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.„Wenn ein Armer hier verköstigt wird, wird er es hundert anderen Armenweiterzerzählen und sie werden alle sagen, dass Cosimo de’ Medici sie verköstigt hat!“157Der Koch wandte sich an Leonardo: „Du bekommst ein StückKäse und ein Stück Brot.Iss es hier oder verschwinde gleich, das ist mir gleichgültig!“ Der Koch legte Brot und Käse vor Leonardo auf den Tisch.„Bitte! Du kannst dich nicht beklagen! Ich wette, du hast in deinem Leben noch nie so viel zu Essen auf einmal bekommen!“„Ich werde es mitnehmen und mit meinem Freund teilen“,kündigte Leonardo an.„Ganz wie du willst, mein Junge“, erwiderte der Koch.„Danngeht du am besten gleich wieder zu ihm.“„Nicht bevor ich mit Cosimo de’ Medici gesprochen habe“,beharrte der Junge.„Es werden die Pläne der Festungsanlagen von Florenz nach und nach aus dem Palast entfernt und von einem Mann in Vinci kopiert, der sie dann wiederum einen Vierten übergibt.Und dieser Bote bringt sie den Feinden!“Der Koch wandte sich an Franco.„Schaff mir dieses anstrengende Kind aus der Küche! DieBarmherzigkeit unseres Herrn Cosimo mag soweit gehen, Arme zuspeisen – aber meine Barmherzigkeit geht nicht so weit, dass ich mir dieses unerträgliche Gerede anhöre!“158„Es ist die Wahrheit!“, beharrte Leonardo.Es half jedoch alle nichts.Franco packte Leonardo von hinten am Kragen und schob ihn aufden Flur.„Du hast bekommen, was du wolltest, jetzt sei zufrieden!“, sagte der Wächter rau.„Jeder andere Bettler in der Stadt wäre glücklich mit dem Stück Brot und dem Stück Käse, die dubekommen hast! Aber du kannst einfach nicht genug bekommen,was? Hinaus mit dir, du Undankbarer!“So sehr Leonardo auch protestierte – schon wenige Minutenspäter stand er wieder auf der Straße und konnte sich nun sicher sein, dass man ihn auf keinen Fall ein zweites Mal in den Palast lassen würde.Leonardo fragte sich bis zu dem Stadttor durch, an dem Carlo auf ihn wartete.Dieser kannte seinen Freund gut genug, um gleich erkennen zukönnen, dass er keinen Erfolg gehabt hatte.159„Wenigstens haben wir etwas zu essen“, sagte Leonardo.„Dirknurrt wahrscheinlich auch schon der Magen so sehr wie mir!“„Das kannst du wohl laut sagen“, bestätigte Carlo.Sie teilten sich das Brot und den Käse und hielten erst einmal eine Mahlzeit ab.Dabei erzählte Leonardo dem Freund, was geschehen war.„Es hat mich einfach niemand ernst genommen!“, stellteLeonardo empört fest.„Die haben noch nicht einmal überprüft, ob mein Vater nicht vielleicht wirklich für Cosimo de’ Medici Dienste als Notar verrichtet! Für die war gleich klar, dass ich nur ein Bettler sein kann – und entsprechend haben sie mich dann auch behandelt!“Carlo nahm einen Bissen von seinem Käsestück.„Na ja“, sagte er mit vollem Mund.„Dass man dich für einen Bettler gehalten hat, hat auch seine Vorteile gehabt, würde ich sagen.Ich glaube kaum, dass man uns sonst uns irgendwo so etwas serviert hätte!“Eine Weile berieten sie, was sie tun sollten.Aber nachdem Brot und Käse aufgegessen waren, waren sie sichdarüber einig, dass sie hier in Florenz nichts mehr ausrichten 160konnten.Was sie herausgefunden hatte, wollte hier einfach niemand zur Kenntnis nehmen.„Wahrscheinlich macht man sich zu Hause auch schon Sorgen umuns“, glaubte Carlo.„Und wenn wir jetzt aufbrechen, sind wirohnehin erst spät am Abend zurück.