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.Mutter sagte immer, ich sei darin wie ihre Tante Kate.»Sie hat eine gute Beobachtungsgabe, und ihr entging nichts«, hatte Mom Henry erklärt, als sie ihn in die Familiengeschichte einweihte.»Und neugierig war sie auch noch.Ich werde nie vergessen, wie Kate mich gefragt hat, ob ich ihr etwas zu erzählen hätte.Damit meinte sie, ob ich in anderen Umständen sei.Mein Gott, ich war noch keine Woche mit Sunday schwanger, und ich hatte nicht vor, damit hausieren zu gehen.Meiner Ansicht nach …«Sunday hatte den Satz für sie beendet: »Deiner Ansicht nach gehört es sich nicht, wenn eine Frau ihren Zustand bekanntgibt, bevor sie nicht mindestens im vierten Monat ist.Vielleicht hatte deine Tante Kate eine schmutzige Phantasie.Ich habe gehört, das liegt in der Familie.«Aber ich bin wie die alte Tante Kate, hielt Sunday sich vor Augen, ein aufmerksamer Mensch, dem es auf jedes Detail ankommt.Und dieser Ring ist eindeutig eine Einzelheit, die mir im Gerichtssaal aufgefallen ist.Das Geräusch von Schritten riß sie aus ihren Gedanken.Ein ängstlicher Schauder durchfuhr sie.Sie wußte nicht, was schlimmer war: Wenn der Entführer sich leise an sie heranschlich, oder wenn er sein Kommen mit lauten Schritten ankündigte.Offenbar war es Morgen.Sunday bemerkte, daß sie Hunger hatte.Würde er ihr etwas zu essen geben? Er hatte eine Kassette erwähnt.Wann würde er sie aufnehmen?Die Schritte schlurften über den Betonboden.Dann wurde Sunday der Sack abgenommen.Vor ihr stand die in eine Kutte gekleidete Gestalt.Der Mann streckte die Hand aus und schaltete die Glühbirne ein, so daß Sunday von dem Licht geblendet wurde.Als sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, sah sie den Entführer an und versuchte wieder, sein Gesicht zu erkennen.Obwohl es im Schatten der Kapuze lag, starrte sie darauf und zermarterte sich das Hirn.War sie ihm schon einmal begegnet? Tiefliegende Augen, knochige Züge, vermutlich über fünfzig.»Mutter hätte besser aufpassen sollen«, sagte er verärgert.»Sie hat die Milch über Nacht draußen stehenlassen, und jetzt ist sie sauer.Ich fürchte, Sie werden mit trockenen Frühstücksflocken und schwarzem Kaffee vorliebnehmen müssen.Aber zuerst bringe ich Sie zur Toilette.« Er ging um den Stuhl herum und fing an, ihre Fesseln zu lösen.Mutter hätte besser aufpassen sollen …Diese Stimme.Dieser Tonfall.Das habe ich schon einmal gehört, dachte Sunday, zu mir hat er dasselbe gesagt –er hat gesagt, ich hätte besser aufpassen sollen.Langsam entstand ein Bild vor ihrem geistigen Auge wie ein Photo im Entwicklungsbad.Es war im Gerichtssaal geschehen.Damals hatte sie Wallace ›Turnschuh‹Klint verteidigt, einen Angeklagten aus der langen Reihe von armen Schluckern, die sie in ihren ersten Jahren als Anwältin vertreten hatte.Sunday hatte sich entschlossen, Pflichtverteidigerin zu werden, weil sie fest daran glaubte, daß jeder Mensch das Recht auf eine faire Verhandlung hatte.Und das bedeutete natürlich, daß jeder einen Anwalt brauchte.Dem Fall Klint hatte sie wenig abgewinnen können.Der Mann war zwar des Mordes angeklagt gewesen, doch sie hatte die Geschworenen überzeugt, ihn nur für Totschlag zu verurteilen.Das bedeutete, daß er zwanzig Jahre später als Sechzigjähriger entlassen werden würde.Der Prozeß hatte nicht sehr lange gedauert, wahrscheinlich auch deshalb, weil die Staatsanwaltschaft nicht viel vorzuweisen hatte.Sunday erinnerte sich, daß Klints älterer Bruder der Verhandlung einige Tage beigewohnt hatte.Wieder sah sie den Entführer an.Kein Wunder, daß ich ihn nicht erkannt habe, dachte sie, wobei sie sich bemühte, sich nichts anmerken zu lassen.Damals hatte Klints Bruder langes, strähniges Haar und einen Bart und wirkte wie ein alternder Hippie.Richtig, er hatte sich als Revolutionär gebärdet, und sie erinnerte sich deshalb so genau daran, weil sie erwogen hatte, ihn als Zeugen aufzurufen.Doch sie war zu dem Schluß gekommen, daß er ihrem Mandanten eher schaden würde.Sunday rief sich den Tag ihres Gesprächs ins Gedächtnis
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