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.Nach ihrem Schlaf im Künstlerzimmer fühlte sie sich wiederhergestellt.So viele Unannehmlichkeiten waren hingeschwunden, fortgeräumt samt ihrem Leben.Sie litt nicht mehr an den Schmerzen in der Hüfte oder an der schleichenden Neuralgie in ihrer Kopfhaut.Sie brauchte nicht mehr durch Luftröhren Atem holen, die mit siebzigjährigem Schmutz überkrustet waren, oder sich die Handrücken massieren, um die Durchblutung in Gang zu bringen; nicht einmal der Drang zu zwinkern plagte sie.Sie legte das Feuer mit einer neuen Kraft, führte die Überbleibsel vergangener Inszenierungen einer neuen Bestimmung zu: alte Prospekte, Requisiten, Kostümteile.Als sie genügend Brennmaterial angehäuft hatte, entzündete sie ein Streichholz und hielt die Flamme daran.Das Elysium begann zu brennen.Über den Beifall hinweg rief jemand: »Einsame Spitze, meine Süßen, einsame Spitze!«Es war Diane, sie erkannten sie alle an der Stimme, wenn sie sie auch nicht so recht sehen konnten.Sie torkelte den Mittelgang entlang auf die Bühne zu und gab eine ziemlich lächerliche Figur ab.»Blödes Luder«, sagte Eddie.»Hoppla«, sagte Calloway.Sie war jetzt am Bühnenrand und geiferte ihn an: »Wunschlos glücklich jetzt, ja ? Mit deiner neuen Herzensflamme da, ja? Ist sie doch, oder?«Sie versuchte hinaufzuklettern und hielt sich mit den Händen an der heißen Metallabschirmung der Rampenleuchten fest.Gleich fing die Haut zu schmoren an: der Teufel war wirklich und wahrhaftig los.»Reißt sie doch jemand da weg, um Gottes willen!« rief Eddie.Aber sie spürte augenscheinlich nicht, daß ihre Hände versengten; sie lachte ihm nur ins Gesicht.Der Geruch verbrannten Fleisches stieg von den Rampenleuchten auf.Die Truppe stob auseinander, der Triumph war vergessen.Jemand gellte: »Die Beleuchtung aus!«Ein Schlag, dann war die Bühnenbeleuchtung gelöscht.Diane fiel mit qualmenden Händen auf den Rücken.Einer wurde ohnmächtig, ein anderer lief in die Seitenkulissen, um sich zu erbrechen.Irgendwo im Hintergrund war schwaches Flammengeknister zu hören, aber aller Aufmerksamkeit war anderweitig in Anspruch genommen.Da die Rampenlichter abgeschaltet waren, konnten sie das Publikum genauer sehen.Das Parkett war leer, aber der erste Rang und die Galerie waren zum Bersten voll mit glühenden Bewunderern.In den Reihen staute sich das Publikum, jeder verfügbare Zentimeter war vollgestopft.Wieder fing droben jemand zu klatschen an, ein paar Sekunden lang allein, bis die Beifallwoge erneut einsetzte.Aber jetzt hatten nur wenige aus der Truppe ihre Freude daran.Selbst von der Bühne aus, selbst mit überanstrengten, lichtüberreizten Augen war es offensichtlich, daß kein Mann, keine Frau und kein Kind in dieser Schwärmermenge am Leben war.Sie winkten den Schauspielern zu mit feinen Seidentaschentüchern in verwesten Fäusten, einige von ihnen trommelten Salut auf die Rücklehne des Vordersitzes, die meisten klatschten einfach, Knochen gegen Knochen.Calloway lächelte, verneigte sich tief und nahm ihre Bewunderung mit Dankbarkeit entgegen.In den fünfzehn Jahren seiner Arbeit am Theater war ihm noch nie ein derart anerkennendes Publikum vergönnt gewesen.In der Liebe ihrer Bewunderer badend, reichten sich Constantia und Richard Lichfield die Hand und schritten auf der Bühne nach vorn, um sich nochmals zu verneigen.Die lebenden Schauspieler hingegen