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.Der Reporter vor Ort betonte in seinem Kommentar, dass Rob Westerfield stets geschworen habe, an dem ihm zur Last gelegten Verbrechen unschuldig zu sein.Um zwölf Uhr saß ich wieder vor dem Gerät, um dabei zu sein, wenn sich Rob Westerfield vor der versammelten Öffentlichkeit präsentierte.Das Interview fand in der Bibliothek des Familiensitzes in Oldham statt.Man hatte das Sofa, auf dem er saß, vor eine Wand mit ledergebundenen Bänden platziert, vermut lich um seine Bildung hervorzuheben.Rob trug ein hellbraunes Kaschmirjackett, ein Polohemd mit offenem Kragen, dunkle Hosen und Halbschuhe.Er hatte immer gut ausgesehen, aber als reiferer Mann sah er noch besser aus.Er besaß die vornehmen Gesichtszüge seines Vaters und hatte gelernt, das herablassende Grinsen zu unterdrücken, das auf allen früheren Fotos zu sehen war.Seine dunklen Haare zeigten nur eine winzige Spur von Grau an den Schläfen.Er hielt seine Hände fest gefaltet und saß etwas nach vorne gebeugt in einer entspannten, aber aufmerksamen Haltung.»Nicht schlecht als Inszenierung«, sagte ich laut.»Eigentlich fehlt nur ein Hund zu seinen Füßen.« Ich spürte, wie mir bei seinem Anblick die Galle hochkam.Die Fragen stellte Corinne Sommers, Moderatorin von The Real Story, dem beliebten Freitagabendprogramm.Sie sprach zunächst ein paar einführende Sätze: »Soeben freigelassen nach zweiundzwanzig Jahren Gefängnis … immer seine Unschuld beteuert … wird jetzt für seine Rehabilitierung kämpfen …«Nun macht schon, dachte ich.»Rob Westerfield, die Frage ist nahe liegend, aber wie fühlt man sich, wenn man wieder ein freier Mann ist?«Sein Lächeln war warm.Die dunklen Augen unter den wohlgeformten Augenbrauen schauten fast amüsiert.»Unglaublich, wundervoll.Eigentlich könnte ich vor Freude weinen.Ich bin nur im Haus herumgelaufen, und es ist einfach wunderbar, ganz normale Dinge tun zu können, wie zum Beispiel in die Küche zu gehen und eine zweite Tasse Kaffee zu bekommen.«»Dann werden Sie hier eine Weile wohnen bleiben?«»Ja, genau.Mein Vater hat mir eine wundervolle Wohnung in der Nähe besorgt, und ich möchte gleich mit unseren Anwälten darangehen, so bald wie möglich einen Prozess zu bekommen.« Jetzt blickte er mit ernstem Gesicht in die Kamera.»Corinne, ich hätte schon vor zwei Jahren eine Haftentlassung auf Bewährung erreichen können, wenn ich bereit gewesen wäre zu sagen, ich hätte Andrea Cavanaugh getötet und würde die Tat bereuen.«»Haben Sie nicht daran gedacht, das zu tun?«»Zu keiner Zeit«, antwortete er prompt.»Ich habe immer auf meiner Unschuld bestanden, und jetzt, nachdem sich Will Nebels öffentlich geäußert hat, werde ich endlich die Chance erhalten, sie zu beweisen.«Du konntest es nicht zugeben, weil du zu viel zu verlieren hattest, dachte ich.Deine Großmutter hätte dich enterbt.»Sie sind ins Kino gegangen an dem Abend, an dem Andrea Cavanaugh ermordet wurde.«»Ja.Und ich bin dort geblieben, bis der Film zu Ende war, gegen halb zehn.Mein Auto stand über zwei Stunden lang auf dem Gelände der Tankstelle.Es sind nur zwölf Minuten Fahrt vom Stadtzentrum bis zum Haus meiner Großmutter.Paulie Stroebel hatte Zugang zu meinem Auto, und er war hinter Andrea her.Sogar ihre Schwester hat das vor Gericht zugegeben.«»Der Platzanweiser vom Kino hat sich daran erinnert, dass Sie eine Eintrittskarte gekauft haben.«»Das ist richtig.Und ich konnte es mithilfe der abgeris senen Karte beweisen.«»Aber es hat Sie niemand am Ende des Films aus dem Kino gehen sehen?