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.Am Strand lag überall stinkendes, glitschiges, rotes Zeug herum.Blut von den gefangenen Fischen vielleicht, dachte ich.Aber der Fischer sagte, das sei nur eine besondere Art Algen.Eine Mole ragte mehrere hundert Meter weit ins Meer hinaus.Vom Dorf aus hatte die Hafenanlage sehr groß und beeindruckend ausgesehen.Aber als wir näher kamen, sah man ihren völligen Verfall.Viele Steine der Kaimauer waren mit Moos überwachsen, andere locker geworden und herausgebrochen.Der Hafen musste schon seit Jahrzehnten nicht mehr benutzt worden sein.Einige kleine Fischerboote waren einfach ein paar Meter vom Strand entfernt im offenen Wasser verankert.Außerdem lagen ein paar große Haufen Eisenschrott am Strand.Sie sahen so morsch und brüchig aus, als wären sie aus verfaultem Holz.Man konnte nicht mehr erkennen, was sie einmal gewesen waren.Der Fischer sagte, es seien deutsche Kanonen aus dem 2.Weltkrieg.Ein Stück weiter im Landesinneren gab es dann noch mehr Zeichen des somalischen Verfalls.Dort stand die Ruine der alten italienischen Polizeistation aus der Kolonialzeit.Fenster und Türen waren verschwunden und das Dach eingestürzt.Selbst das unabhängige Somalia hatte sich hier keine Polizeistation leisten können.Abdullahi hatte inzwischen das Auto wieder frei bekommen und nach Hurdiye gebracht.Die Strecke hat er sich genau angeschaut und gemerkt, behauptete er.Es gab nur die eine Stelle mit tiefem Sand, in der wir steckengeblieben waren.Wir müssten also niemanden mitnehmen, der uns im Notfall herauszog.Nuredin war skeptisch.Ich auch.Aber der Teil der Piste, den wir in der Nacht zuvor abgelaufen waren, schien fahrbar.Wir machten uns gleich auf den Weg, um noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder in Gergore zu sein.Als wir drehen wollten, blieben wir jedoch gleich im tiefen Sand in der Hauptstraße stecken.Das halbe Dorf musste mithelfen, uns frei zu bekommen.Dann schoss Abdullahi wieder einmal mit mindestens 100 Sachen los.Diesmal fuhren wir jedoch auf einer kurvigen und sehr unübersichtlichen Strecke.Hatte er nicht gesagt, die Piste war frei? Wir rasten nämlich so, weil wir die Stellen mit tiefem Sand – und davon gab es so einige - durch reichlich Schwung überwinden mussten.Wir sprangen über Bodenwellen, bohrten uns in die Verwehungen, kamen ins Schleudern und konnten uns gerade so auf der Piste halten.Dann beschleunigten wir sofort wieder.Wir hielten uns gut fest.Ich kam mir ein bisschen vor wie in der Achterbahn.Nur hatten wir ein Fass Diesel im Kofferraum.Und wir fuhren nicht auf Schienen, sondern bangten, ob wir nicht irgendwann von der Fahrbahn abkommen würden.Und natürlich, ob wir es schafften durchzukommen.Wir schafften es nicht.Erst kam eine hohe Sandverwehung, die uns abbremste, und dann unmittelbar danach eine zweite.Abdullahi wandte sich flehend zu mir – „Wo ist denn die Straße?!?“ – und schon steckten wir wieder fest.Ich konnte nicht zu ihm hinübersehen, so hasste ich ihn in diesem Moment.Dass Nuredin und ich ihm egal waren, konnte ich verstehen.Den Drang jedoch, mit dem er sich immer wieder selbst in Gefahr brachte, überstieg einfach mein Fassungsvermögen.Diesmal konnten wir uns jedoch nach ein paar Versuchen selbst befreien.Abdullahi wollte weiterfahren.Deshalb musste ich wieder schreien.Ich tat das nicht aus Kalkül, damit Abdullahi wieder zurückzuckte, sondern weil er mir Angst machte.Garibaldi, dem ich später von Abdullahi erzählte, sagte mir, ich sollte mir keine Gedanken machen.Die jungen Leute, die im Bürgerkrieg aufgewachsen sind, müsse man stets anschreien.Auf einen anderen Tonfall reagierten sie sowieso nicht.In dem selben halsbrecherischen Tempo, in dem wir gekommen waren, fuhren wir wieder nach Hurdiye zurück.Die Dörfler lachten natürlich, als sie uns sahen.Nuredin und ich stiegen aus.Und Abdullahi schoss zusammen mit seinem Cousin mit 90 ein paar Mal die Hauptstraße hoch und runter.Diese Demonstration seiner Fahrkünste brauchte wohl sein Ego.Aber in zwei Stunden würde es dunkel werden, und ich wollte nicht in Hurdiye übernachten.Ich wollte überhaupt nicht mehr in Hurdiye sein.Deshalb verhandelten Nuredin und ich mit den zwei Lkw-Fahrern des Ortes darüber, uns ein Stück zu begleiten.Sie bestanden beide auf einer Summe, mit der man am Markt von Hurdiye 800 Mal Spaghetti essen konnte.Sie wussten, wir waren in einer Notlage.Sie hatten Geduld.Wir nicht.Ich musste daran denken, was ich vor ein paar Wochen in Sir Richard Burtons Reisebericht gelesen hatte.Im 19
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