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.Als sie daran dachte, welche Folgen der von Reeves an ihr begangene Verrat langfristig für sie hätte, wogte heißer Zorn in ihrem Innern auf.Sie ballte die Fäuste so, dass ihre Nägel tiefe Halbmonde in den Innenflächen ihrer Hände hinterließen, und stieß zischend aus: »Dieses widerliche Schwein.«Sie sprang auf, schleuderte ihr Nachthemd fort und wühlte auf der Suche nach einem Slip ihre Kommode durch.Dann zog sie ihn eilig an, schnappte sich eine Jeans, riss einen Skipullover von einem der Bügel in ihrem Kleiderschrank und zog ihn sich über den Kopf.Ohne auch nur ein Paar Socken anzuziehen, schob sie ihre nackten Füße in die Slipper, die in ihrer Nähe auf dem Boden standen, spritzte sich ein wenig Wasser ins Gesicht, putzte sich die Zähne, klatschte sich etwas Make-up auf die kreidebleichen Wangen und fuhr sich ein paarmal mit der Bürste durch das dicke Haar.Dann eilte sie wieder in ihr Schlafzimmer zurück, schnappte sich eine Jacke und die Handtasche, rannte die Treppe hinunter, stürzte auf die Straße, schloss die Tür hinter sich ab und lief durch das frühmorgendliche Halbdunkel die Gasse hinab.Derart früh am Morgen waren noch keine Taxis unterwegs, weshalb sie gezwungen war, zu Fuß zu gehen.Aber das war ihr egal.Zornige Entschlossenheit trieb sie zur Eile an.Ihr Atem bildete kleine weiße Wölkchen in der Luft, doch sie nahm die Kälte gar nicht wahr.In den am Seeufer gelegenen Hotels war noch alles ruhig.Die breiten Veranden vor den meisten Häusern waren noch nicht von Faulenzern bevölkert, die später am Tag dort in den Liegenstühlen lagen, an kühlen Getränken nippten und den Ausblick genossen, der sich ihnen bot.Auch die Eingangshalle des Europa war, abgesehen von zwei jungen Frauen, die die Möbel abstaubten und die Spiegel putzten, menschenleer.Der Empfangschef sah gerade die Anmeldungen durch, während sie vor ihn trat.Sie legte ihre Hände auf die glatte Marmoroberfläche seines Tischs.»In welchem Zimmer finde ich Mr Reeves Grant?«Der Mann zog fragend eine Braue hoch, als er die zerzauste Frau vor seinem Tresen sah.»Wie bitte?«, fragte er auf Englisch mit schweizerischem Akzent.Es war nicht zu übersehen, wie argwöhnisch er war, und so setzte sie ein möglichst verführerisches Lächeln auf.»Ich weiß, ich sehe furchtbar aus, aber ich bin die ganze Nacht gefahren, um ihn zu überraschen.Wir sind … befreundet.Sie verstehen, nicht wahr?« Sie klapperte mit ihren Wimpern, bis der Mann vollkommen hilflos war.»J…ja, natürlich.Er … uh … lassen Sie mich gucken.Zimmer 429.Soll ich Sie oben anmelden?«»Nein!« Dann blickte sie schüchtern vor sich auf den Tisch, überwand ihren Widerwillen und fügte hinzu: »Ich möchte ihn überraschen.«Der Empfangschef – ein echter Romantiker – sah sie mit einem vielsagenden Grinsen an.»Die Fahrstühle sind hinten rechts«, raunte er ihr zu, als hätten sie sich miteinander verschworen.»Danke«, rief sie ihm über die Schulter zu, denn sie durchquerte bereits schnellen Schrittes das Foyer.Nachdem der langsamste Lift der Welt endlich unten angekommen war, stieg sie ungeduldig ein, drückte auf die Vier, und während sich das Gefährt gemächlich wieder in Bewegung setzte, ging sie in Gedanken ihre Rede durch.Oben angekommen stürmte sie den Korridor hinab, merkte, dass sie in die falsche Richtung lief, machte auf dem Absatz kehrt und marschierte zurück, bis sie vor der Tür der 429 stand.Dann klopfte sie lautstark an.Das Geräusch hallte vernehmlich durch den langen, schmalen Gang.Sie könnte von Glück reden, wenn niemand aus seinem Zimmer käme, um zu sehen, von was für einem Lärm er aus dem Schlaf gerissen worden war.In Raum 429 allerdings blieb alles ruhig, und so klopfte sie noch einmal lauter an die Tür.Dann hörte sie das Rascheln einer Decke, und mit einem Mal wurde ihr klar, dass sie gar nicht wusste, ob der Kerl alleine war.Ihr Herz zog sich zusammen, aber gleichzeitig reckte sie starrsinnig das Kinn.Sie war gekommen, um dem Mann zu sagen, was sie von ihm hielt, und es war ihr egal, ob es dafür irgendwelche Zeugen gab.Donnernd krachte ihre Faust zum dritten Mal gegen das dicke Holz.Dieses Mal hörte sie einen leisen Fluch, das Quietschen einer Matratze sowie leise Schritte hinter der Tür.»Ja?« Es klang mehr wie ein kampflustiges Knurren als wie ein Wort.»Mach auf.«Es folgte eine kurze Pause, aber dann ließ er sie endlich ein.Er stand direkt hinter der Tür, weshalb sie ihn nicht sah.Sie betrat den Raum, sah auf das leere Bett und atmete erleichtert auf.»Komm rein«, ertönte eine trockene Stimme hinter ihr.Sie wirbelte zu ihm herum.Sie hatte vor, ihrer Empörung Luft zu machen, bis er vor ihr auf die Knie ging und sie flehend um Verzeihung bat.Doch er kämpfte mit unlauteren Mitteln.Weil er völlig unbekleidet war.Zerzauste Strähnen dunkelbraunen Haars hingen ihm in die Stirn.Seine Hände hatte er in einer arroganten Pose in die Hüften gestützt und machte es der Frau, die um ihr Leben und zugleich mit ihren Gefühlen kämpfte, alles andere als leicht.Dass er möglicherweise nackt wäre, hatte sie nicht bedacht.Sie hatte gewusst, dass er vielleicht noch schlafen würde, weiter aber hatte sie nicht überlegt.Und jetzt war ihr Gehirn angesichts der zerstörerischen Kraft seiner betörenden Männlichkeit wie leergefegt.Ihr Blick fiel auf seine Brustbehaarung, die ein faszinierendes Muster bildete und sich in einer dünnen, seidig weichen Linie nach unten verjüngte, bis sie …Seine Beine waren lang und muskulös und hart.Er verströmte eine ungeheure Kraft.Es wäre vollkommen vergeblich, ihn anzugreifen, wurde ihr bewusst.Wie sollte sie diese Schlacht jemals gewinnen? Sicher kam sie ihm wie eine hoffnungslose Närrin vor, denn schließlich war sie einfach, ohne nachzudenken, hier bei ihm hereingeplatzt.Während sie ihn böse ansah, fing er an zu gähnen, hob aber gespielt galant die Hand vor seinen Mund.Die Gleichgültigkeit, mit der er auf sie reagierte, machte sie noch wütender als alles, was bisher geschehen war.Ehe sie jedoch die Chance hatte, ihrem Unmut Luft zu machen, fragte er: »Findest du dein Vorgehen nicht ein bisschen zu direkt? Hat deine Mutter dir nie gesagt, dass Männer gern die Aggressoren sind?«»Fahr zur Hölle!«, fauchte sie ihn an
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