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.Um elf Uhr fuhr er in seinem Wagen durch die Straßen von Orange County und begann mit der Suche.Nicht zu nahe bei Cornwall, dachte er.Auch nicht zu nahe bei Washingtonville, wo Helen Whelans Leiche gefunden worden war.Vielleicht war Highland Falls der richtige Ort.Vielleicht sollte er in der Nähe des Motels Ausschau halten, wo sich Jean Sheridan mit ihrem Kadetten getroffen hatte.Vielleicht war eine der Seitenstraßen in der Nähe des Motels der vom Schicksal vorbestimmte Ort, an dem er auf sein Opfer stoßen würde.Um halb zwölf, als er langsam eine von Bäumen gesäumte Wohnstraße entlangfuhr, sah er zwei Frauen, die unter der Lampe an einem Hauseingang standen.Als er auf ihrer Höhe war, drehte sich die eine um, ging in das Haus und schloss die Tür.Die andere schritt die Stufen hinunter und kürzte über den Rasen des Vorgartens zum Gehweg ab.Die Eule hielt am Straßenrand an, schaltete das Licht aus und wartete auf sie.Sie sah zu Boden, ging mit eiligen Schritten und hörte ihn nicht, als er aus dem Wagen schlüpfte und im Schatten des Baumes verschwand.Als sie an ihm vorüberging, trat er vor.Er spürte, wie die Eule aus ihrem Käfig entwich, als er seine Hand auf ihren Mund drückte und das Seil mit einer raschen Bewegung um ihren Hals schlang.»Tut mir leid für dich«, flüsterte er, »aber du bist ausersehen worden.«60DIE LEICHE VON YVONNE TEPPER wurde um halb sieben Uhr am Morgen von Bessie Koch gefunden, einer siebzigjährigen Witwe, die sich ihre Rente aufbesserte, indem sie in Highland Falls und Umgebung die New York Times auslieferte.Sie wollte gerade in die Einfahrt der Teppers einbiegen.Als Verkaufsgrundsatz hatte sie nämlich den Slogan »Niemals barfuß« geprägt.»Bei mir müssen Sie nicht die Auffahrt hinunterlaufen, um die Zeitung zu holen«, erläuterte sie auf ihrem Werbezettel.»Sie liegt vor Ihrer Haustür.« Die Werbeaktion war eine Hommage an ihren verstorbenen Gatten, der sich jeden Morgen barfuß auf die Suche nach der Zeitung begeben hatte, die der Zeitungsbote irgendwohin geschmissen hatte, meistens näher zum Gehweg als zur Haustür.Im ersten Moment wollte Bessies Verstand nicht akzeptieren, was ihre Augen sahen.Es hatte über Nacht Frost gegeben, und Yvonne Tepper lag zwischen zwei Büschen auf dem Gras, das immer noch stellenweise vom Reif glitzerte.Ihre Beine waren gekrümmt, und ihre Hände steckten in den Taschen eines marineblauen Parkas.Sie bot einen so friedlichen und ordentlichen Anblick, dass Bessie im ersten Moment dachte, sie wäre eben erst zu Boden gestürzt.Als sie begriffen hatte, brachte Bessie den Wagen mit einem abrupten Tritt auf die Bremse zum Stehen.Sie stieß die Tür auf und stürzte die wenigen Schritte auf Teppers Leiche zu.Für einen Augenblick blieb sie wie gelähmt davor stehen, als sie der geöffneten Augen, des schlaffen Mundes und des um den Hals geschlungenen Seils ansichtig wurde.Bessie wollte um Hilfe rufen, doch sie war unfähig, auch nur den geringsten Ton aus ihrer Kehle zu pressen.Sie drehte sich um und stolperte zum Wagen zurück, ließ sich auf den Vordersitz fallen und lehnte sich mit vollem Gewicht auf die Hupe.In den Nachbarhäusern gingen Lichter an, und die Gesichter genervter Bewohner erschienen an den Fenstern.Mehrere Männer rannten aus ihren Häusern, um die Ursache des Aufruhrs zu erfahren – ironischerweise alle barfuß.Der Ehemann der