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.Nur weniges deutete darauf hin, dass hier in früherer Zeit ein Hafen gewesen war.Farrin und Summer sprangen als Erste vom Schiff, beide unendlich erleichtert, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.Allerdings schien das Land noch schlimmer zu schwanken als das Schiff.Summer ging ein paar Schritte, dann ließ sie sich mit zittrigen Beinen auf dem Boden nieder.Muschelschalen und rauer Stein drückten sich in ihre Knie und Handflächen, und plötzlichwar sie einfach nur glücklich, hier zu sein.Unter ihren Handflächen war polierte Glätte - seltener, grün geäderter Marmor.Der ganze Landungssteg war damit verkleidet.Abendsonne legte einen rötlichen Glanz darauf, und ein Mann, dessen leise Stimme zärtlich und jung klang, raunte ihr zu: »Siehst du dort? Genau zwischen den Felsnadeln steht nachts das Südlicht.«»Wirst du ein Lied darüber schreiben?« Das war ihre eigene Stimme.Sie klang etwas dunkler und hatte einen spöttischen Tonfall - doch es schwang etwas Weiches, Sehnsuchtsvolles darin mit.»Gib du mir die Worte, ich habe die Melodie dafür«, entgegnete der Mann.Und er sang ihr leise ins Ohr: »Du und ich, wir gehen fort …«»Taja, komm endlich!«, rief Farrin.Sie schnappte nach Luft, kämpfte aber sofort den Schwindel nieder und kam auf die Beine.Mit Unbehagen stellte sie fest, dass Moira, die bereits auf einem Pferd saß, sie scharf beobachtete.»Schaffst du die paar Meter, ohne dass du ins Wasser fällst, oder muss ich dich ein Stück tragen?«, fragte Farrin.Summer schüttelte den Kopf und setzte sich in Bewegung.Ein scharfes Platschen ließ sie erschrocken zurückblicken.Im Wasser glaubte sie wieder den riesigen grauweißen Hai mit der schartigen Rückenflosse unter das Schiff huschen zu sehen.Und ein Blinzeln lang bildete sie sich ein, auch ein weiches Kindergesicht unter Wasser zu sehen, doch es musste eine Täuschung durch die Spiegelung der aufziehenden Wolken gewesen sein.Das stämmige kleine Pferd hasste sie eindeutig ebenso sehr wie Moiras Hund.Vielleicht sogar ein wenig mehr.Mit angelegten Ohren und vorgestrecktem Hals schritt es unter ihr aus, angespannt bis in den letzten Muskel, als versuchte es, so viel Abstand wie möglich zwischen sich und seine Reiterin zu bringen.Der Weg vom Hafen zu den Anhöhen über der Küste führte durch Gestrüpp und einen Wald, der sich an den Hang krallte und mindestens hundert Jahre lang wild gewuchert haben musste.Schlangenmisteln hatten sich wie Schlingpflanzen um die Stämme gewunden und versperrten mit ihren hängenden Zweigen die Sicht.Nur manchmal, wenn ein Huf auf Stein traf, konnte man erahnen, dass sich hier einst eine gemauerte Serpentine befunden hatte, die Farrin »Piratenweg« nannte.Der Wald schien Augen zu haben, und obwohl es ein warmer Herbsttag war, glaubte Summer Eisatem im Nacken zu spüren.Auch das Pferd wurde immer nervöser.Als sie einmal in die Mähne griff, um nicht abzurutschen, berührten ihre Finger das Fell am Hals.Das Pferd zuckte zusammen, quiekte auf und buckelte so plötzlich, dass Summer das Gleichgewicht verlor und unsanft zwischen Ranken und Ästen landete.Sie fluchte und setzte sich auf.Sträucher kratzten über ihren Arm.Ein Huf stampfte direkt neben Summers Fuß auf.Und Moiras Hund stand vor ihr.Summer presste die Lippen zusammen.Ausgerechnet Moira hatte ihren Sturz gesehen! Und natürlich saß sie auf ihrem Pferd so sicher und selbstbewusst wie eine Kriegerin aus dem Nordland.Summer machte sich schon auf eine spöttische oder wütende Bemerkung gefasst.Doch Moira fragte nur: »Verletzt?