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.« Sie lief ins Schlafzimmer, um ihre Brosche zu holen, schaltete das Mikrophon ein und eilte zurück an den Apparat.»Okay, Charley, schieß los«, sagte sie und hielt die Brosche an die Sprechmuschel.»Die Bakers suchen sich ganz bewußt wohlhabende alte Leute aus«, erklärte Charley.»Das letztemal haben sie im vergangenen Jahr in Charlestown zugeschlagen.Sie haben sich mit einem älteren Herrn angefreundet, der einige Millionen schwer war.Anscheinend hatte er sich damals mit seiner Tochter zerstritten, weil er ihren Ehemann ablehnte.Aber er hat nie geäußert, daß er vorhätte, sie zu enterben.Zeugenaussagen zufolge haben ihm die beiden Betrüger Märchen über seine Tochter aufgetischt: Sie könne es kaum erwarten, an das Geld ihres Vaters heranzukommen.Und rate mal, was dann geschah.«»Plötzlich tauchte ein neues Testament auf«, schlug Alvirah vor.»Du hast es erfaßt.Der alte Herr hinterließ seiner Tochter ein paar Dollar und den Schmuck ihrer Mutter.Alles andere bekamen die Bakers.Wie du siehst, waren sie schlau genug, sich nicht das gesamte Vermögen unter den Nagel zu reißen.Dann wäre das Testament nämlich leichter anzufechten gewesen.«»Was ist mit den Zeugen?« fragte Alvirah.»Alles anständige Bürger.«»Das habe ich mir schon gedacht«, seufzte sie.»Ich bin noch auf einige ähnlich gelagerte Fälle innerhalb derletzten zehn Jahre gestoßen.Du kannst dir sicher vorstellen, wie es lief.Die Testamente wurden allesamt angefochten, doch jedesmal haben die Bakers den Prozeß mühelos gewonnen.«»Diesmal nicht«, entgegnete Alvirah entschlossen.»Das hoffe ich für deine Freundin.Noch ein kleiner Tip: Sag ihr, sie soll beim Nachlaßgericht in der Chambers Street 31 einen Antrag auf Anfechtung des Testaments stellen, und zwar mit der Begründung, die Verstorbene habe das Dokument unter Zwang aufgesetzt.Ansonsten wird es innerhalb der nächsten Tage oder Monate rechtskräftig, wann genau hängt vom jeweiligen Richter ab.Durch diesen Antrag kann sie zumindest die Übertragung des Vermögens verzögern.Wer ist der Nachlaßverwalter?«»Vic Baker.«»Die haben wirklich nichts dem Zufall überlassen«, stellteCharley fest.»Okay, Alvirah, wenn ich dir helfen kann, sag mir Bescheid.Und vergiß nicht, du bist mir dafür einen Artikel schuldig.«»Den kriegst du, verlaß dich drauf.Die Überschrift habe ich schon, du kannst sie dir gleich notieren: ERBSCHLEICHER ENTTARNT.«Charley kicherte.»Dann also los, Alvirah.Ich setze auf Sieg.« Bei der dritten Tasse Tee erzählte Alvirah Willy von dem Telefonat.»Aber, aber, Schatz«, tadelte Willy, »du schiebst schon wieder so trotzig den Kiefer vor.Ich weiß, daß du nichts unversucht lassen wirst, aber du mußt mir versprechen, dich nicht in Gefahr zu begeben.Ich werde allmählich zu alt, um mir ständig Sorgen zu machen, jemand könnte dich vom Balkon stoßen oder in der Badewanne ertränken.«»So etwas würde nicht zu den Bakers passen«, tat Alvirah diesen Einwand ab.»Schließlich sind sie keine Killer, sondern Betrüger.Und was hat Cordelia heute für dich auf dem Programm?«»Die Tagesstätte.« Willy schüttelte den Kopf.»Weißt du, Schatz, allmählich muß ich der Stadtverwaltung zustimmen.Das Gebäude fällt langsam aber sicher auseinander.Mit Reparaturarbeiten und Leim macht man auch kein neues Haus mehr daraus.Da hilft nur noch die Abrißbirne.Jedenfalls werde ich heute noch eine Stunde Klavier üben.Cordelia hat mich gestern ›Stille Nacht‹ spielen hören, nachdem ich mit dem Wasserrohr fertig war.Und jetzt hat sie beschlossen, daß ich dieses Lied nach dem Krippenspiel vortragen soll.Sie hat die komische Vorstellung, die Kinder würden sehen, daß man auch im Alter noch dazulernen kann, wenn ich mitmache.