wichen zurück vor Grausen.Sie fingen an zu kreischen oder zu beten, sie brachen in Geheul aus und rannten irr umher wie frisch ertappte Ehebrecher in einer Farce.Aber wie in der Farce gab es keinen Ausweg aus der Lage.Grelle Flammen züngelten an den Dachquerbalken, und Leinwandwogen stürzten in Kaskaden links und rechts herab, als der Schnürboden Feuer fing.Vorn: die Toten; hinten: der Tod.Der Rauch ließ die Luft knapp werden.Man konnte überhaupt nicht mehr sehen, wo man den nächsten Schritt hinsetzte.Jemand trug eine Toga aus brennender Leinwand und seine Rezitation waren Schreie.Ein andrer schwang einen Feuerlöscher gegen das Inferno.Alles vergeblich: eine müde Pantomime, schlecht bewältigt.Als das Dach nachzugeben begann, stürzten Bauholz und Eisenträger todbringend herab und brachten das meiste zum Schweigen.Auf der Galerie war die Besucherschar mehr oder minder dahingeschwunden.Lang bevor noch die Feuerwehr auftauchte, schlenderten alle gemächlich zu ihren Gräbern zurück; die Feuersglut beleuchtete ihre Totenhemden und ihre Gesichter, wenn sie über die Schulter zurückblickten, um dem Untergang des Elysiums zuzusehen.Es war eine blendende Inszenierung gewesen, und sie waren froh, nach Hause zu kommen, durchaus bereit, wieder eine Zeitlang in der Dunkelheit zu tratschen.Das Feuer brannte die ganze Nacht, ungeachtet der stets tapferen Anstrengungen der Feuerwehr, es zu löschen.Gegen vier Uhr morgens gab man den Kampf auf und ließ die Feuersbrunst gewähren.Sie war bei Tagesanbruch mit dem Elysium fertig.In den Trümmern entdeckte man die sterblichen Überreste mehrerer Personen, die meisten Leichen waren in einem Zustand, der eine einfache Identifizierung unmöglich machte.Zahnärztliche Unterlagen wurden zugezogen, und man bestimmte einen Leichnam als den von Giles Hammersmith (Geschäftsführer), einen weiteren als den von Ryan Xavier (Bühneninspizient) und, schockierenderweise, einen dritten als den von Diane Duvall.STAR VON »DAS KIND DER LIEBE«VERBRANNT, hieß es in der Boulevardpresse.Innerhalb einer Woche war sie vergessen.Es gab keine Überlebenden.Mehrere Opfer wurden einfach nie gefunden.Sie standen neben der Autobahn und sahen zu, wie die Wagen durch die Nacht jagten.üchfield war selbstverständlich dabei und Constantia, strahlend wie immer.Calloway hatte sich entschlossen, mit ihnen zu gehen, ebenso Eddie und Tallulah.Auch drei oder vier andere hatten sich der Truppe angeschlossen.Es war die erste Nacht ihrer Freiheit, und schon waren sie hier auf der Straße, reisende Schauspieler.Eddie hatte allein der Rauch getötet, aber es gab in ihrem Kreis welche mit ernsthafteren, im Feuer davongetragenen Verletzungen.Verbrannte Leiber, zerbrochene Glieder.Aber das Publikum, für das sie in Zukunft spielen wollten, würde ihnen die geringfügigen Verstümmelungen verzeihen.»Man kann ein Leben für die Liebe leben«, sagte Lichfield zu seinem neuen Ensemble, »und ein Leben für die Kunst.Wir glückliche Schar sind von letzterem überzeugt.«Leiser Beifall unter den Schauspielern.»Zu euch, die nie gestorben sind, darf ich wohl sagen: Willkommen in der Welt!«Gelächter, weiterer Applaus.Die Lichter der Wagen, die auf der Autobahn nach Norden rasten, ließen die Schattenrisse der Truppenmitglieder hervortreten.Sie sahen praktisch und letztlich wie lebende Männer und Frauen aus
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