoch erfolglos.Niedergeschlagen begaben sie sich eine gute Woche später, es war an einem Sonntagnachmittag, auf den Heimweg nach Nürnberg.Einmal mehr hatte Anna das Gefühl, ihre Suche sei ein aussichtsloses Unterfangen.Wenn Korbinian noch am Leben war, warum kam er dann nicht nach Hause? Auch der Spitalmeister hatte ihr zum Abschied diese Frage gestellt, wie einige andere vor ihm.Vielleicht blickten all die Menschen, die sie inzwischen befragt hatte, nur mitleidig auf sie herab und nannten sie hinter vorgehaltener Hand eine trauernde Witwe, die den Tatsachen nicht ins Auge sehen wollte?In Schwabach brachte Sebastian den Pferdewagen, den die Dürers ihnen für die Fahrten zur Verfügung stellten, vor dem Eingang einer Wirtschaft zum Stehen.Vor einigen Tagen hatte Anna dem Besitzer bereits die Zeichnung mit Korbinians Porträt gezeigt.»Lass uns einkehren und etwas trinken, bevor wir weiterfahren«, schlug Sebastian vor.»Es ist so heiß heute.«In der Schankstube, in der sich zahlreiche Männer jeden Alters aufhielten, war es angenehm kühl.Als die Frau des Wirts Anna und Sebastian gewahr wurde, trat sie auf die Geschwister zu.»Gott zum Gruße.Sucht Euch einen Platz, Ihr seht ja selbst, es ist ziemlich voll hier.« Sie wies in eine Ecke, in der zwei Frauen auf einer Bank hockten und sich angeregt mit einem beleibten Mann unterhielten.»Dahinten ist noch etwas frei.«Die jüngere der beiden Frauen war etwa in Annas Alter, bei der anderen mochte es sich um die Mutter handeln.Die Ähnlichkeit war unübersehbar, obwohl ein dünner Schleier die Gesichter verbarg.»Ich komme gleich zu Euch und nehme die Bestellung auf«, versprach die Wirtin.»Wollt Ihr etwas essen?«»Bringt uns nur zwei Becher Bier«, rief Sebastian ihr nach und steuerte auf den kleinen Tisch zu, an dem die beiden Weiber und der Dicke saßen.Beim Nähertreten bemerkte Anna, dass die Schleier der Frauen von einem fingerdicken grünen Strich durchzogen waren.Sie blieb stehen und hielt ihren Bruder am Ärmel zurück.»Das sind …«, raunte sie ihm zu.»… Hübschlerinnen, ich weiß«, gab Sebastian ebenso leise zurück.»Soll ich deswegen auf einen Becher kühlen Gerstensaft verzichten oder mein Bier im Stehen trinken? Komm schon, setzen wir uns dazu.«Anna seufzte ergeben, und die Geschwister ließen sich gegenüber von den Huren und dem Mann nieder, bei dem es sich offensichtlich um einen Freier handelte.Als seine rechte Hand unter dem Tisch verschwand und die junge Hübschlerin gleich darauf einen spitzen Schrei von sich gab, wandte Anna den Kopf ab.Ein paar der anderen Gäste blickten herüber, und ihr schoss das Blut ins Gesicht
[ Pobierz całość w formacie PDF ]
Darmowy hosting zapewnia PRV.PL