«»Niemand konnte sich daran erinnern, mich gesehen zu haben«, korrigierte er.»Das ist ein Unterschied.«Für einen kurzen Moment entdeckte ich ein Aufflackern von Ärger hinter dem freundlichen Lächeln und beugte mich vor.Die restlichen Fragen hätte man jedoch genauso gut jemandem stellen können, der gerade aus einer längeren Geiselhaft befreit worden war.»Abgesehen von Ihrer Rehabilitierung, worauf freuen Sie sich besonders?«»Nach New York fahren.Essen gehen in Restaurants, die es vor zweiundzwanzig Jahren vermutlich noch nicht gegeben hat.Später dann reisen.Einen neuen Job suchen.«Er lächelte breit.»Die Frau meines Lebens kennen lernen.Heiraten.Kinder kriegen.«Heiraten.Kinder kriegen.Alles Dinge, die Andrea niemals hatte erleben dürfen.»Was werden Sie heute zu Abend essen, und wer wird alles dabei sein?«»Nur wir vier – meine Mutter, mein Vater, meine Großmutter und ich.Wir wollen heute als wiedervereinte Familie unter uns sein.Ich habe mir ein ziemlich einfaches Essen gewünscht: Krabbencocktail, Rinderbraten, gebackene Kartoffeln, Broccoli und Salat.«Wie war’s mit Apfelkuchen?, dachte ich.»Und Apfelkuchen«, schloss er die Aufzählung.»Und Champagner, nehme ich an.«»Selbstverständlich.«»Wie es scheint, haben Sie schon recht genaue Pläne für die Zukunft, Rob Westerfield.Wir wünschen Ihnen viel Glück und hoffen, dass Sie bei einem zweiten Prozess Ihre Unschuld beweisen können.«Und so was schimpft sich Journalistin.Ich drückte ärgerlich auf den Einschaltknopf und ging zum Esstisch, auf dem mein Laptop bereitstand.Ich lud meine Website auf den Bildschirm und begann zu schreiben.»Robson Westerfield, der verurteilte Mörder der fünfzehnjährigen Andrea Cavanaugh, wurde heute aus dem Gefängnis entlassen und darf sich auf Rinderbraten und Apfelkuchen freuen.Die Seligsprechung dieses Mörders wurde soeben eingeleitet, und sie wird auf Kos ten seines jugendlichen Opfers und von Paulie Stroebel vollzogen werden, einem ruhigen, hart arbeitenden Menschen, der in seinem bisherigen Leben schon viele Schwierigkeiten zu überwinden hatte.Man sollte ihm ersparen, auch diese noch überwinden zu müssen.«Nicht schlecht für den Anfang, dachte ich.19TAGTÄGLICH VERLASSEN STRAFGEFANGENE das Sing-Sing-Gefängnis, die entweder ihre Strafe abgesessen haben oder auf Bewährung entlassen werden.Sie erhalten Jeans, Arbeitsschuhe, eine Jacke, vierzig Dollar, und falls sie nicht von Familienangehörigen oder Freunden abgeholt werden, bringt man sie zum Busbahnhof oder löst ihnen eine Zugfahrkarte.Der Bahnhof befindet sich etwa vier Häuserblocks vom Gefängnis entfernt.Der entlassene Häftling läuft zum Bahnhof und nimmt einen Zug nach Norden oder einen nach Süden.Der nach Süden fahrende Zug endet in Manhattan.Der nach Norden fahrende durchquert den ganzen Staat New York bis Buffalo.Ich hatte die Überlegung angestellt, dass fast jeder, der zurzeit aus Sing-Sing freikäme, etwas über Rob Wester field wissen müsse.Aus diesem Grund zog ich mich am nächsten Morgen warm an, ließ den Wagen am Bahnhof stehen und ging zu Fuß zum Gefängnis.Am Tor herrschte ein ständiges Kommen und Gehen.Ich hatte einige Zahlen nachgeschaut und wusste, dass an die zweitausend dreihundert Häftlinge dort untergebracht waren.Jeans, Arbeitsschuhe und eine Jacke sind keine besonders auffälligen Kleidungsstücke.Würde ich überhaupt zwischen einem Angestellten, dessen Dienst gerade zu Ende gegangen war, und einem frisch entlassenen Gefangenen unterscheiden können?Da ich dieses Problem voraussah, hatte ich mir ein großes Schild aus Karton gebastelt
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