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.Hätte Melvin damals nicht auf sie eingeredet, sie hätte das Company-Los verkauft, das sie aus den Zügen der Überschussmenschen befreit hatte.Die Company mit ihrem Grundsatz der kilometerlangen Leine kam Dianes Vorstellungen so weit entgegen, wie es eine irdische Organisation nur tun konnte, aber darüber, dass die Company sich der Alien-Kreuze bediente, war sie beinahe nicht hinweggekommen.Diane hatte ihre Prinzipien.Das war es, was sie am Leben erhalten hatte.Und das war es, was ihr das Leben beinahe unmöglich gemacht hatte.Wilbur zog den Klappstuhl heran, den er sich vor einiger Zeit aus der Bitch geholt hatte.Er war nicht mehr der Jüngste; wollte er mit Diane nennenswert Zeit in Augenhöhe verbringen, brauchte er eine Stütze.Er nahm sich einen Schokoriegel - der Amerikaner in ihm, der nicht totzukriegen war, bestand darauf - und aß ihn langsam, während er die im Augenblick Erstarrte musterte.Wilbur konnte nicht von sich behaupten, aus demselben Holz geschnitzt zu sein wie Diane oder Melvin.Politik langweilte ihn.Die Streitereien, die zu Dianes und Melvins Beziehung gehört hatten wie Sex und kindisches Händchenhalten, hatte er nie nachvollziehen können.Wozu die Aufregung? Sie waren zu zweit und wollten zuerst die USAA - 1,6 Milliarden Menschen - und dann den Rest der Erde - acht oder neun Milliarden - vom Kopf auf die Füße stellen.Jedem Menschen mit einem Funken Gehirn im Kopf musste klar sein, dass ihr Vorhaben aussichtslos war.Sie konnten nur verlieren.Menschen waren Herdentiere.Wer versuchte, den Zug der Herde aufzuhalten oder umzulenken, wurde früher oder später von ihr niedergetrampelt.Wer leben wollte, musste mit der Herde ziehen - oder ihre Überzahl zum eigenen Vorteil nutzen.Wilbur hatte es getan.Die strengen USAA ließen überraschende Nachsicht mit denen walten, die sich zwar nicht mit Eifer ihrer Ordnung beugten, aber wenigstens nicht aktiv wurden, um sie zu unterminieren.Zumindest war es so in den Golfstaaten gewesen, in denen Wilbur aufgewachsen war.Am Golf waren die Sitten von jeher entspannter gewesen als im Rest der Nation.Wilbur hatte gesoffen, seine Arbeit zufrieden stellend genug erledigt, dass er immer wieder eine neue fand, und seine Ansichten für sich behalten.Im Gegenzug hatte man ihn sein Leben leben lassen.Nicht so wie Diane.Diane war zu stur.Sie gab nie klein bei.Sie hatte ihn, Wilbur, gewollt.Deshalb hatte er sich auf die Bitch eingelassen, deshalb war er an ihrer Seite geblieben, als Melvin davongeflogen war, deshalb würde er Tag für Tag an ihren »Sarg« kommen.Diane war unendlich stark und unendlich verletzlich.Sie brauchte jemanden, der sie beschützte.Ihn, Wilbur.Und jemanden, der über den Moment hinausdachte.»Du musst nur ein Wort sagen«, hörte er eine Stimme.Sie kam von der Seite.»Ich weiß.« Wilbur antwortete ohne Zögern.Die Stimme war ihm unbekannt, aber er wusste, wem sie gehörte.Pasong war neben ihn getreten.Er steckte in einem neuen Körper, einer beinahe zwergenhaften Frau.Ihre Haut war faltig und von der Sonne verbrannt, das schwarze Haar zu einem Knoten zusammengebunden.Es glänzte fettig und roch ranzig.Sie musste mit dem Transport aus Südamerika gekommen sein, den Rudi vor Kurzem gebracht hatte.»Wieso sagst du es dann nicht?« Pasongs Kopf befand sich beinahe auf gleicher Höhe wie der Wilburs.»Diane hat es nicht gewollt.