«»Das ist doch wundervoll!« rief Alvirah aus und strahlte ihn an.»Nun, ich finde die Idee ziemlich dämlich«, sagte Willy.»Aber Kinder sind zum Glück unvoreingenommen, und die Eltern werden nur Augen für ihren Nachwuchs haben.Also wird mich vermutlich niemand bemerken… Und was hast du heute vor?«»Zuerst besuche ich Kate.Du weißt ja, wie es ist.Nach dem Tod eines nahen Verwandten hat man in den ersten Tagen das Haus voller Leute.Und irgendwann wacht man auf, und es wird einem klar, daß man den Verstorbenen nie wiedersehen und nie mehr seine Stimme hören wird.Dann braucht man dringend gute Freunde.Insbesondere in Kates Fall, denn sie trauert nicht nur um Bessie, sondern muß sich zu allem Überfluß noch mit Betrügern herumschlagen.Danach schaue ich bei Monsignore Tom vorbei und erzähle ihm, wer die junge Frau ist, die sich um St.Clement herumdrückt.«Rasch wie immer räumte Alvirah die Küche auf, machte die Betten, duschte und schlüpfte in den schlichten, aber eleganten Hosenanzug, den ihre Freundin Baroneß Min von Schreiber bei ihrem letzten Besuch an der Ostküste für sie ausgesucht hatte.Wie Min nicht müde wurde zu betonen, neigte Alvirah dazu, die verschiedensten Farben und Stilrichtungen wahllos miteinander zu kombinieren.Alvirah hatte sich dem modischen Urteil ihrer Freundin gebeugt.Als sie gerade gehen wollte, hörte sie Willy am Klavier »Stille Nacht« üben.Stolz stellte sie fest, daß sein Spiel immer besser wurde.Leise summte sie den Text mit, und besonders die Zeile »Alles schläft, einsam wacht« bekam in diesem Moment für sie eine besondere Bedeutung.Nun, ich wache über dich, Kate, dachte sie.Bei ihrer Ankunft verkündete Kate ruhig und entschieden, sie habe nachgedacht und den Beschluß gefaßt auszuziehen, und sei es in ein möbliertes Zimmer.Wenn Bessie den Bakers das Haus vermacht habe, müsse sie sich eben damit abfinden.Der Wortlaut des Testaments sei eindeutig, und immerhin habe Bessie ihr ein Einkommen vermacht und sie zur Benutzung der Wohnung im oberen Stockwerk berechtigt.»Aber ich kann nicht unter einem Dach mit diesen Leuten leben, Alvirah«, sagte Kate.»Und wenn ich daran denke, wie die arme, kranke Bessie am Schreibtisch ihr Testament tippte und wartete, bis ich weg war, bevor sie die Zeugen kommen ließ, versetzt es mir einen Stich ins Herz.«»Kate, du hast mich gerade an etwas erinnert, das ich vergessen hatte.Das Testament wurde doch am letzten Montag, dem 30.November unterschrieben.Doch datiert ist es vom 28.November.«»Genau.Am Tag, nachdem Bessie dem Monsignore sagte, ihr behage die Vorstellung nicht, das Haus in eine Kindertagesstätte zu verwandeln.Am Wochenende hat sie noch darüber gewitzelt, es sei meine Aufgabe, mich mit den Kindern herumzuschlagen.Und dann hat sie hinter meinem Rücken ihr Testament geändert.«»Wie oft warst du am letzten Wochenende weg?« fragte Alvirah.»Nur in der Morgenandacht, am Samstag und am Sonntag.Doch Bessie konnte sehr schnell tippen.Du weißt ja, wie stolz sie darauf war.Für dieses Testament hätte sie höchstens zwanzig Minuten gebraucht.«»Ach, Kate!« seufzte Alvirah.Es tat ihr weh, ihre alte Freundin anzusehen.Kates Kampfgeist war verschwunden.Mutlos ließ sie die Schultern hängen, und ihr zierlicher, drahtiger Körper wirkte schlaff
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