«Summer schüttelte unwillig den Kopf und rappelte sich auf.»Ich fange das Pferd wieder ein«, sagte sie.Moira winkte unwillig ab.»Du hast keine Ahnung von Pferden, das soll einer der Soldaten machen.Bis dahin verschwenden wir keine Zeit.Wir müssen vor Anbruch der Dunkelheit im Lager sein.Steig auf.«Summer starrte auf die Hand, die Moira ihr hinstreckte.Zu nah, dachte sie.Sie sah sich nach Farrin und den anderen um, aber sie waren bereits weit vorausgeritten.Die beiden Soldaten, die hinter Summer und Moira den Weg heraufkamen, zügelten ihre Pferde und starrten sie voller Ungeduld so finster an, als würden sie sie am liebsten mit Stöcken weitertreiben.»Brauchst du eine schriftliche Einladung?«, schnappte Moira.Zögernd ergriff Summer die Hand.Sie war sehnig und packte so fest zu, dass es schmerzte.Moiras Pferd begann augenblicklich zu schwitzen, als Summer sich mühsam in den Sattel zog, aber die Kriegslady hatte ihr Reittier unter Kontrolle und hielt es mühelos im Zaum.»Ich will wirklich wissen, warum Tiere dich nicht mögen«, murmelte sie.Als das Pferd loslief und ein Stück bergauf kletterte, blieb Summer gar nichts anderes übrig, als sich an Moira zu klammern.Durch den Mantel hindurch spürte sie das Schulterholster, das die Beraterin über ihrer Schachbrettweste trug.Und auch der Griff der Pistole drückte gegen ihren linken Arm.Der Gedanke, dass die Waffe geladen war, machte sie nervös.»Wie weit ist es bis zum Lager?«»Nicht weit genug für dumme Fragen«, erwiderte Moira und schnalzte, um das Pferd anzutreiben.Je weiter sie nach oben kamen, desto mehr zog sich der Himmel zu.Nebel erhob sich und die Luft roch nach Feuchtigkeit.Nach einer Stunde, die Summer wie ein halbes Leben vorkam, setzte zu allem Überfluss ein feiner Nieselregen ein.Alle Geräusche bekamen einen gedämpften Klang.Als Moira plötzlich das Wort an Summer richtete, war es ihr, als käme die Stimme von weit her.»Warum trägst du eigentlich Lord Teremes’ Zeichen nicht auf der Haut?«Zumindest war es diesmal eine Frage, auf die Summer sich die Antwort bereits zurechtgelegt hatte.»Auf dem Schiff blieb mir keine Zeit dafür, es stechen zu lassen.«»Nun, dann kannst du es im Lager ja gleich nachholen.«»Ja, das kann ich.« Summer hoffte, Moira würde nicht merken, wie unbehaglich sie sich bei dieser Vorstellung fühlte.»Aber andererseits - ich bin doch keine Söldnerin«, gab sie vorsichtig zu bedenken.»Einfache Sache, entweder du gehörst zu uns oder nicht.«Summer biss sich auf die Unterlippe und verkniff sich eine scharfe Bemerkung.»Farrin hat erzählt, du liebst den Frieden über alles«, sagte sie stattdessen.»Ich frage mich schon die ganze Zeit, warum du dann Lord Teremes helfen willst.Damit dienst du doch nur dem Krieg.«Eigentlich hatte sie erwartet, dass Moira sie sofort in ihre Schranken weisen würde, aber die Lady schwieg eine ganze Weile - ganz so, als würde sie angestrengt darüber nachdenken, ob sie wirklich mit Summer reden sollte.Offenbar kam sie zu dem Ergebnis, dass Summer einer Antwort würdig war.»Um Frieden muss man immer kämpfen«, antwortete sie schließlich.»Nichts geschieht von allein.So einfach ist das.«Ihre Stimme klang bei diesen Worten nicht mehr ganz so kühl und beherrscht
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