«»Sie war halb wahnsinnig vor Schmerz und Schmerzmitteln, als sie hier ankam.Sie war verwirrt.Sie war nicht in der Lage, mit klaren Sinnen eine Entscheidung zu treffen.«»Möglich.Aber ich kenne Diane.Sie hätte sich auch unter anderen Umständen für die Stasis entschieden.«»Es bleibt ein unsinniger Entschluss.Sie wird viele Jahre in der Stasis bleiben müssen.Eure Biotechnologie ist nicht weit genug entwickelt, um in kurzer Zeit eine intakte Kopie ihres Körpers heranzuzüchten.«»Dann dauert es eben.Für sie macht es keinen Unterschied.« Wilbur zuckte mit den Achseln.Es fiel ihm nicht schwer, Pasong zu widersprechen, ein sicheres Zeichen dafür, dass er es nur mit einer minderen Präsenz des Aliens zu tun hatte.Pasong trug immer mehr als einen Körper, aber er war nicht in jedem im selben Maß präsent.Konzentrierte sich der Alien auf einen einzigen Körper, war es beinahe unmöglich, sich gegen seinen Willen zu wehren.Pasong erdrückte dann sein Gegenüber förmlich mit seiner Gegenwart.»Dann denk an dich«, forderte ihn der Alien auf.»Wie lange willst du noch zu ihr gehen, sie anstarren und Selbstgespräche führen? Zehn Jahre? Zwanzig? Dreißig? Wie lange wirst du es noch können?«»Im Augenblick kann ich es noch.Alles Weitere wird man sehen.«Pasong schwieg.Wachs rann in einem flüssigen Strom von einer der Kerzen, suchte sich seinen Weg durch die Landschaft aus Kerzenresten.Ein Rinnsal schwappte über, lief an der Seite der Vitrine herab.Wilbur stand auf, holte den Schaber aus dem Fach.Er entfernte das Wachs und wischte mit Glasrein nach.Dann wandte er sich an Diane.»Ich muss los.Morgen komme ich wieder.«Er schnallte den Rucksack um, der faktisch ein wenig von seinem Gewicht verloren hatte, ihm aber doppelt so schwer vorkam, und wandte sich zum Gehen.Pasong sagte nichts.In der Tür machte Wilbur halt.»Ist noch etwas?«, fragte er.»Nein … eigentlich nicht …«»Nur?«»Es schmerzt mich, dieses Leid mit anzusehen.«»Diane leidet nicht.Das kann sie nicht.Du hast es selbst gesagt.Sie ist im Augenblick gefangen.Und eines Tages wird sie ihr Leben weiterleben - in ihrem neuen, eigenen Körper.Sie hätte es verdammt viel schlechter erwischen können.«Pasong nickte.»Ohne die Stasis wäre sie längst tot.Andererseits: Sie könnte längst wieder leben und tut es nicht.Das ist … ist …« Der Alien brach ab, als er vergeblich nach einem englischen Wort für das suchte, was ihn bewegte.Schließlich gab er es auf.»Es ist nicht gut.Aber …« Pasong wandte sich von Diane ab und sah Wilbur an.»Eigentlich habe ich mit dem Leid nicht Diane gemeint.«»Sondern?«»Dich.Du bist nicht in Stasis und doch im Augenblick gefangen.Du leidest ohne Not.Das schmerzt mich.«»Was? Ich …« Wilbur spürte, dass der Alien es ehrlich meinte.Es überraschte ihn, es tat ihm gut, und zugleich machte es ihn wütend.Wofür hielt ihn Pasong? Wenn der Alien wüsste … »Ich …«, zwang Wilbur heraus.»Ich muss los.Die anderen warten schon.«Wilbur flüchtete in den Gang, dem Schacht entgegen, der ihn in die Tiefe führen würde.Lieber Bruder,bitte entschuldige, dass ich dir jetzt erst schreibe.Und wundere dich nicht darüber, wie.Auf Papier.Ich sehe richtig vor mir, wie du über deine kleine Schwester gegrinst hast, als du den Brief bekommen hast.»Die kleine Veronika, immer altmodisch, immer zurück zur Natur.«Aber so ist es nicht.Oder vielleicht doch.Bruder, ich glaube, ich habe meinen Platz in dieser Welt gefunden
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