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.Ohne zu fragen, was da drin sei, setzte ich ihn an.Erst nach dem dritten Schluck begannen meine Geschmacksnerven dem Gehirn die Botschaft eines alten Whisky zu melden.»Was sollte denn diese ganze Scheiße?«, polterte ich los, erhielt aber keine Antwort.»Nummer drei, den Koffer«, flüsterte Joshua in ein kleines Mikrofon, das er am Kragen befestigt hatte.»Es ist so weit.Wir können rein«, und zu mir gewandt, »es muss jetzt schnell gehen.Wir brauchen deine Hilfe.Wie viele Leute sind da drin?«»Zweiundzwanzig.Aber ich gehe da nicht mehr rein.«»Keine Widerrede, du bist mit eingeplant.Die tun vorläufig niemandem was.«Othello kam mit einem Aluminiumkoffer angehetzt.Sam ließ die Schlösser aufschnappen und reichte jedem etwas, was sich wie Gummi anfühlte.»Überziehen und Filter überprüfen«, befahl Joshua.Unschlüssig, was ich mit dem Ding anfangen sollte, wendete ich es hin und her.Es hatte zwei Fenster, eine Art Rüssel und sah wie ein übergroßer Libellenkopf aus.»Sag bloß, dass du noch nie eine ABC-Schutzmaske gesehen hast?«, knurrte Sam.Wahrheitsgemäß schüttelte ich den Kopf.»Ich fasse es nicht«, stöhnte Joshua.»Der war noch nie in der Armee.Ein Pazifist, und das in unserer Familie.Sam, hilf ihm, das Ding anzulegen.«Der nahm mir die Maske aus der Hand und tauschte sie gegen seine aus.»Nimm die, du hast einen ähnlich dicken Kopf wie Joshua.Die muss fest sitzen, sonst können wir dich hier schlafend raustragen.«Mit ein paar geübten Griffen hatte er mir die Maske übergestreift und fühlte, ob die Ränder stramm am Gesicht anlagen.»Tief ein- und ausatmen.« Ich tat wie geheißen.»Okay, Filter gut«, bestätigte er militärisch knapp und zog sich seine Maske über.Joshua und Othello warteten ungeduldig.»Handschuhe, wo sind eure Handschuhe?«, kam es verzerrt hinter Joshuas Libellenaugen hervor.»Wollt ihr überall eure Visitenkarten hinterlassen? Verdammt noch mal, macht schneller.Wir müssen hier fertig sein, bevor die Bodyguards und der Pförtner wieder wach werden.«Zweiundzwanzig schlafende Zwerge mit ihren Zipfelmützen, fiel mir bei dem Bild ein, das sich uns bot.Einige hatten den Kopf auf die Tischplatte gelegt, andere saßen stocksteif auf ihrem Stuhl, mit dem Kopf im Nacken oder auf der Brust.Einer war sogar unter den Tisch gerutscht und lag wie ein Fötus zusammengerollt auf dem Teppichboden.»Nummer drei, du nimmst jedem die Kapuze ab, legst sie ihm über die Schulter, dass man die Ziffer erkennt und richtest ihn so auf, dass Onkelchen ihn zweimal fotografieren kann.«Joshua reichte mir zwei Kameras.Eine digitale und eine mit einer Polaroidrückwand für Sofortbilder.»Das Sofortbild lässt du vor jedem auf dem Tisch liegen, die anderen brauchen wir erkennungsdienstlich«, kommandierte er.»Und du, Sam, ziehst jedem die Handschuhe aus, damit ich Fingerabdrücke nehmen kann.Wenn du damit fertig bist, hilfst du mir.Das kostet die meiste Zeit.Los, wir haben nur fünfzehn Minuten.«Neunhundert Sekunden, überschlug ich im Kopf.Dann blieben uns pro schlafendem Stiftungsrat knappe vierzig Sekunden.Wenn das man gut ging! Der Schweiß auf meiner Stirn begann in die Maske zu tropfen und sich am Kinn zu sammeln.Die Sichtfenster erschwerten es, den Bildausschnitt festzulegen, und meine Lungen schienen durch den Filter nicht genügend Luft zu bekommen.Panik stieg in mir hoch.So etwa musste sich ein Ertrinkender fühlen, dem man einen Stein ans Bein gebunden hatte, der ihn unwiederbringlich auf den Grund zog.»Lass ja die Maske auf«, rief ich mich zur Ordnung und zwang mich, mich auf meine Aufgabe zu konzentrieren.Der Schweiß sammelte sich bereits bis zur Kinnlade.Wenn das