[ Pobierz całość w formacie PDF ]
.«»Wissen Sie, mit was für einer Waffe er erschossen wurde?« fragte Mr.Cassidy.»Nein«, erwiderte Laurie.»Vielleicht erfahren wir das auch nie.Wir untersuchen natürlich die Kugel.Falls die Polizei davon ausgeht, daß der Mörder ein bestimmtes Gewehr benutzt hat, kann die Kugel uns eventuell Aufschluß geben.«»Ist nur einmal auf ihn geschossen worden?« wollte Mr.Cassidy dann wissen.»Das vermuten wir«, erwiderte Laurie zurückhaltend.Sie wollte nicht zuviel sagen, solange der Mord an Brad Cassidy nicht geklärt war.»Dann ist er vielleicht gar nicht mit einem seiner eigenen Gewehre erschossen worden«, sagte Mr.Cassidy zu seiner Frau.»Sonst hätten sie ihn bestimmt mit Schüssen durchlöchert.«»Hatte Ihr Sohn viele Waffen?« fragte Laurie.»Viel zu viele«, jammerte Mrs.Cassidy.»Damit hat er sich seinen zweiten Ärger eingehandelt.Wir waren immer darauf gefaßt, daß er eines Tages im Gefängnis landen würde.Ich verstehe beim besten Willen nicht, was Männer an Waffen finden.«»Waffen sind ja nicht generell schlecht«, warf Mr.Cassidy ein.»Die meisten sehr wohl, wenn du mich fragst«, giftete Mrs.Cassidy ihn an.»Vor allem diese vollautomatischen.« An Laurie gewandt fügte sie hinzu: »Sie waren Brads Steckenpferd.Er hat Sturmgewehre verkauft.«»Aber wie ist er denn an diese Gegenstände herangekommen?« fragte Laurie.Bei dem Gedanken, daß ein junger Skinhead im oberen Bundesstaat New York Sturmgewehre verkauft hatte, sträubten sich ihr die Nackenhaare.»Das wissen wir nicht so genau«, gab Mr.Cassidy Auskunft.»Ursprünglich kommen sie aus Bulgarien.Zumindest wurden sie dort hergestellt.Durch Zufall habe ich eine Ladung dieser Gewehre in unserer Scheune entdeckt, wo Brad sie versteckt hatte.«»Das klingt ja furchtbar«, entgegnete Laurie.Die Antwort war vielleicht platt und banal, aber sie meinte es ehrlich.Sie hatte sich innerhalb der forensischen Medizin auf Schußverletzungen spezialisiert und schon jede Menge Opfer von Schießereien gesehen, mehr als sonst irgendwer im Gerichtsmedizinischen Institut.Auf einmal fragte sie sich, ob sie womöglich schon Opfer von Brad Cassidys Kunden auf dem Autopsietisch gehabt hatte.»Es gibt noch etwas, das wir Sie fragen möchten«, brachte Mrs.Cassidy stockend hervor.»Wir wüßten gern, ob unser Junge leiden mußte.«Laurie sah einen Augenblick weg und rang mit sich.Sie haßte es, wenn sie sich zischen der Wahrheit und einer Notlüge aus Mitgefühl entscheiden mußte.Brad Cassidy war unbestreitbar mit unmenschlicher Brutalität gefoltert worden – aber was würde es bringen, die trauernden Eltern mit diesem Horror zu konfrontieren? Andererseits widerstrebte es ihr zu lügen.»Sie können es uns offen sagen«, wappnete Mr.Cassidy sich, als ob er spürte, daß Laurie nicht wußte, wie sie reagieren sollte.»Ihr Sohn hat einen Kopfschuß erlitten, und ich vermute, daß er auf der Stelle tot war«, antwortete Laurie.Ihr war plötzlich ein Hintertürchen eingefallen, das sie vor der Lüge bewahrte.Ihre Antwort war zwar nicht vollkommen korrekt, da sie nicht auf Mrs.Cassidys Frage einging, aber sie sagte auch nicht die Unwahrheit.Nun lag es bei den Cassidys, ob sie die kritische Frage nach der Reihenfolge der Taten stellten, die Brads Ermordung vorausgegangen waren.»Gott sei Dank!« seufzte Mrs.Cassidy erleichtert.»Er war ein schwieriger und bestimmt kein guter Junge; aber lange zu leiden, hat er auch nicht verdient.Dieser Gedanke hat mir großen Kummer bereitet.«»Schön, daß ich Ihnen helfen konnte«, beschloß Laurie das Gespräch und stieß sich vom Schreibtisch ab.Sie wollte so schnell wie möglich zu einem Ende kommen, um weitere Fragen zu vermeiden.»Falls ich noch etwas für Sie tun kann, rufen Sie mich bitte an.«Mr.und Mrs.Cassidy standen auf.Sie waren Laurie sehr dankbar.Mr.Cassidy schüttelte ihr kräftig die Hand.Laurie gab ihm eine ihrer Visitenkarten und führte die beiden aus dem kleinen Raum und durch den ID-Raum hinaus in den Wartebereich.Die Cassidys verließen das Institut.Nach einer letzten Verabschiedung ließ Laurie die Tür ins Schloß fallen und seufzte erleichtert auf.»Hast du gerade einen Toten identifizieren lassen, von dem ich nichts weiß?« fragte George Fontworth.Er stand über die Liste der neuen Todesopfer gebeugt und erstellte den Tagesplan für die Durchführung der Autopsien.»Nein«, korrigierte Laurie und starrte ins Leere.»Das waren die Eltern von meinem gestrigen Fall.« Seitdem die Cassidys gegangen waren, kam sie nicht mehr von dem Horrorgedanken los, daß deren Sohn vermuüich andere Skinheads mit Sturmgewehren ausgestattet hatte.Erst am Tag zuvor hatte Special Agent Gordon Tyrrell auf die gewaltige Gefahr hingewiesen, die man heraufbeschwor, wenn man zuließ, daß derart tödliche Waffen in die Hände von gewalttätigen und rassistischen Fanatikern gelangten – und zwar erst recht in Anbetracht dessen, daß die ultrarechten Neonazi-Milizen eifrig dabei waren, Skinheads für ihre sogenannten Terrortruppen zu rekrutieren.Wo soll das nur hinführen? fragte Laurie sich.Sie war schon immer für eine strengere Auslegung der Waffengesetze gewesen, doch im Moment verspürte sie sogar eine grenzenlose Wut auf alle Sorten von Kanonen und die viel zu laschen Vorschriften.Kapitel 10Dienstag, 19.Oktober, 11
[ Pobierz całość w formacie PDF ]
Darmowy hosting zapewnia PRV.PL