“„Und dann?“, fragte Leonardo.„Was soll dann geschehen? Sollen wir einfach zusehen, wie Spione den Angriff einer Armeevorbereiten?“„Keine Ahnung.Aber wenn es so kommt, dann können wir nichtsdaran ändern, Leonardo.Auch wenn wir es vielleicht gern möchten.“Aber Leonardo war nicht bereit, das so einfach hinzunehmen.Als die beiden Jungen nach Vinci zurückkehrten, war es bereits spät am Abend.Die Dunkelheit war längst hereingebrochen.Leonardo setzte Carlo vor dem Haus der Maldinis ab.„Bis morgen“, sagte er.„Darauf würde ich lieber nicht wetten“, erwiderte Carlo.„Eskönnte gut sein, dass ich morgen und übermorgen nicht raus darf!“161„Abwarten!“, sagte Leonardo.„Es kommt immer darauf an, wieman etwas erklärt!“„Ich fürchte, irgendwelche Erklärungen werden wohl nichtausreichen, um den Ärger zu vermeiden.“„Wenn du deinem Vater berichtest, dass du das alles nur getanhast, um gegen feindliche Spione vorzugehen, dann wird er dafür Verständnis haben“, glaubte Leonardo.„Er als Händler steht in jedem Fall als Verlierer fest, wenn es tatsächlich dazu kommen sollte, dass sich hier feindliche Heere gegenübertreten!“Sie verabschiedeten sich und Leonardo ritt nach Hause.Großvater hatte ihn schon kommen hören.Neben ihm stand SerPiero, der die Arme in die Hüften gestemmt hatte und dessen Gesicht dunkelrot angelaufen war.Leonardo stieg vom Pferd, sah vom Großvater zum Vater undwieder zurück und zuckte schließlich mit den Schultern.„Es tut mir leid, es ist etwas zu spät geworden.“„ Etwas zu spät?“, ereiferte sich Ser Piero.„Hast du eigentlich eine Ahnung, was wir uns alle für Sorgen gemacht haben, alsGroßvater am Morgen aufwachte und feststellen musste, dass du mit 162dem Pferd weg geritten bist!“, entfuhr es Ser Piero, der das Wort ergriff, ehe Großvater auch nur einen einzigen Ton herausgebracht hatte.„Weißt du, was ich mir für Sorgen gemacht habe? Dir hätte sonst was passieren können!“Als Leonardo dann damit anfing, dass er Florenz vor dem Angriff von Spionen bewahren wollte, unterbrach ihn Großvater sofort.„Ich war immer großzügig gegenüber deinen Träumereien,Leonardo.Aber diesmal bist du zu weit gegangen und ehrlich gesagt, will ich mir diese Geschichten jetzt auch gar nicht weiter anhören!“„Aber… der Portugiese ist ein Spion und…“„…und wahrscheinlich war es deswegen unbedingt notwendig, inder Nacht nach Florenz zu reiten und womöglich im Palast um eine Audienz bei Cosimo de’ Medici zu ersuchen!“„Ich war im Palast!“, verteidigte sich Leonardo.Ser Piero und Großvater wechselten einen besorgten Blick.„Meinst du, wir brauchen einen Arzt oder gibt sich das vonselbst?“, fragte Großvater.163Erst ein paar Tage später durfte sich Leonardo wieder mit Carlo und Gianna treffen, der die beiden Jungen natürlich ausführlich berichteten, was sie in Florenz erlebt hatten.„Das heißt, mit Hexerei hat der Portugiese nun auf jeden Fallnichts zu tun?“, vergewisserte sich Gianna.„Nein“, erklärte Leonardo bestimmt.„Ich bin vielmehr überzeugt davon, dass das alles ein Fall von Spionage ist.Es geht darum, Einzelheiten über die Befestigungsanlagen von Florenzherauszufinden, so dass man sie leichter überwinden kann.“„Zum Beispiel, indem man genau weiß, wo Geschütze stehenoder wo die Mauern am leichtesten zu durchbrechen sind“, ergänzte Carlo
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