so weitergeht, ersaufe ich noch in diesem Ding, schoss es mir durch den Kopf.Zipfelhut herunter, auf der Schulter drapieren, Körper an die Lehne in eine aufrechte Haltung drücken, Kopf in die Kamera halten.Blitz.Polaroid aus der Kassette reißen, auf den Tisch vor der fotografierten Person legen.Bildausschnitt im TFT-Sucher festlegen, Blitz.Nächste Person.Was Sam und Joshua machten und wie weit sie waren, konnte ich bei meinem eingeengten Gesichtsfeld nicht feststellen.Wie viel Zeit bereits vergangen war, wusste ich nicht.Dazu fehlte die Zeit, auf die Uhr zu schauen.Was ich hier verrichtete war Fließbandarbeit der anstrengendsten Art.Person von Othello ausrichten lassen, Bildausschnitt, Blitz.Ausrichten, Blitz.Bisher hatte ich keinen Gedanken darauf verschwendet, ob mir jemand durch den Sucher bekannt vorkam.Die schlafende Figur musste erkennbar sein.Mehr nicht.Othello nahm der Nummer XVI die Kapuze ab und legte sie ihr über die Schulter.Es war die Frau und die achtzehnte der zweiundzwanzig.Sie kam mir bekannt vor.Nicht weil sie eine schlafende Schönheit war, die sich ihr blondes Haar zu einem Zopf geflochten hatte, oder weil sie die einzige Frau in dieser Männergesellschaft zu sein schien.Nein.Ich hatte sie schon irgendwo gesehen.»Mach weiter«, stieß mich Sam an, »wenn du fertig bist, dann verschwinde mit Othello.Wir hängen in der Zeit.Das kann Probleme geben.Da können wir euch beide nicht gebrauchen.Hier ist dein Autoschlüssel.Wir treffen uns bei Kitty.«Raus hier.Ganz schnell.Das beflügelte mich.Noch viermal zwei Fotos und ich konnte diese verfluchte Maske abnehmen, in der mir das Wasser langsam bis zur Unterlippe stand.Othello und ich nahmen die Treppe, wie es uns Joshua geraten hatte.Die Masken sollten wir erst außerhalb des Schlosses abnehmen.Als wir gingen, waren die beiden erst dabei, Nummer sechzehn die Fingerabdrücke zu nehmen.Die verbliebene Zeit würde nie reichen.Es waren nur noch fünf Minuten.Auf der Treppe zum ersten Stock lag der Mann, der mich zum Logenraum begleitet hatte.Sein Kopf war seltsam verdreht.»Genickbruch«, kommentierte Othello fachmännisch hinter seiner Libelle.Sein Atem rasselte genauso wie meiner.In der Lobby bemerkte ich im Vorbeihasten zwei Körper, die ausgestreckt in den Besuchersesseln hingen.Der Portier hatte seinen Kopf auf das Kreuzworträtsel gelegt.Wir rissen uns die Atemschutzgummis vom Gesicht und atmeten tief durch.Dass sich ein Schwall Schweiß in mein teuerstes Hemd und über meine einzige Krawatte ergoss, war mir egal.Nur weg hier.26Die Borduhr zeigte bereits 2.30 Uhr, als das Autobahnschild Kreuz Hilden im Licht auftauchte.Othello war gleich, nachdem er sich angeschnallt hatte, in tiefen Schlaf gefallen und seitdem nicht mehr ansprechbar gewesen.Ich konnte nicht unterscheiden, wer von uns beiden diesen penetranten Schweißgeruch im Wagen verbreitete, und hatte das Fahrerfenster die Fahrt über offen gelassen.Die kühle Nachtluft half mir, wach zu bleiben und mich mehr meinen Gedanken als dem ohnehin spärlichen Verkehr zu widmen.Was ich die letzten Stunden erlebt hatte, war für mich insgesamt noch nicht greifbar.Es kam mir vor wie eine Polenta, die nur unter ständigem Rühren gedieh und quoll und dabei durch gelegentliches Blubbern ihre kleinen Geheimnisse freigab.Was mir klarer denn je war, dass meine werte Familie, vor allem Joshua und Sam, Leute waren, die ich total unterschätzt hatte.Der Coup heute war von langer Hand vorbereitet gewesen.Beide hatten nur auf den richtigen Moment gewartet, bis ich für sie in der richtigen Position gewesen war, um widerspruchslos ihren Ködern zu folgen
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