Nachbarin, die Yvonne Tepper besucht hatte, bevor sie von der Eule überfallen wurde, schwang sich auf den Beifahrersitz und löste mit einem entschlossenen Griff Bessies Hände von der Hupe.Das war der Augenblick, in dem Bessie endlich schreien konnte.61SAM DEEGAN WAR MÜDE GENUG, um den Schlaf des Gerechten zu schlafen, auch wenn ihn sein Instinkt, der aus ihm einen guten Polizisten machte, daran zweifeln ließ, dass das letzte Fax, das Jean erhalten hatte, echt war.Als der Wecker ihn um sechs Uhr morgens weckte, blieb er noch eine Weile mit geschlossenen Augen liegen.Das Fax war das Erste, was ihm wieder in den Sinn kam.Zu glatt, dachte er wieder.Erklärt alles.Trotzdem, es wird jetzt schwierig werden, von einem Richter eine Eilverfügung für die Einsicht in Lilys Geburtsakte zu bekommen.Vielleicht war gerade das die Absicht, die hinter diesem Fax steckte.Vielleicht hatte es jemand mit der Angst zu tun bekommen und befürchtet, dass der Verdacht auf ihn fallen könnte, falls ein Richter die Akte freigab und man Lily über die Haarbürste befragte.Das war genau die Hypothese, die Sam beunruhigte.Er öffnete die Augen, setzte sich auf und schlug die Decke zurück.Auf der anderen Seite, dachte er, im Geiste den Advocatus Diaboli spielend, ist es durchaus denkbar, dass Laura vor zwanzig Jahren auf irgendeine Weise erfahren hat, dass Jean schwanger war.Beim Essen gestern hat Jean erzählt, dass Laura während des Treffens eine Anspielung auf Reed Thornton gemacht habe.»Ich bin mir nicht sicher, ob sie seinen Namen genannt hat«, sagte Jean.»Aber ich war überrascht, dass sie überhaupt wusste, dass ich mit einem Kadetten befreundet war.«Ich traue diesem Fax nicht, und ich glaube immer noch, dass es kein Zufall sein kann, dass fünf Frauen in der Reihenfolge gestorben sind, in der sie mittags an einem Tisch saßen, dachte Sam, während er in die Küche schlurfte und die Kaffeemaschine in Gang setzte.Dann ging er ins Bad und drehte die Dusche auf.Der Kaffee duftete ihm bereits entgegen, als er fertig angezogen in die Küche zurückkam.Er goss Orangensaft in ein Glas und steckte einen Muffin in den Toaster.Als Kate noch lebte, hatte er immer Hafergrütze zum Frühstück gegessen.Obwohl er sich gesagt hatte, dass es nicht so schwierig sein könne, eine drittel Tasse Haferflocken in eine Schüssel zu geben, eine Tasse fettarme Milch hinzuzufügen und die Schüssel zwei Minuten in die Mikrowelle zu stellen, war ihm die Grütze nie so richtig gelungen.Die von Kate war einfach viel besser gewesen.Nach einer Weile hatte er es dann aufgegeben.Fast drei Jahre waren vergangen, seit Kate ihren langen Kampf mit dem Krebs hatte aufgeben müssen.Zum Glück war das Haus nicht so groß, dass er das Gefühl gehabt hatte, es verkaufen zu müssen, nachdem die Jungs flügge geworden und ausgezogen waren.Mit dem, was ein Ermittler verdient, kann man sich nun mal kein großes Haus leisten, dachte Sam.Viele andere Frauen hätten sich darüber beklagt, nicht so Kate.Sie hat dieses Haus geliebt, dachte er.Sie hatte es zu einem gemütlichen Heim gemacht, und, egal wie hart sein Tag gewesen war, er war immer froh und dankbar gewesen, abends nach Hause zu kommen.Es ist immer noch dasselbe Haus, dachte er, als er die Zeitung von draußen holte und sich an den Küchentisch setzte.Aber es fühlt sich ganz anders an, hier zu wohnen, ohne Kate
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